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Castanets - In the vines

Castanets- In the vines

Asthmatic Kitty / Cargo
VÖ: 26.10.2007

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nie im Leben

Ray Raposa macht erst gar keinen Hehl daraus: Das letzte Jahr war scheiße. Eine Anhäufung kleinerer Ungereimtheiten und größerer, hartnäckig wiederkehrender Depressionen, gekrönt von einem Raubüberfall, bei dem er vor der eigenen Haustür um iPod und drei Monatsmieten erleichtert wurde. Immer wieder musste die Arbeit an neuen Songs wegen solcher und ähnlicher Zwischenfälle unterbrochen werden, mehr und mehr entwickelten sich die Aufnahmen des dritten Castanets-Albums "In the vines" zur scheinbar endlosen Qual. Man hört das natürlich auf der freudlosen Platte, die irgendwann doch noch fertig oder zumindest dafür erklärt wurde. Trotzdem ist sie die eine Sache, die Raposa aus 2007 mitnehmen wird, ihre schiere Existenz ein Grund zur Zuversicht. Das Seuchenjahr ist vorbei und "In the vines" der greifbare Beweis dafür.

Schnell packt die Platte die Worte aus, die jedem ihrer zehn Songs ins matte Gesicht geschrieben stehen: "It's going to be sad / And it's going to be long." Spaß kann man anderswo suchen. Das wäre auch klar, wenn Raposa nicht schon heute mit der beleidigten, ausgemergelten Stimme des alten Bob Dylan singen würde. Eine hinduistische Schreckensfabel von Tod und Verdammnis hat die Texte zu seinen neuen Liedern ebenso inspiriert wie die Ziellosigkeit seines bisherigen Nomadenlebens. Es sind aber vor allem die Teilnahmslosigkeit und Vorbestimmtheit dieser Musik, die einen fertig machen. Wenn "Rain will come" als erster Song des Albums von undefinierbaren Soundbakterien befallen wird, steht Raposa einfach daneben. Er kann nichts machen, er ist hier genauso hilflos wie alle, die ihm zuhören.

Obwohl auch er immer wieder mit einer imposant wuchernden Bart-Frisur-Kombination gesehen wird, hat Raposas Free-Folk also nichts mit Hippieseligkeit und der Wichtigkeit von Haarschnitten zu tun. Stattdessen ist es eine sehr lebensnahe und zeitgemäße Form von Aussichtslosigkeit, die wie eine niemals abzuschüttelnde Regenwolke tief über "In the vines" hängt. Dass die Platte trotz ihrer Tendenz zu plötzlichen Zusammenbrüchen und quer stehenden Drum-Machines bedeutend klassischer und songorientierter klingt als die bisherigen Castanets-Alben, ist deshalb genauso Notwendigkeit wie Umorientierung. Wenn man sich schon nirgendwo festhalten kann, ist es wenigstens beruhigend, Raposas beschädigte Akustikgitarre und seine trostlosen Geschichten hinter sich zu wissen. Manchmal gibt das Leben eben nicht mehr her, und meistens ist das ja auch völlig in Ordnung.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Rain will come
  • This is the early game
  • Three months paid
  • The night is when you can not see

Tracklist

  1. Rain will come
  2. This is the early game
  3. Westbound, blue
  4. Strong animal
  5. Sway
  6. The fields crack
  7. Three months paid
  8. The night is when you can not see
  9. Sounded like a train, wasn't a train
  10. And the swimming

Gesamtspielzeit: 37:53 min.

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