Apostle Of Hustle - National anthem of nowhere
Arts & Crafts / City Slang / Rough Trade
VÖ: 30.03.2007
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Andrew Almighty
Immerhin kann niemand sagen, dass es mit Broken Social Scene langweilig geworden wäre, seit die circa elf Männer, ungefähr fünf Frauen und etwa drei Kinder in der Band sich vor geraumer Zeit auf eine halbwegs offizielle Aufnahmepause geeinigt hatten. Die neuen, regelmäßig hin- und wegreisenden AOR-, Country- oder Rock-Rock-Soloalben von Jason Collett, Amy Millan, Emily Haines und Leslie Feist mussten natürlich zwangsläufig passieren. Danke dafür noch mal. Das Mutterschiff selbst hat es aber auch noch irgendwie geschafft, unregelmäßig zu touren, Ärger mit dem NYPD zu kriegen, das schönste Sportvideo aus 2006 ohne Laufbänder zu drehen und die eine oder andere Soundtrackarbeit aus diversen Böden zu stampfen. Wird ja auch unspannend sonst, so eine Pause. Gänzlich unbeeindruckt indessen: Andrew Whiteman, Apostle Of Hustle.
Er ist dem Bühnengebärden nach der coolste Mann im Clan, immer ordentlich angezogen und um keinen Spontan-Tango verlegen, wenn mal der Sound ausfällt. Wie immer bei den Broken-Social-Scene-Leuten vergisst aber auch Whiteman jede Pose und alle Coolness, sobald man ihn in ein Tonstudio stellt, mit Instrumenten behängt und einfach mal drauflos machen lässt. "Folkloric feel", das erste Album der lose zusammengesetzten Apostle Of Hustle, hatte schon 2004 wild gestikulierend darauf hingedeutet, was passieren könnte, wenn Torontos Musikantencommunity auf Lateinamerika-Reise ginge und einer vergäße, das Diktiergerät auszuschalten. "National anthem of nowhere" nun fügt auch noch die entsprechenden Hinweisschilder, Rauchzeichen und Leuchtsignale hinzu.
Whitemans Vorstellungen eines eigenen Nebengewerbes nahmen im Kubaurlaub 2001 erste Konturen an, sie scheinen aber jetzt erst in die vorgesehen Formen zu fließen. Im Prinzip spielt er auf "National anthem of nowhere" Broken-Social-Scene-Musik - vielschichtig, hoch gestapelt, Platz sparend zusammengeräumt - und bereichert sie anschließend noch mal mit Conga, Bongo, Caja, Tres und all den Moves, die man in der ersten Salsa-Stunde lernt. Ja, und bevor noch jemand fragt: Die zwanglose Anything-Goes-Attitüde und die schiere Freude am Musikmachen, die jeden Zweifel überstrahlende Euphorie rund um Whitemans Gitarrengroßfamilie - all das ergriff natürlich auch von diesem neuen Projektseitenarm Besitz, stutzte ihn in Form und steht nun da in der Arts-&-Crafts-Vitrine für Rockmusik, die kein Land mehr sieht. Leute, was denn auch sonst?
Das Titelstück ist der Vorzeigetrack, prominent in Position gebracht und opulent nach Hause gefahren mit allen Bläsern, die greifbar waren. "The naked and alone" wird danach verschwommen und verwischt, taucht mittendrin weg und findet in "Haul away" einen Komplizen, der seinem HipHop-Gestus mit zitternder Rhythmik und fahrigen Gitarren begegnet. "Chances are" lässt sich wiederum ganz schön breit schlagen als leichtlebigster Popsong der Platte und "¡Rafaga!" packt seine Elektrische reichlich grob an, während Whiteman ins Spanische springt und sein Unheil mit umgedrehten Fragezeichen verrichtet. Man kann sich das von allen Seiten angucken, drehen und wenden, wie man will. Es bleibt immer jene Sorte Popmusik, der im letzten Moment die eine wichtige Kleinigkeit zufällt, das letzte entscheidende Ass aus dem Ärmel purzelt. Sie hat auf alles eine Antwort - auch wenn man längst nicht mehr weiß, was man eigentlich fragen wollte.
Highlights
- My sword hand's anger
- National anthem of nowhere
- Chances are
- Justine, beckoning
Tracklist
- My sword hand's anger
- National anthem of nowhere
- The naked and alone
- Haul away
- Cheap like Sebastien
- ¡Rafaga!
- Chances are
- A rent boy goes down
- Fast pony for Victor Jara
- Justine, beckoning
- Jimmy Scott is the answer
- NoNoNo
Gesamtspielzeit: 47:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God |
2007-07-07 01:45:22 Uhr
Live beim Sunset mission gesehen. Schöne Band. Mag ich! |
bee |
2007-05-31 10:47:07 Uhr
schad, Dän, Pech gehabt ,-)es waren überhaupt wenig Leute da - 50 höchstens - gemütlich also. Und was die zu dritt für einen Sound zwischen Song und Noise zaubern ist einfach grossartig. Lange nichts in diesem Stil gehört was mich so überzeugt hätte (auch grade BSS nicht ...) |
Dän |
2007-05-31 10:42:56 Uhr
Nee, ich hatte leider keine Zeit. Kann mir aber schon vorstellen, dass es super war, die Bands aus dem Broken-Social-Scene-Umfeld gefallen mir live eigentlich immer noch besser als auf Platte. |
bee |
2007-05-31 10:19:41 Uhr
war jemand dort gestern? Dän vielleicht? es war ganz grossartig!! unbedingt hingehn wer die Chance hat! und die Platte ist mit 7/10 wahrlich unterbewertet ... |
bee |
2007-05-16 20:16:45 Uhr
klasse - auf nach HD ,-) |
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Referenzen
Broken Social Scene; The Flaming Lips; The Most Serene Republic; The Besnard Lakes; Stereolab; The Hidden Cameras; Of Montreal; Mates Of State; Gruff Rhys; Super Furry Animals; The Helio Sequence; The Inflatablemen; Islands; The Unicorns; Architecture In Helsinki; Giant Sand; M. Ward; Tom Waits; Luna; The Beta Band; Donderevo; Grandaddy; Built To Spill; Yo La Tengo; Stars; Memphis; K.C. Accidental; Valley Of The Giants
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