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Op:l Bastards - The job

Op:l Bastards- The job

Form & Function / Zomba
VÖ: 09.04.2001

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sample mir den Elch

Der Psychoanalytiker spricht von der "orgastischen Lösung und Transformation", wenn er die möglichen ekstatischen Erlebnisse innerhalb eines Rock'n'Roll-Stückes beschreiben will. Da Alkohol in Finnland sehr teuer ist, dachten sich wohl drei Freunde aus dem skandinavischen Dämmerungsland, die benötigten Rauschzustände auch anders erzeugen zu können. Ein Trio aus dem Verbreitungsgebiet des Lapin-Kulta-Bieres schickt sich an, den kontinentalen Musikgeschmack zu erobern. Aber kann eine finnische Band, die noch nicht einmal den klassischen, gitarrengeprägten Rock'n'Roll spielt, es schaffen, seine Zuhörer in solche Zustände zu versetzen? Die Zeremonie scheint bei den Konzerten der Op:l Bastards immer gleich: Das ekstatische Soundgewirr wird von sechs fleißigen Armen entfacht. Rückenbelastend nach vorne über die Maschinen gebeugt, frickeln T.A. Kaukolampi, Vilunki 3000 und Tuomo Puranen wie Freaks hinter ihren Gerätepark am Bastardsound.

Diesem gelingt es, auf "The job" die glamourösen Eigenschaften von Electrorock mit Arschwackeleffekt und Synthiepop mit Wohlfühlgarantie unter scheppernden einem Dach zu vereinigen. Drei Finnen symbolisieren zugleich Zukunft und Vergangenheit in verschiedensten Spielarten: vom Funk zur Detroiter Electro-Schule, vom Tanzbodenkiller zum Synth-Rock, mit melancholischen Elektrobrettern, von der Midtempo-Ballade zum Disco-Hammer. In aller Munde und Ohren sorgt momentan der rudimentäre Achtziger-Electro-Klopfer "Scorpius" für Beachtung. Je man sich von der "The job" umspielen läßt, desto schwerer fällt der Widerstand gegen diese Musik. Der Sound des Op:l Bastards genügt sich selbst und verführt durch seine intensive Eleganz. Pompös strotzen die zehn Tracks vor bodenständiger Eigenartigkeit. Retro-Ekstase gepaart mit futuristischen Klangmonotonien.

"Funking", der programmatische Opener des Silberlings, legt bereits unverschämt los. Zelebrierte Ereignislosigkeit bis zum geht-nicht-mehr mit einem groovenden Baß, dezentem Orgelbackground und einer Stimme, welche nicht müde wird, fortwährend "Funky / Oh no / Oh yeah / Can't you see" zu verkünden. Das flummiartige Interlude "Tantor" und der downbeatlastige Vocoder-Track "Spraybeat" spülen uns weiter. Spätestens bei "Masqued lover (Andante)" glaubt man den Jungs die Herkunft. Einwohner eines sonnenverwöhnteren Staates könnten wohl kaum so düstere und zugleich verträumt-melancholische Sounds fabrizieren, die an eine Kollision von Depeche Mode und Tricky erinnern. Düster kracht auch die Downbeatnummer "Jet black man" ins Gemüt. Dunkelsten Ecken der Synthiepop-Ära werden ausgepackt, und das sowohl musikalisch als auch textlich ("And at the end of the rainbow there's no money..."). "Sinulle (for you)" rauscht behaglich auf orientalischen Klangmustern dahin und vergißt dabei das treibende Element der Beatlastigkeit nicht. Als würdigen Abschluß klopft "Sagittarius III" alle Disco-Gefühle aus dem mittlerweile längst zappelnden Zuhörer heraus. Finnland rockt elektronisch!

(Daniel Bellingradt)

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Highlights

  • Funking
  • Scorpius
  • Masqued lover (Andante)
  • Sagittarius III

Tracklist

  1. Funking
  2. Tantor
  3. Spraybeat (Eagle mix)
  4. Scorpius
  5. Masqued lover (Andante)
  6. At Tuamo's
  7. Jet black man
  8. Sinulle (for you)
  9. Sagittarius III

Gesamtspielzeit: 48:40 min.

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