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Bonnie 'Prince' Billy - Ease down the road

Bonnie 'Prince' Billy- Ease down the road

Drag City / Domino / Zomba
VÖ: 12.03.2001

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Prinzenrolle

Will Oldham - ein Phänomen, der Mann. Immer dann, wenn man meint, man wüßte genau, was als nächstes von ihm kommen müßte, überrascht er einmal mehr. Vielen wird der Musiker wohl eher durch die vielen Platten unter seinem alten Pseudonymen Palace Brothers, Palace Music, Palace Songs oder einfach nur Palace bekannt sein, die er in unterschiedlicher Besetzung einspielte. Irgendwann wurde es ihm dann wohl selbst zu bunt, und er entschied sich für eine Solokarriere unter seinem eigenen Namen. Das hielt aber nur für kurze Zeit und er nannte sich fortan meistens "Bonnie 'Prince' Billy". Das erste Album "I see a darkness" präsentierte den Musiker aus Louisville, Kentucky dann einmal mehr als fantastischen und gereiften Songwriter mit dem Hang zu dunklen, depressiven Themen.

Mit der neuen Platte "Ease down the road" setzt er diesmal aber auf ein von ihm bis dato eher weniger besungenes Thema: die Liebe. Richtig gelesen, Will Oldham hat tatsächlich ein Album mit Lovesongs gemacht. Daß das bei dem Sonderling, der sich eine Zeitlang von der Presse nur als "Push" ansprechen lies, etwas anders läuft als bei Boy- und Girlgroups und ähnlichen "Könnern" des Genres, versteht sich von selbst. Trotzdem ist der Fan wohl zuerst etwas erstaunt, denn so viel Wohlklang ist man von Oldham nicht gewöhnt. Wäre da nicht gelegentlich doch mal ein kleiner instrumentaler Ausritt, würde man fast meinen, die neue CD von Belle & Sebastian, den Pernice Brothers oder ähnlichen Sensibelchen im Player zu haben. Wenn Oldham dann aber doch wiedermal vergißt, seine jaulende Stimme zu kontrollieren, erkennt man wieder den berühmten Palace Brothers-Sound. Genau dieser ist einer der Gründe, warum der Künstler aus all den vielen amerikanischen Singer-/Songwritern herausragt. Neben hervorragendem Material hat er nämlich auch einen eigenen Stil und eine ungewöhnliche Stimme; Qualitäten, wie sie ein Bob Dylan, Neil Young oder Tom Waits haben.

Im Gegensatz zu manch alter Platte war diesmal auch eine äußerst kompetente Band mit dabei. Im Studio wurde diese so lange gequält, bis die Musiker die wunderschönen Töne von Tracks wie "May it always be" oder dem entspannenden "At break of day" so hinbekamen, wie es der Chefprinz haben wollte. Auch "After I made love to you", welches die Liebe als Hauptthema der Platte wohl am besten beschreibt, ist trotz der zuerst ungewöhnlich leicht klingenden Arrangements unverkennlich immer noch Will Oldham. Kein anderer versteht es textlich so brillant, Themen wie Gottesfurcht, ständige Ruhelosigkeit oder andere tief amerikanische Geschichten in der Klasse eines Johnny Cash (auf dessen letztem Album Oldham ja einen Gastauftritt hatte), Nick Cave oder Leonard Cohen umzusetzen. Aber Oldham will nicht nur der große Denker sein. Wo es um Liebe geht, da darf auch der Spaß nicht fehlen. So verarbeitet er in alter Konzeptalben-Tradition auch die Klischees des Allerweltsthemas und wirft dem erstaunten Hörer Sätze wie "I lick you dry until you are laughing / My finger is in your behind" um die Ohren. So ernst nimmt also nicht mal ein Will Oldham das Lieben und Leiden des Lebens.

(Thomas O. Huber)

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Highlights

  • May it always be
  • At break of day
  • After I made love to you

Tracklist

  1. May it always be
  2. Careless love
  3. A king at night
  4. Just to see my holly home
  5. At break of day
  6. After I made love to you
  7. Ease down the road
  8. The lion lair
  9. Mrs Williams
  10. Sheep
  11. Grand dark feeling of emptiness
  12. Rich wife full of happiness

Gesamtspielzeit: 44:06 min.

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