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Hanalei - Parts and accessories

Hanalei- Parts and accessories

Thick / Southern / Soulfood
VÖ: 24.03.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Selbsterkenntnis

Einstein hat wohl ziemlich doof aus der Wäsche geguckt, als ihm das mit der Relativitätstheorie eingefallen ist. Bob Beamon dürfte nach seinem 8-Meter-90-Satz bei Olympia '68 nicht nur wegen der körperlichen Anstrengung platt gewesen sein. Und wie sehr es Roger Federer jedes Mal mitnimmt, wenn er ein paar Gegner erfolgreich über den Tennisplatz gescheucht hat, braucht man auch niemandem mehr zu erzählen. Sowieso wollen wir eigentlich nur sagen: Niemand kann einen toller überraschen als man selbst. Oft genug hat man ja gar keine Ahnung, wozu man überhaupt fähig ist. Und Brian Moss sitzt bestimmt gerade irgendwo in Chicago und ist ziemlich baff.

Dazu muß man wissen: Als Hanalei war Moss zuletzt im Einsamer-Songwriter-mit-iBook-Fach unterwegs, dem wahrscheinlich deprimierendsten Musikgenre, das sich jemals jemand ausgedacht hat. Und bis vor zwei Jahren gehörten ihm auch noch The Ghost, die wahrscheinlich unscheinbarste Emo-Gang, die jemals jemand gegründet hat. Nun aber ist das zweite Hanalei-Album fertig, Moss hat wieder eine Band um sich, und der Kerl schreibt plötzlich Popsongs, von denen er selbst unmöglich geglaubt haben kann, daß sie in ihm stecken. "Parts and accessories" - wie das halt so ist, wenn auf einmal alles zusammenpaßt.

Das Erstaunliche an dieser Platte ist dann auch gar nicht, daß Moss seinen Laptop diesmal nur noch braucht, um das ganze Elektro-Equipment bei eBay abzuladen. Es sind die Lieder an sich, aus dem Nirgendwo zu ihm gekommen, voll mit aufmerksamen Kleinigkeiten, lebendig, dramatisch, frisch und sogar reif, wenn's denn unbedingt sein muß. "The sun came in like an overdriven G-chord", singt Moss gleich im übermütigen "Resonate remain" und bringt sich als verspielter Nerd in Position, der mehr als nur eine erstaunliche Geschichte im Textbuch stehen hat. "Chamomile" zum Beispiel, das müßte man mal Davey von Bohlen vorspielen. Dann kriegt der vielleicht auch nochmal die Kurve.

Aber man sollte hier gar nicht auf die anderen gucken, auch wenn "Duct taped tapes" und Ross' filterloser Gesang mit aller gegebenen Trotzigkeit daran erinnern, daß die neue Long-Winters-Platte längst überfällig ist. Lieber sollte man sich die Finger wund klopfen an den Schultern der Hanalei-Männer, weil sie einen mutigen Schritt zur Seite gemacht haben und damit sicher nicht ganz zufällig auf dem rechten Weg gelandet sind. "Cynics anthem for a new tomorrow" heißt ihr letzter Song für heute. Vier Minuten aus dem turbulenten Leben dieser Band, die sich anhören, als hätte Moss sie einer ganzen Generation hinter die Ohren schreiben wollen. Wieso auch kleinere Brötchen backen? Ein Anfang ist gemacht.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Resonate remain
  • Duct taped tapes
  • Cynics anthem for a new tomorrow

Tracklist

  1. Resonate remain
  2. Sloth art
  3. MLK, you're OK
  4. Do the pendulum
  5. Duct taped tapes
  6. Chamomile
  7. The hand
  8. Nothing works
  9. Gyres
  10. Cynic's anthem for a new tomorrow

Gesamtspielzeit: 35:41 min.

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  • Hanalei (3 Beiträge / Letzter am 23.05.2018 - 16:33 Uhr)

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