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Six Organs Of Admittance - The sun awakens

Six Organs Of Admittance- The sun awakens

Drag City / Rough Trade
VÖ: 09.06.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Transfiguration songs

Ein Schulterzucken. Mehr dürfte man eigentlich nicht zurückkriegen, wenn man Ben Chasny mal nach seiner Musik fragt. Wer dann aber nicht locker läßt und wer es ganz genau wissen will, der könnte dem Mann, der Six Organs Of Admittance mehr oder minder alleine schmeißt, vielleicht sogar ein entschiedenes "Was soll ich schon erzählen?" abtrotzen. Man muß das dem Herrn aber nachsehen, das ist sicher kein chronischer Motzenkopf wie Lou Reed oder sonst irgendein Idiot. Es gibt nur einfach nichts, was er sagen könnte. Seine Ideen, seine Songs, seine Ein-Mann-Band - das alles hat sich schon vor längerer Zeit selbstständig gemacht. Und Chasny ist da höchstens noch Gast in der eigenen Matrix. Von uns Zuschauern unterscheidet ihn lediglich, daß er eine Gitarre um den Hals hängen hat.

Aber wir fangen schon wieder hinten an, im Prinzip. Letztes Jahr wurde es ernst für Chasny, weil seine freischwebende, luftholende Musik auf dem Album "School of the flower" plötzlich ganz gut ins Freak-Folk-Schema paßte, das Devendra Banhart und seine Freunde kurz zuvor aus dem Boden gestampft hatten. Es setzte folglich eine Menge Einsen in der einschlägigen Fachpresse, und Chasny sah sich genötigt, die aufkommende Euphorie mit dem düstersten Album seiner achtjährigen Six-Organs-Karriere auszukontern. "The sun awakens" ist längst noch nicht so weit, wie sein Titel nahe legt, es steckt irgendwo fest in tiefster Nacht, aber es fängt doch allmählich an zu leuchten, wenn man mal genauer hinguckt. "Beauty is betrayed by madness", soweit die Untertitel.

Die E-Gitarre dröhnt dabei eifriger und ausgeprägter als in Chasnys sonstigem Wohnzimmerschaffen - mit dem Noiserock-Outfit Comets On Fire läßt es der Herr ja doch sehr gerne mal krachen. Ein ungeheuerlich subtiles Background-Huschen muß sich deshalb neuerdings in "Bless your blood" von elektrischen Instrumenten den Mund verbieten lassen. "Black wall" endet schon nach kurzer Zeit mit dem Kopf in einer eingetretenen Verstärkerbox, auch wenn Chasny noch eine Zeit lang mit seiner belegten Iron-And-Wine-Stimme weitersingt. Und wenn die rituelle Instrumenten-Schlachtung "Attar" dann noch Hektik ins Album trägt, ist das fast schon ein Gitarrensolo, was den Song zu Ende bringen muß. Sachen gibt's. Wird sich Chasny denken.

Wer dieses Album übrigens auf Vinyl kauft, wird es nur wegen eines einzigen Stücks zur B-Seite umdrehen müssen. Aber das dauert dann auch freundliche 24 Minuten und erinnert einen nochmal daran, daß man hier ja eigentlich eine Platte hört, die in quälender Langsamkeit dahinsiecht. "River of transfiguration" verplempert sein erstes Viertel mit einem trockenen Gurgeln, das von sehr tief unten kommt. Schlagzeug und Gitarre gesellen sich dann eher widerwillig dazu, sie sind wahrscheinlich genauso erschrocken über diese Geisterbeschwörung wie Chasny selbst. Und sehr viel später erst blutet das alles aus, ohne jemals zusammengefunden zu haben. Wir bemühen da trotzdem gerne ein verbrauchtes Klischee: So ganz ist man nicht mehr der Alte, wenn diese Platte vorbei ist. Und die Sonne erwacht.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Bless your blood
  • Black wall

Tracklist

  1. Torn by wolves
  2. Bless your blood
  3. Black wall
  4. The desert is a circle
  5. Attar
  6. Wolves pup
  7. Rivers of transfiguration

Gesamtspielzeit: 44:38 min.

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