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Yael Naim & David Donatien - Yael Naim & David Donatien

Yael Naim & David Donatien- Yael Naim & David Donatien

Tôt Ou Tard / Warner
VÖ: 07.03.2008

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Stilles Wasser

Sie hat den Schotten unter den Rock geschaut. Verzeihung, "über die Schulter" muss es natürlich heißen. Vermutlich aber noch nicht mal das. Ob Yael Naim überhaupt jemals in Schottland gewesen ist, interessiert nicht weiter. Auffällig ist trotzdem die eine oder andere Gemeinsamkeit mit Travis. Es ist es schon etwas merkwürdig, dass auf dem Cover ein Wohnzimmer auf einem Floß rumschwimmt und Frau Naim außerdem einen Britney-Spears-Song covert.

Was ist das also für eine? Wer Yael Naim in der Apple-Werbung gehört hat kennt den Stil der 29-jährigen Tunesierin noch lange nicht. Zugegeben, "New soul" ist ein unbeschwerter und fröhlicher Titel, der sich mit leichtfüßigem Klaviergeklimper, Bläsern und Naims zarter, sich teilweise fast überschlagender Stimme im Ohr festlalalat. Der Rest ihres zweiten Albums hingegen ist stilles, aber tiefes Wasser. Alle Instrumente werden minimalistisch eingesetzt: Mal werden sacht ein paar Tasten auf dem Klavier angeschlagen, dann setzt leise ein Streicher oder ein Blasinstrument ein. Sehr stark sind auch die Einflüsse ihrer beiden Heimatorte Paris und Tel Aviv zu hören. Kollege David Donatiens Aufgaben bestanden nicht nur in der Produktion und den Arrangements des Albums, ihm ist es auch zu verdanken, dass Naim die meisten Lieder auf Hebräisch singt.

Das ist natürlich zunächst ungewohnt für die Ohren, aber bald schon klingen gerade diese Songs viel besonderer als die englischen. Vielleicht, weil die Stimmung der Lieder und die englische Übersetzung der Titel ausreichen, um ein Gefühl für die Aussage der Songs zu bekommen. Vielleicht auch, weil Naims Stimme auf Hebräisch geheimnisvoller klingt und einen gedanklich an die Orte ihrer Lieder führt. So wie beim Opener "Paris", in dem Klaviergeklimper, leises Akkordeon, Gitarrengezupfe und Naims raue, melancholische Stimme die Szene eines verregneten Nachmittags in einem französischen Café entwerfen. "Pachad" beginnt mit fröhlich-jazzigem Klavierspiel, wird aber mit dem Einsetzen der Stimme getragener. Akkordeon und Streicher durchziehen das Stück stellenweise mit einer traurigen, teilweise schwermütig-hoffungslosen Stimmung. Britneys "Toxic" singt Yael Naim dann aber in einer so unglaublich langsamen Version und mit fast theatralisch hoher Stimme, dass mithilfe von Synthesizer und Flöteneinlage glatt eine neue James-Bond-Titelmelodie entsteht.

Eine unglaublich vielfältige Ruhe ist Yael Naim da gelungen. Fast hatte sie selbst nicht mehr daran geglaubt, dass es jemals dieses stille Album von ihr geben würde, weil private wie berufliche Misserfolge sich durch ihr Leben gezogen hatten. Letztlich schaffte es aber nicht mal der zweijährige Militärdienst in Israel, sie davon abzubringen, das zu tun, was sie am besten kann: ruhig sein.

(Natascha Leo)

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Highlights

  • Paris
  • New soul
  • Toxic
  • Pachad

Tracklist

  1. Paris
  2. Too long
  3. New soul
  4. Levater
  5. Shelcha
  6. Lonely
  7. Far far
  8. Yashanti
  9. 7 Baboker
  10. Lachlom
  11. Toxic
  12. Pachad
  13. Endless song of hapiness

Gesamtspielzeit: 51:44 min.

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