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The Concretes - In colour

The Concretes- In colour

Virgin / EMI
VÖ: 17.03.2006

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Honigschlecken

Bands, die aus mehr als fünf Mitgliedern bestehen, müssen nicht zwingend als chaotisch lärmende, schwer erziehbare Kindergartengruppe auf Speed daherkommen wie beispielsweise Architectures In Helsinki. The Concretes haben sich im Kreis hingesetzt und sich eine einzige, klare und eindeutige Glitzerrichtschnur für ihre Musik zurechtdiskutiert. Diese Richtschnur ist Pop, und auf der tänzeln Victoria Bergsmans Stimme und die begleitend-orchestrale Instrumentenmannschaft über das tiefe Tal der Seichtigkeit. Bloß nicht nach unten schauen! Ganz schwindelfrei ist keiner hier, und wenn wir hier nicht heil rüberkommen, dann ist es vorbei mit dem charmant-süßen Schokoladensträuseln, die "In colour" schmeichelnd auf unsere Ohrmuscheln schneien läßt.

Zunächst einmal wird das Schlaraffenland unachtsam überhitzt und weggeschmolzen: "Your call" greift so tief in die schmalztriefige Balladenkiste mit honigartiger, zähflüssiger Klavierbegleitung, die so schwer ist, da reißt die fest gespannte Richtschnur mit einem Peitschenknall. "You get up to leave / You head straight for the door / Is it because what happened between us? / I liked it better before." Was für ein Glück, daß wir uns in einem in allen Klangfarben bemalten Traumzauberland befinden und hier niemand wirklich stirbt. Sondern bereits im nächsten Song wieder lachend am Schlagzeug sitzt oder vorsichtig das niedliche Xylophonchen beklopft.

Auf einem riesigen Fahrrad aus Himbeereis fahren acht Schweden mittenrein in ihre kleine magische Welt. "Fiction" balanciert zwischen bonbonschönem Gesang und einem energischen, umtriebigen Sound, der nur noch die Option "Jetzt sofort dazu tanzen, egal wie doof das aussieht" offen läßt. Rausgeschwurbelt aus der dunklen und engen, bedrückenden Urbanität. Den Bauch vollschlagend mit einem Jahresvorrat an zuckerigen Melodien, die auf dem Weg zu den Ohren schon karamelisiert sind und deinen ganzen Kopf mit einer besseren Welt füllen. Manchmal muß, manchmal soll Popmusik genau das mit einem machen. Das ist aber nur gut, wenn sich eine Platte nicht im Durchschwimmen eines gigantischen Ozeans aus heißer Schokolade erschöpft und am Ende dann darin ersäuft.

The Concretes lassen bei allen streichelzarten, butterig weichen Harmoniefilmchen, die beim Hören in unseren Gedanken vorbeihuschen, immer den kleinen, scheinbar entscheidenden Spalt auf in der Tür. Aus dem ein wenig kühlender Schatten in den hell erleuchteten "Ach, wie ist das schön"-Raum fließen kann. Eine echte Chance aber hat er freilich nicht. Fabelhaftigkeit umschlingt uns, würgt uns. Und läßt niemals genug Raum für das Spröde und Unperfekte.

(Stefan Kesselhut)

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Highlights

  • Fiction
  • Chosen one

Tracklist

  1. On the radio
  2. Sunbeams
  3. Change in the weather
  4. Chosen one
  5. Your call
  6. Fiction
  7. Tomorrow
  8. As four
  9. Grey days
  10. A way of life
  11. Ooh la la
  12. Song for the songs

Gesamtspielzeit: 45:06 min.

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