Christian Kjellvander - Faya
V2 / Rough Trade
VÖ: 27.01.2006
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Glück im Unglück
Krach! Am Anfang war ein Unfall. Keiner war zu Schaden gekommen. Alle Bandmitglieder begriffen die Autopanne jedoch als ein Zeichen, als einen Weckruf. Der Unfall bedeutete das Bandende. Jene Formation hieß Loosegoats. Recht unprominent. Der Mann, der danach als Songwriter weiter machte, ist inzwischen weitaus bekannter und heißt Christian Kjellvander (sprich: Schjellvander). Die frohe Kunde: Nach einem nur halbgaren Debüt "Songs from a two-room chapel" vor nunmehr drei Jahren gelingt ihm mit "Faya" ein deutlich weiterer Wurf.
Einerseits ist dieses Album vertrautes Material. Natürlich! Denn immer häufiger klingt es, als dienten die sechs Saiten den jungen Songwritern der Welt als Surrogat für eine Liebe, deren Existenz Geschichte ist. Andererseits sticht "Faya" heraus. Weil es Kjellvander gelingt, Emotionen zu transportieren. Das fängt schon mit der Siebziger-Jahre-Fototapeten-Ästhetik auf dem Cover an: Dame in Schwarz steht vor im Untergehen begriffener Sonne und dunklem Meer. Diese Stimmung klingt auch in den Songs nach: Zumindest bei "Drunken hands" muß Zauber im Spiel gewesen sein. Ein Song, zu schön, um wahr zu sein. Wie zwei angeschickerte Hände über die Tasten purzeln, wenn sich der Refrain dem Ende zuneigt. Und wie erbost zum Ende die Gitarrenriffs geschraddelt werden, nachdem Herr Kjellvander uns zuvor noch so trunken und euphorisch begrüßte. Da wünschte man, es würde nie aufhören. Tut es auch für 4:51 Minuten nicht.
Ins Album startet der Schwede mit einem kurzen Gitarrenintro (macht man das noch?). Eine Minute voll emotionaler Schwebe. Diesen Minimalismus hat ihm vielleicht Produzent Craig Schumacher verpaßt. Der fummelt sonst an Giant Sand und Calexico rum. Brillant geraten ist auch das balladeske "Juanita". Ein gehauchtes Etwas. Wie es überhaupt immer wieder recht verhalten zugeht und man im Interlude "(Dreadful (Isn't it))" bei diesem vielleicht ein wenig obsoleten Glockenspiel eine Variante von "Es ist ein Ros entsprungen" entdecken kann. Beschwingter wieder gerät "Foreign rain", bei dem Kjellvander sich ein zweites Mal in Höchstform präsentiert. Wieder purzeln wahrscheinlich trunkene Hände über die Tasten.
Ein unheimlich kompaktes, dichtes, homogenes Gesamtwerk ist dieses "Faya" geworden. Der Zauber des Albums wohnt vor allem auch dem Ende inne. Da nämlich, als Nina Persson von den Cardigans dem Solokünstler Kjellvander bei "Roaring 40's" ihre Stimme leiht. Ein Country-Juwelchen erster Güte. Etwas schmutzig und staubig wie die Straße. Die Persson wie die Grande Dame des Rock. Entgeisterter Hallu-Sound mit allerlei Fiedeln und Sphäre zum Finale, ehe Gitarre und Klavier uns artig versöhnen und im "Union Lake" noch einmal zum verhaltenen Finale der sanfte Wohlklang intoniert wird. Kjellvanders Geschichte sollte Motivationstrainern als Anschauungsmaterial zur Verfügung gestellt werden: Wie schnell doch aus einem Un- ein Bestfall werden kann.
