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The Radio Dept. - Pet grief

The Radio Dept.- Pet grief

Labrador / Al!ve
VÖ: 31.07.2006

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Endlosschleife

Johan Duncanson, seines Zeichens Kopf, Keyboarder und Sänger von The Radio Dept., wurde anläßlich der Veröffentlichung des Debüts "Lesser matters" in einem Interview gefragt, wie er mit seinen Mannen den unverwechselbaren Sound der Melancholie so konsequent in Aktion setzen könne. Die Antwort, die nicht näher zur Debatte stehen soll, war eine Art Bekennerschreiben zur endlosen Tieftraurigkeit. Viel entscheidender als die geheimnisumwobene Antwort, ist, den Fokus auf die Frage zu legen, der ein entscheidender Irrtum obliegt. Definitionen der Melancholie sollen uns weiterhelfen, den Interviewer und die Scharen der Ahnungslosen endlich zu überführen und aufzuklären.

"Schwermut, Entschlußunfähigkeit, Gemütserkrankung" – das sind die Schlagworte, die dem Phänomen der Melancholie etwas mehr auf die Schliche kommen. Als Laie können wir entnehmen, daß der Gemütszustand in Richtung Bodenlosigkeit tendiert und sich dahingehend verändert. Melancholie in der Musik ist entweder festzustellen – "Der/Die einsame/existenzlose/drogenabhängige Mann/Frau/Antony" – oder wird ausgelöst – "Ich fühle den Weltschmerz und recke die Fäuste (mit oder ohne Frustrationsschrei) gen Himmel". Unterkühlung, Gleichförmigkeit oder Ideenlosigkeit gehören nicht dazu. Genau das ist aber bei The Radio Dept. der Fall. Was nicht automatisch Melancholie bedeuten muß.

Schluß aber jetzt mit dem sozialpsychologischen Gequatsche. Es geht hier schließlich um Musik, die unsere große, weite und stille Leere im Herzen mit neuen Emotionen versorgen soll. "Pet grief" muß da schließlich auch ein Stück weit helfen. Also rein damit in die Anlage der Reizflutung und hörbaren Gemütsbeeinflussung. "It’s personal" mit seinem schwermütigen Pianointro erfüllt als Opener die Herzen all derer, die auch dem TV-Dokumentationswahnsinn mit Klavieruntermalung eine Träne abgewinnen können. Ein schneller Wechsel folgt in Form von elektronisch-eintönigen Beats, grellen Keyboardfarben und lieblosen Drumcomputersounds, geprägt von ewiger Wiederholung.

Feinmalerei im Hintergründigen ist oberstes Gebot, um einen eindrucksvollen, hypnotischen Minimalismus zu kreieren. The Radio Dept. haben davon noch nichts gehört und quälen den Hörer mit Monotonie ohne jegliche Überraschung, ohne Umschwünge. Immer im gleichen Schema, mit den gleichen Instrumente und Abläufe, die einer Beleidigung an den aktiven Part des Gehirns gleichkommen. Selbst wenn auch solcher Musik eine Daseinsberechtigung zugesprochen werden kann, steht nach dem spärlichen Hörvergnügen von "Pet Grief" ein leeres Fragezeichen im Raum Irgendwo in diesem schmerzverbreitenden Schmachtfetzen geht die Sonne auf. The Radio Dept. erweisen mit "Every time" My Bloody Valentine und den Pet Shop Boys gitarrenverliebt und lärmend die Ehre. Danach geht es weiter wie gehabt. Scheinbar endlos.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Every time

Tracklist

  1. It's personal
  2. Pet grief
  3. A window
  4. I wanted you to feel the same
  5. South side
  6. The worst taste in music(extended)
  7. Every time
  8. What will give?
  9. Gibraltar
  10. Slepping in
  11. Tell
  12. Always a relief

Gesamtspielzeit: 37:18 min.

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