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Cult Of Luna - Eternal kingdom

Cult Of Luna- Eternal kingdom

Earache / Rough Trade
VÖ: 13.06.2008

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Erst denken, dann ...

Am Anfang war der Gedanke, nicht das Wort. Zuerst denkt man immer etwas, bevor man den Mund aufmacht, auch wenn nur der Bruchteil einer Millisekunde dazwischen liegt. Zwar scheint es manchmal anders herum zu sein, ist es aber nicht. Somit ist unter diesem Aspekt eigentlich jedes Album ein Konzeptalbum, denn ohne eine zugrunde liegende Idee gäbe es gar keine Musik, keine einzige Note. Die Frage ist nun vielmehr, wie weit man diese Grundidee in den Vordergrund stellt und sie als roten Faden durch das eigene Werk zieht. Cult Of Luna machen das mittlerweile konsequenter, aufdringlicher, aber auch spielerischer und besser denn je.

Für viele Bands wäre es allein schon eine Geschichte wert, in einem alten Proberaum auf dem verlassenen Gelände eines Irrenhauses ein Album aufgenommen zu haben. Cult Of Luna sind aber nun einmal nicht irgendwer, schöpfen ihre Inspiration bekanntlich ganz anderen künstlerischen Quellen und setzen dem somit noch einen drauf. Dreh- und Angelpunkt ist diesmal das mystische Tagebuch "Tales from the eternal kingdom" von Holger Nilsson, was eher durch Zufall zwischen Zwangsjacke, verrostetem Psychobesteck und allerhand Zeichnungen von Patienten gefunden wurde. Doch hier beginnt erst die eigentliche Geschichte: Nilsson beschreibt eine abenteuerliche Welt, in der die Tiere um das böse Fabelwesen König Ugín - halb Mensch, halb Eule – einen Kampf gegen die guten Wesen – angeführt von einem Auerhahn – führen. Auch der Näcken (schwedisches Sinnbild für den Teufel) kommt in dieser Geschichte vor, soll er doch Nilssons Frau umgebracht haben. Vielmehr sitzt aber dieser selbst lebenslang in der Psychiatrie.

Was Cult Of Luna mit "Eternal kingdom" nun so einzigartig macht, ist die Herangehensweise an die Musik und die Kunst, sich dieser Grundidee der Geschichte - die ja wiederum auch auf verschiedenen Wahrheiten basiert - völlig auszuliefern. Gleichzeitig muss das alles zusätzlich in das bestehende Soundgewand der Band übersetzen werden. Hinzu kommt noch die bebilderte Ebene des Artworks, die das Album zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfügt. Das mag in der Tat alles sehr überladen klingen, offenbart aber genau das, was anderswo oftmals fehlt: Tiefgang und Niveau. Cult Of Luna haben sich unlängst Narrenfreiheit erarbeitet und nutzen diese, um eben nicht nur sich selbst weiterzuentwickeln, sondern auch den Hörer ausreichend herausfordern zu können. Vom Umfang und der Art und Weise her ähnelt das schon beinahe den letzten Veröffentlichungen von The Ocean, Tool oder auch Mastodon.

Natürlich liegen dazwischen noch ein paar musikalische Welten, aber die Intentionen sind ebenso wie der Drang zur Neuerung die gleichen. Im Gegensatz zum fast perfekt melodischen "Somewhere along the highway" klingt "Eternal kingdom" wesentlich härter und rauer, ohne dies unterm Strich aber wirklich auch zu sein. Dieser innere Widerspruch ist das Ergebnis der neuen Vielfältigkeit, die zwar sehr durchdacht wirkt, trotz elektronischer Interludes und atmosphärischer Spielereien aber keineswegs aufgesetzt ist. "Eternal kingdom" besteht aus einer komplexen Geschichte, von der die Musik nur ein Teil zu sein scheint. Trotzdem offenbaren die sechzig Minuten voller abwechslungsreichstem Sludge und Postmetal fast genauso viele überraschende Momente, wie sie Fragen aufwerfen. Das gehört dazu, schließlich ist die Lebensgeschichte des Inspirators keineswegs durchsichtiger. Im Gegenteil: Monster, Krieg und gestörte Seelen sind ebenso präsent wie sich hoffnungsvolle Zwischenspiele neben dramatische Gitarrenschlachten gesellen. Man muss sich nur in die psychischen Abgründe vorarbeiten, um auf den Sinn zu stoßen. Die Idee ist schließlich die Message.

(Christoph Schwarze)

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Highlights

  • Ghost trail
  • Following betulas

Tracklist

  1. Lowlwgod
  2. Eternal kingdom
  3. Ghost trail
  4. The lure
  5. Mire deep
  6. The great migration
  7. Österbotten
  8. Curse
  9. Ugín
  10. Following betulas

Gesamtspielzeit: 60:54 min.

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