Highlights
- Drunken hands
- Roaring 40's
Tracklist
- As it were
- Reverse traverse blues
- Drunken hands
- Juanita
- Chose the city
- Drag the dirt in
- Dreadful (Isn't it)
- Foreign rain
- Silver & blue line
- Roaring 40's
- Union lake
Gesamtspielzeit: 38:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Armin |
2007-03-03 20:23:39 Uhr
CHRISTIAN KJELLVANDER (Malmö, S) Startracks / V2 29.04.07 DK Kopenhagen, Loppen 30.04.07 D Berlin, Lido 01.05.07 D Leipzig, Moritzbastei 02.05.07 D Magdeburg, Projekt 7 03.05.07 D Bielefeld, Forum 04.05.07 D Frankfurt, Tanzhaus West 06.05.07 B Antwerpen, Trix 09.05.07 E Madrid, Moby Dick 10.05.07 P Porto, Passos Manuel 11.05.07 P Lisabon, Santiago Alquimista 12.05.07 E Barcelona, Apolo 2 15.05.07 CH Lausanne, Le Romandie 16.05.07 CH Winterthur, Salzhaus 17.05.07 CH Bern, ISC 20.05.07 A Wien, Chelsea 21.05.07 D München, Kranhalle 22.05.07 D Köln, Gebäude 9 23.05.07 D Münster, Gleis 22 24.05.07 D Hamburg, Hafenklang 25.05.07 D Potsdam, Tanztage Potsdam 26.05.07 D Hannover, Café Glocksee 27.05.07 D Dresden, Sunset Mission Festival 28.05.07 D Karlsruhe, Stadtmitte ...geht weiter! Info: 2fortheroad - 030 4176 52 80 www.christiankjellvander.com www.startracks.se |
Obrac |
2006-05-31 16:01:10 Uhr
@Pascal: Im Grunde haben mir die Solosachen gut gefallen und ich wollte mich auch eingehender damit beschäftigen, leider sind sie mir aber verloren gegangen, als ich meinen Rechner neu installiert habe. Aber gut, dass du mich nochmal dran erinnerst. Ich werde sie mir mal neu ziehen, sofern sie noch verfügbar sind.. |
fakeboy |
2006-05-31 08:28:19 Uhr
@ bee:sorry, hab deine frage vom januar erst jetzt gesehen... mit der schwächeren platte mein ich das letzte album "her, the city et al". versucht am grossartigen "plains, plateaus..." anzuknüpfen, aber wirkt irgendwie belanglos (ähnlich wie kjellvanders anschliessendes solowerk). die frühen EPs mit sachen im stile von "for sale by owner" gibt's auf einer CD namens "a mexican car in a southern field". für sammler ok, aber eigentlich genügt es, wenn man die "for sale..." besitzt. |
Pascal |
2006-05-30 23:45:27 Uhr
Dank Dir, auf Dich ist Verlass;) Die beiden von dir erstgenannten habe ich jetzt einige Male gehört, sind tatsächlich erstaunlich gut gelungen. Werde mir das Album mal besorgen. Sag mal, wie siehts eigentlich mit den Solo Sachen von Craig B (Aereogramme) aus, haben sie Dir gefallen? Trotz der eher schlechten Qualität? ;) |
Obrac |
2006-05-30 18:38:45 Uhr
Meine Lieblingssongs wären die folgenden:Songs from a two-room: "Homeward rolling soldier", "Allelujah", "Log at 25", "Deliverance" Faya: "Foreign Rain" Introducing the past: "Staying there", "River Raffle" Es gibt natürlich noch mehr gute, auch die mit seiner früheren Band Loosegoats, aber das sind wohl meine liebsten. |
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Referenzen
Kristofer Åström & Hidden Truck; Thomas Dybdahl; Sondre Lerche; Nicolai Dunger; Saint Thomas; Björn Kleinhenz; Home Of The Lame; Franz Kasper; Amphibic; Whiskeytown; Ryan Adams; Tiger Lou; Teitur; Mattias Hellberg; M. Hederos & M. Hellberg; José González; The Lost Patrol; Pete Yorn; Paul Westerberg; Calexico; Giant Sand; Damien Rice; Jens Lekman
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