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The Libertines - The best of - Time for heroes

The Libertines- The best of - Time for heroes

Rough Trade / Beggars / Rough Trade
VÖ: 02.11.2007

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

The band who would be king

Vielleicht ist es ja gar nicht so doof, die Sache so zu sehen: statt darüber zu lamentieren, was hätte sein können, das tatsächlich Gewesene feiern. Der Vergangenheit ein abschließendes Denkmal bauen, statt weiter darin zu leben. Einmal noch The Libertines, und dann ist es auch mal gut. Weil, wenn man es nüchtern betrachtet: Letzten Endes hatten sie nur drei Jahre, selbst wenn es die bewegtesten und wechselhaftesten der jüngeren englischen Pop-Geschichte waren. Es sind und bleiben nur zwei Alben, obwohl die leidenschaftlicher diskutiert, bedingungsloser geliebt und uneingeschränkter gehasst wurden als alle anderen zwei Alben zwischen 2002 und 2005. Warum also nicht über ein Best Of der Libertines freuen? Nun, darum zum Beispiel.

Es soll hier gar nicht darum gehen, dass beide regulären Alben der Band auch komfortabel auf einer einzigen CD unterkämen, die Idee, eine Vorauswahl zu treffen, also von vornherein mindestens diskutabel ist. Auch die lieblose Aufmachung der Platte, der nicht mehr einfällt, als ein paar Libertines-typische Fotos von rauchenden, schwitzenden, Bier trinkenden Männern hintereinander zu reihen, ist zu verschmerzen - alles, was sich in Liner Notes notieren ließe, wurde ja ohnehin schon groß, breit und in aller Öffentlichkeit dokumentiert. Selbst die knappe Spielzeit von "Time for heroes" ist eher guter als schlechter Stil, weil es sowieso keinen Sinn hat, sich solche Musik länger als 40 Minuten am Stück anzuhören. Aber auch wenn man tapfer nach Ausreden und Entschuldigungen für diese Best Of sucht: Sie hätte einfach nicht passieren dürfen.

Zum einen pisst sie auf ein Grab, das die Leute endlich mal in Ruhe lassen sollen, und zum anderen wurde sie noch nicht mal besonders glücklich zusammengestellt. Mit der verstiegenen Beatles-Fantasie "The man who would be king" vom zweiten Album fehlt das eine Stück, wegen dem man sich drei Minuten neunundfünfzig lang die absurde Idee ausmalen konnte, wie die Libertines wohl in zehn Jahren klängen. Und mit "Vertigo" fehlt die überschwängliche, Song gewordene Unvernunft, die vor fünf langen Jahren das Debütalbum einläutete und eigentlich schon alles vorwegnahm, was man über diese Band aus London wissen musste. Ungezogener, verspielter und freigeistiger sind die Lead-Gitarren der Rockmusik seitdem nicht gewesen. Bestimmter und selbstverständlicher sind einem die Refrains nie wieder in den Schoß gefallen.

Statt nun mit solchen Sternstunden der zelebrierten Maßlosigkeit in Erinnerungen zu schwelgen, hört man sich den unbedeutenden Schrammelrock-Wutanfall "Mayday" von der (leicht zu besorgenden) US-only-EP "I get along" und Dohertys entgleiste Sentimentalität "What Katie did" an. Immerhin die unbesiegbare Euphoriekanone "Don't look back into the sun" ist dabei, nicht nur der beste Libertines-Song, der es auf keines ihrer Alben schaffte, sondern der beste Libertines-Song überhaupt, Punkt. Und natürlich erledigen auch die Rotzfahne von "Up the bracket", das Mundharmonika-Finale aus "Can't stand me now", der überfallartige "Boys in the band"-Refrain und die hochgezogene Nase der Debütsingle "What a waster" den Job. Als Erinnerung daran, dass ohne die Libertines etwas fehlt, das auch ihre Nachfolgebands höchstens reproduzieren, aber niemals ersetzen können, mag diese Best Of also taugen. Die Frage ist nur: Wer muss daran schon erinnert werden?

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Up the bracket
  • Don't look back into the sun
  • Can't stand me now
  • Boys in the band

Tracklist

  1. Up the bracket
  2. Time for heroes
  3. Mayday
  4. Don't look back into the sun
  5. Tell the king
  6. What Katie did
  7. Can't stand me now
  8. What a waster
  9. The delaney
  10. Boys in the band
  11. Death on the stairs
  12. I get along
  13. What became of the likely lads

Gesamtspielzeit: 39:19 min.

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