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So So Modern - Friends and fires + 000 EPs

So So Modern- Friends and fires + 000 EPs

Unter Schafen / Al!ve
VÖ: 18.07.2008

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Mit allem und Schaf

Bands aus Neuseeland haben's nicht leicht. Zu Hause am Allerwertesten der Welt, kaum jemand da, dem man seine Musik vorspielen kann, dreimal mehr Schafe als Einwohner. Dass das deutsche Label dieses Quartetts nun ausgerechnet die friedfertigen Wollelieferanten im Namen führt, ist dabei ungleich putziger als die Tatsache, dass die Band 2008 hierzulande mit einer Compilation von EPs aus den Jahren 2005 bis 2007 an den Start gehen muss. Andere hätten da schon das Handtuch geworfen, weil Rahm und Reibach mittlerweile längst von näher am heißen Scheiß sitzenden Bands wie Foals oder Shitdisco abgeschöpft sind. Nicht aber So So Modern aus Wellington. Die schaffen das schon.

Oder sollte man passender sagen: Die schaffen uns schon? Jedenfalls geben sie sich auf diesen 15 Stücken alle Mühe. Verwilderte Bastarde aus New Wave und Punk mit unter die Achseln geklemmten Gitarren und aggressives elektronisches Gedengel auf der Nu-Rave-Kuchenform mögen zwar inzwischen so originell nicht mehr sein - wüsten Spaß und entzückendes Ohrensausen kann man damit aber allemal noch kriegen, wenn man's richtig macht. Und So So Modern machen's richtig. Mit halsbrecherischen Tempowechseln, kreissägenden Riffs, Electronics am Rande des Schaltkreisinfarktes und Stimmen auf einer Sorte Helium, die man außerhalb von CIA-Forschungslaboren noch nicht kennen kann.

Ein Song wie "Skeleton dance" illustriert den Effekt dieser Musik schon sehr anschaulich: wie ein Griff in die Steckdose, bis kreischbunte Kostüme und Tiermasken in die Ecke fliegen und der letzte Rest zuckendes Fleisch von den Knochen geschliffen ist. Das war es wohl, was die Yeah Yeah Yeahs meinten, als sie die Aufforderung "Show your bones" aussprachen - dass jemand das wörtlich nehmen würde, konnte schließlich keiner ahnen. Und ja, zu so etwas kann man auch noch tanzen. Zwar nur unter Verrenkungen, denen man ausgesetzt wäre, wenn ein Auto mit 180 Kilometern pro Stunde um die Ecke fahren könnte - doch vielleicht kennen So So Modern da ja einen Trick. So wie auf der sich in nur zwei Minuten selbst ungespitzt in den Boden rammenden Speed-Monstrosität "Untimely demise of ..." Oder beim fiepsenden Vocoder-Punk "The new internationale". Oder zahlreichen anderen Momenten dieser Platte.

Natürlich muss man So So Moderns ungehobelte Qualitäten wenigstens vorläufig differenziert betrachten. Was The Rapture etwa vor ihrer DFA-Zeit veranstaltet haben, hatte auch noch nicht die Bohne mit dem späteren energetischen Dance-Punk zu tun. Vielleicht brüten ja die Neuseeländer inzwischen genauso über stromlinienförmigerem Material und lachen sich angesichts der Rohkost von "Friends and fires + 000 EPs" ins wund geschrubbte Fäustchen. Aber das hat aktuell noch nicht zu interessieren - bis auf weiteres gilt es erst einmal, mit diesem kratzenden und fauchenden Compilation-Ungetüm fertig zu werden. Vielleicht wären So So Modern ja doch besser in ihrer Heimat geblieben? Ein Schaf kann wenigstens theoretisch weglaufen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Skeleton dance
  • Loose threads and theremins
  • The new internationale
  • Future cities

Tracklist

  1. Synthgasm
  2. Fire fights
  3. Skeleton dance
  4. Turn this landscape upside down
  5. Vulture kisses
  6. Keychain dolphins
  7. The love code
  8. Racer X
  9. Contracts
  10. Loose threads and theremins
  11. Untimely demise of ...
  12. The new internationale
  13. Future cities
  14. Upgrade your chassis
  15. At/one/fell/swoop

Gesamtspielzeit: 51:15 min.

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