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Dan Sartain - Join Dan Sartain

Dan Sartain- Join Dan Sartain

One Little Indian / Rough Trade
VÖ: 03.11.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Underground hero

Birmingham, Alabama, Vereinigte Staaten von Amerika. Dreizehn Uhr, die Sonne strahlt. Eine dürre Gestalt wankt über die frisch gefegten Bürgersteige eines piefigen Suburbs der Großstadt im amerikanischen Mittelosten. Er geht straight und cool seines Weges, pfeift seine selbstgeschriebenen Rhythmen und läßt sich durch nichts aufhalten. Wenn hier eine Person fehl am Platze ist, in diesem konservativen Loch, dann doch wohl er. Angekommen im heimischen Elternhaus, durchwatet unser hartes Hündchen die bunte Blumenpracht der Mama mit stampfenden Schritten. Die niedliche fünfjährige Tochter des Nachbarn winkt mit ihren kleinen Patschehändchen unschuldig hinüber und erntet einen herzlichen Gruß unseres jungen Rebell. Schnell erkennt er seinen Fehler, muß sich für sein immerwährendes Schauspiel schwerst am Riemen reißen, beißt sich ins Fäustchen und widerruft seinen Gruß mit einem bösen Blick. Die glatte Stirn legt sich in grimmige Falten, Augen werden zu Schlitzen, die Kleine zuckt zusammen.

Dan Sartain heißt unser gefährlicher Sprößling. Und er spielt auf "Join Dan Sartain" die Rolle seines Lebens. In den USA schon als "post-punk Johnny Cash" tituliert, zeigt er uns auf seinem dritten Album, daß er endlich zurecht auf einer Welle der Euphorie nach Europa hinüber schwappt und seinem Ruf mehr als gerecht wird. Dabei hält er sich vor allem an eins: Garage ist Garage und wird auch in einer gelebt, gefühlt und aufgenommen. Keine Möchtegernauthentizität. Keine verwöhnten Fatzken, die sich mit Kaviar in versilberten Hochglanzstudios verwöhnen und in den Arsch kriechen lassen. No way. Mit dem ersten Song "Drama queens" werden die Fronten in anderthalb Minuten klipp und klar abgesteckt. Hier wird nicht lange gefackelt, hier wird nicht auf stilistische Wendungen hingearbeitet. Dan Sartain rotzt uns mit dreckigem, verschmitzten Lächeln auf die Schuhe, haut uns das zusammengeklebte Mikro unters Kinn und treibt uns mit seinen symbolismusfreien Botschaften den Schweiß in Schuhe und Unterwäsche.

Sartain ist nicht wirklich echt. Er ist die selbstgeschaffene Coolness und unbarmherzige Härte, die im tiefen Inneren doch noch einen berechenbaren weichen Kern hat. Ein vogelfreier Kleingangster, der zwischen Bandenkriegen, jungen Mädchen und vollständiger Unabhängigkeit sein Leben fristet. Und das alles im Körper dieses schmächtigen Jungen aus dem Mittelstand. Ein wahnsinnig großer Brocken Selbstironie und Vorführung hält "Join Dan Sartain" als grundlegendes Fundament zusammen. Dazwischen findet sich eine feurige Mischung aus erdigem Rockabilly, prähistorischem Surf und neuzeitlichem Punk, die in fünfzehn Songs durch amerikanische Wüsten und Metropolen brettert. Zwar wird nach mehrmaligem Genuß bewußt, daß das gleichförmige Konzept von "Join Dan Sartain" in manchen Momenten doch den ein oder anderen eineiigen Zwilling hervorbringt, aber davon lassen wir uns nicht beirren. Antreiben lassen wir uns, erhitzen und auch durch mexikanisch-texikanische Outlawromantik erweichen. Und wenn mit "Love is black" das instrumentale Ende naht, schlendern wir mit Dan Sartain und seinen kruden Jungs dem Sonnenuntergang entgegen. Der Blick geradeaus, hinter der Sonnenbrille verborgen.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Drama queens
  • Gun vs. knife
  • Thought it over
  • Hangers on

Tracklist

  1. Drama queens
  2. Totem pole
  3. Gun vs. knife
  4. Flight of the pinch
  5. Young girls
  6. Thought it over
  7. The world is gonna break your little heart
  8. Replacement man
  9. Hangers on
  10. Besa me mucho
  11. I wanted it so
  12. Second coming
  13. Indian Ink
  14. Shenanigans
  15. Love is black

Gesamtspielzeit: 37:03 min.

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