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Rammstein - Mutter

Rammstein- Mutter

Motor
VÖ: 02.04.2001

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Hirn verbrannt

Rammstein - Band der unbegrenzten Möglichkeiten. Mit ausverkauften Touren in Mega-Hallen und zwei chartsträchtigen Alben machten die Berliner nationenübergreifend Provokation zum Pop, Masochismus zum Mainstream und Einfalt zum Erfolgsgeheimnis und waren damit die erste deutschsprachige Band seit Kraftwerk und Nena, die in den Staaten wie in der Heimat gleichermaßen Erfolg feierte. Doch da Titelstories im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch heutzutage nicht satt machen, mußte ein drittes Album her, das nun nach einer schweren Geburt mit dem Titel "Mutter" zur Welt gekommen ist. The show must go on.

Obwohl man bei einer Band wie Rammstein meinen könnte, daß keine Provokation ohne Motiv und keine Stupidität ohne Hintergedanken eingebracht wurde, wirken Rammstein auf "Mutter" mehr denn je wie durchgeknallte Psychopathen statt wie intelligente Entertainer. Dabei gelingt es ihnen auch nur auf unfreiwillige Weise, die Thematik der geklonten Kinder, die sie mit dem Album zu schildern versuchen, zum Hörer zu transportieren. Denn Rammstein erfüllen sich den Traum eines jeden selbsternannten Halbgottes in Weiß und vollbringen in ihrer Gebärfreudigkeit Kreationen, von denen sich die meisten gleichen wie ein Ei dem anderen. Klonen ist also doch möglich. Und ein derart beliebig austauschbares Baby schreit auch ohne Klaps auf den Po.

Beim Hören von "Mutter" kommen Zweifel auf, ob die Schutzanzüge, die die Band bei ihren feurigen Touren trugen, wirklich flammenfest waren und ob die Hirnrinden der Band bei den Pyro-Shows nicht vielleicht doch unbemerkt Feuer gefangen haben. Denn lediglich drei Stücke - "Spieluhr", "Nebel" sowie der Opener "Mein Herz brennt", bei dem sich Rammstein der Dramaturgie des Led Zeppelin-Klassikers "Kashmir" etwas zu offensichtlich ermächtigt haben - überspringen die von den Vorgängern nicht allzu hoch gelegte songwriterische Meßlatte noch problemlos. Während bei Rammstein in der Vergangenheit bei aller oberflächlicher Derbheit ein Spur von Subtilität und Mehrdimensionalität erkennbar war, liegt der kompositorische Nährwert von "Mutter" teilweise weit unter dem von pürierten Möhrchen aus dem Alete-Glas.

Mit der Feinfühligkeit eines Preßlufthammers packen Rammstein in ihren Texten wieder tonnenweise heiße Eisen von der Drogenproblematik bis zur dilettantischen Gesellschaftskritik an. Auf "Links 2 3 4" versuchen die Genossen im prägnanten Marschrhythmus, ein für allemal mit den Vorwürfen aufzuräumen, die die Band seit Jahren in die rechte Ecke drängen wollen: "Sie wollen mein Herz am rechten Fleck / Doch seh ich dann nach unten weg / Da schlägt es links 2 3 4". Doch mit Stahlkappen in den Schuhen marschiert es sich bekanntlich schlecht, und so stolpern Rammstein erhobenen Hauptes über ihrene eigenen textlichen Füße.

Bei Dichtungen wie "Ich durfte keine Nippel lecken / Und keine Falte zum Verstecken" oder "Ein Heer marschiert durch seinen Darm / Die Eingeweide werden langsam warm" bleibt kein Auge trocken. Wenn schließlich der Text zu "Rein raus" serviert wird, der mit Ergüssen wie "Ich bin der Reiter / Du bist das Ross" oder "Ich steige ab, hab keine Zeit / Muß jetzt zu den anderen Pferden / Wollen auch geritten werden" auftrumpft, ist die Schlacht endlich geschlagen, und die Lachmuskeln des Hörers schwenken schwer geschlagen die weiße Fahne. Das anvisierte Massaker im Kreißsaal mit Flammenwerfer und Kettensäge ist zum armseligen Strohfeuer verkommen. Der Hörer erwägt eine Vaterschaftsklage, und die Hebamme schlägt bei so viel Schwachsinn die Hände über dem Kopf zusammen. Denn es war kein Kind, das sich im Leib der Mutter gewunden hat, sondern nur ihr aufgebrachter Verdauungstrakt.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Mein Herz brennt
  • Spieluhr
  • Nebel

Tracklist

  1. Mein Herz brennt
  2. Links 2 3 4
  3. Sonne
  4. Ich will
  5. Feuer frei!
  6. Mutter
  7. Spieluhr
  8. Zwitter
  9. Rein raus
  10. Adios
  11. Nebel

Gesamtspielzeit: 45:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Hum0r
2019-05-23 14:51:18 Uhr
*eines qualvollen Tod sterb*
Hum0r
2019-05-23 14:49:47 Uhr
*röchel*

keenan

Postings: 5198

Registriert seit 14.06.2013

2019-05-23 13:55:43 Uhr
pit stop:

rein, rauf, runter, raus :-D
Das Parkhaus
2019-05-23 13:11:00 Uhr
Hoch und Runter.

Das alte Leid. Nie mehr!
@@keenan
2019-05-23 13:00:05 Uhr
wahrscheinlich ans Parkhaus.
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