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Archie Bronson Outfit - Derdang derdang

Archie Bronson Outfit- Derdang derdang

Domino / Rough Trade
VÖ: 31.03.2006

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Geistliche

Im Internet darf man lesen, daß Sam Windett, Sänger von Archie Bronson Outfit, in vertrauten Kreisen "The cardinal" genannt wird. Damit wird wahrscheinlich auf die majestätische Erhabenheit und das missionarische Moment abgezielt, die der Musik von Archie Bronson Outfit auch auf dem aktuellen Album "Derdang derdang" stets innewohnen. Sie kommen, um uns zum echten alten Bluesrock harter Prägung zu bekehren. In Deutschland jedoch stiftet der Titel "The cardinal" spätestens seit knapp einem Jahr, als wir ja erst alle eben so ein Kardinal und später dann Papst waren, doch eher Verwirrung. Wer will denn hier in der Rockmusikszene als ein solcher bezeichnet werden? Außer Xavier Naidoo vielleicht?

Nach exakten 38 Minuten und 48 Sekunden ist die Messe gelesen. "Derdang derdang" ist Geschichte, und wir als Gemeindemitglieder verharren in einem Zustand des Fragezeichens. Was ist da gerade passiert? Was wollten uns die Südlondoner Herren mit diesen Liedern sagen? Archie Bronson Outfit rocken schwer. So viel darf man schreiben. Als hätten sich Sixteen Horsepower mal wieder zu einem schwülstigen Gesamtepos aufgerafft und sich dabei nicht entscheiden können, ob sie Blues oder Rock besser finden. Drei Männer nur sind es, die hier aufs Schlagzeug einstampfen, als würden sie dafür bezahlt. Die auf ihre Gitarren eindreschen, als wollten sie sie bestrafen. Und die mit ihrer Stimme prügeln, als verspürten sie Befriedigung. All diese emotionalen Zustände finden sich vereint etwa im Opener "Cherry lips". Gewaltig, aber nicht gewalttätig.

Mehr dieser energetischen Qualitäten gibt es auf "Kink", dem zweiten Stück, das klingt wie ein musikalischer Country-Highspeed-Orgasmus. Ziemlich unchristlich. Oh. Ah. Uh. Es sind solche extatischen Rufe, die in Erinnerung bleiben. Dazu diese schmutzigen Riffs und die furiosen Gitarrenwände. In "Dart for my sweetheart" gesellt sich dazu noch eine gesunde Portion Soul. Und das verhackstückelte und wilde "Got to get (your eyes) würde sich wahrscheinlich gut machen auf den Tanzböden der Welt, wenn eigentlich schon keiner mehr kann. "I am a disco dancer / I can dance for you", singt passend dazu der (falsche) Kardinal im Track "Dead funny". "Derdang derdang" kommt kaum zur Ruhe. Erst "Cuckoo" setzt sich wie ein falsches Ei in ein Nest voller Rock, weil da der Country dominiert. Plötzlich klingen Archie Bronson Outfit wie der Black Rebel Motorcycle Club auf "Howl". Die Retourkutsche erfolgt mit "Jab jab", wo sie schon wieder wie die Hohepriester des Rock spielen.

Archie Bronson Outfit machen das gut. Die trauen sich was. Die wollen nur spielen, spielen, spielen. Bis sie nicht mehr können. Zwar bleibt dafür manchmal die Melodie auf der Strecke; aber nicht jede Band wurde geboren, gleich den Titel des NME (oder das Album der Woche bei Plattentests.de) einzunehmen. Müde vom Musizieren lassen sich Archie Bronson Outfit jetzt gänzlich gehen. Ein letzter Versuch, sich aufzuraffen. Wie die Zigarette danach hauchen es die drei Herren aus, dieses schöne kleine Liedchen, ehe sie sich zurückziehen."Harp for my sweetheart". Und jetzt zurück in die Sakristei des Bluesrock.

(Sebastian Peters)

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Highlights

  • Cherry lips
  • Cuckoo
  • Jab jab

Tracklist

  1. Cherry lips
  2. Kink
  3. Dart for my sweetheart
  4. Got to get (your eyes)
  5. Dead funny
  6. Modern lovers
  7. Cuckoo
  8. Jab jab
  9. How I sang dang
  10. Rituals
  11. Harp for my sweetheart

Gesamtspielzeit: 38:48 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
kelle
2006-10-07 00:25:23 Uhr
bin immer noch schwer begeistert. bisher eins meiner alben des jahres!!!

aber: "die niederen instinkte des menschen"???
kelle
2006-09-15 10:44:22 Uhr
habe endlich das album bekommen. klingt überhaupt nicht britisch und rockt ordentlich. ein sehr guter tipp!
kelle
2006-09-11 15:24:43 Uhr
na dann werde ich mir mal die platte besorgen. und wehe ich bin entäuscht! ;-)
Susu
2006-09-11 13:13:33 Uhr
Ich finde den Sound und die Songs wirklich zeitlos. Und die rocken immer wieder saugut ab. Irgendwie sprechen ABO die niederen Instinkte des Menschen an... weiß nicht, wie ich das anders formulieren soll.
udw
2006-09-11 13:07:44 Uhr
Definitiv! Ist eine Platte, die sich nicht abnutzt. Got to get gibt einen guten Einblick.
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