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Menomena - Friend and foe

Menomena- Friend and foe

Barsuk / City Slang / Universal
VÖ: 07.09.2007

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Retortenbaby

Konstatiert wird der Tod eines unbeschreiblichen Genres. Schon so mancher Kulturkritiker hat in diesen Tagen danach geschrien. "Friend and foe" von Menomena muss nun dafür herhalten. Wieso auch nicht. Ein Paradebeispiel für übertriebene Kopfmusik. Ein Blick zurück: In den Achtzigern begann eine Masse an Musikern, weniger beachtet als kulturell größere Zusammenkünfte, Musik zu spielen. Es hört sich beileibe einfach an, was über viele Umwege an die Öffentlichkeit drang und sich letztlich etablieren konnte. Die Formel aber, die für viele Bands unerreichbar blieb und bleibt, besteht aus Nichts anderem als dem bloßen Spiel, dem Fluss, der Hingabe. Herz und Bauch im Einklang. Beeinflusst vom Punk-Bruch Ende der 70er Jahre, der New Yorker No-Wave-Szene, verwischten Hardcore-Anleihen als Schmalspur-Aggressor und einem noch viel größeren Gespür von Pop und Melodien, begann sich eine Szene zu aktivieren, die man kurz über lang und entgegen aller Kritiken als Indie-Rock landläufig machte. The Feelies, Minutemen, The Mekons, Camper Van Beethoven, Sonic Youth. Stundenlang könnte man sie suchen und aufzählen. Ein Freudenfest.

Es hat sich ausgefeiert. Indie-Rock geht am Krückstock, nein, liegt auf dem Sterbebett. Er ist zu einem geläufigen Schimpfwort für jeden, der die Ahnungslosigkeit für sich gepachtet hat, geworden. Ein schnell gefundener und gern gezückter Genreverweis, für alle die, die ihren persönlichen Geschmack für ganz besonders durchgeknallt, innovativ halten - und/oder für zeitgenössische Gitarrenverzerrungen. H&M serviert dazu den Dresscode. Jeder darf mit, alle rein ins Boot. Lecks und Risse sind da vorprogrammiert. Die Leichtigkeit von einst ... fuck it. Menomena treten an zur Rettung, als arg durchwühlter Baukasten der ganz besondern Sorte. Auf "Friend and foe" wird Konventionalität mit Strafe gedroht. Du seist gewarnt, Akkord, du seist verflucht, Melodienfolge. Hier darf nichts stimmen, hier darf nichts klingen. Unabhängigkeit galore. Ungezügelte Baritonsaxofone sorgen für diese anhaltende und erwünschte Paranoia ebenso wie unbedarft eingemischte, verschwurbelte Elektronik, Noise-Spuren und Pianosequenzen. Dazwischen: der Versuch einen kontemporären Indie-Rock zu konzipieren, der in dem teilweise nett anklingenden aber viel zu gewollten Pipapo die weiße Fahne schwingt.

Allerdings würde es einen blinden Rundumschlag bedeuten, "Friend and foe" in Ganzheit den Garaus zu machen. Dafür ist die einfach gestrickte Pianoballade "Rotten hell", die sich letztlich emo-fizierten Überresten übergibt, viel zu anständig. "Air aid" erklingt gar in der Konsequenz, die von Nöten ist, um die hier angestrebten Fusionen zueinander zu bringen. Außerdem, unter kruden scheinobjektiven Gesichtspunkten betrachtet, versteht die Band in ihrem Großinstrumentarium durchaus ihr Handwerk. Der gewünschte Blick in Richtung Avantgarde, hin zu künstlerisch Wertvollem, bleibt ihr aber versagt. Denn wenn jede gespielte Sekunde eine neue einzubringende Idee bedeutet, integriert auf Biegen und Brechen, dann ist das irgendwann zu viel des Guten. Mit der Erwartungshaltung nach staunenden Gesichtern und Kinnladen, die auf Tischplatten knallen, wurde mit "Friend and foe" ein Album zusammengeschustert, das seinem eigenen Anspruch nicht stand hält und mehr denkt als fühlt. Ein artifizielles Großprojekt, das vor allem die Jubelarien derer ernten wird, die ihre Geschmacksskala rein nach Abgefahrenheit ausrichten. Für den mitfühlenden, aufrechten Rest heißt es weiterhin: Rettet den Indie-Rock!

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Air aid
  • Rotten hell

Tracklist

  1. Muscle'n flo
  2. The pelican
  3. Wet & rusting
  4. Air aid
  5. Weird
  6. Rotten hell
  7. Running
  8. My my
  9. Boyscout'n
  10. Evil bee
  11. Ghost ship
  12. West

Gesamtspielzeit: 47:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
bee
2012-01-16 16:05:05 Uhr
was treibt markus w denn inzwischen so?? man hat ihn schon vermisst ...
saihttam
2012-01-16 15:55:43 Uhr
du hast wohl recht. trotzdem gehen mir solche random-bullshit-einträge, wie du sie nennst, auch ungemein auf den nerv. man denkt: oh, da hat mal wieder jemand was in nem interessanten thread gepostet und dann ist es nur so ein mist.
Musikkritiker
2012-01-16 15:34:34 Uhr
Jimi Hendrix war ein ganz Großer, zu seiner Zeit!
Strange Days
2012-01-16 15:25:39 Uhr
Das, was hier geschrieben wird ist ja kein trolling. Trolling bedeutet nichts anderes als provozieren, ich sage, Pink Floyd haben scheiß simple Pop Musik gemacht, weil ich weiß, das da viele drauf einsteigen werden. Was zum Beispiel Jim Hendrickson da oben gschrieben hat ist random bullshit, kein Trolling. Und das ist ein größeres Problem. Die hälfte der Threads waren eben über McDonalds.. kein Wunder, dass sich kein Rezensent oder Admin mehr ins Forum verirrt.
Achja. Zum Thema: Menomena sind ganz groß.
saihttam
2012-01-16 15:17:48 Uhr
das stimmt, ein Thread fast komplett ohne trolleintrag. schade, dass sowas heute nicht mehr möglich ist! sobald man versucht irgendetwas über musik zu schreiben, kommt sofort ein troll hervorgekrochen (wie man ja auch gleich an Jim Hendricksons beitrag sieht) :(
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