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Sunn O))) - Black one

Sunn O)))- Black one

Southern Lord / Soulfood
VÖ: 21.10.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schwarzes Juwel

Der Onyx - dunkelster aller Edelsteine. Edelstein der Kraft und Stärke. Edelstein der Distanz und Verborgenheit, der Würde und Eleganz. Schwarz wie das Nichts schimmern sie tief durch seine nächtig klare Oberfläche: abstrakte, unruhige Silhouetten von urtümlicher, hypnotischer Macht. Betörend und verheerend, wie ein Schwarzes Loch, das alles – sogar das Licht - in sich aufsaugt. Kein Zweifel, Onyx scheint der Rohstoff zu sein, den Stephen O'Malley und Greg Anderson alias Sunn O))) auf ihrem mittlerweile sechsten Album scheinbar Ton werden lassen. Aus ihm schaffen sie "Black one".

Okkultes, metallisches Getrommel, wie aus einer pechschwarzen flüssigen Masse emporsteigend, läutet getragen von einem monströsen Raunen unter dem Titel "Sin nanna" den 67-minütigen Trancezustand ein. Zaghaft gewichen scheinen die mit intuitiver Präzision beschworenen, monotonen Klangwände der zwei Gitarren. Ihre Diktatur ist endgültig aufgegeben, um noch mehr Raum für subtilere und vielfältigere akustische Texturen zu schaffen. Raum für eine Reihe von wie immer hochklassigen Kollaborateuren, die beitragen, "Black one" letztendlich zum klanglich ausgefeiltesten aller ihrer Alben zu machen. Allen voran Soundartist Oren Ambarchi und dessen plastische und organische Klangästhetik, erzeugt größtenteils aus der Verbindung von Gitarre und Notebook, die unzählige neue Dimensionen in der Musik aufbricht.

Und wo frühere Werke der Dronegötter allenfalls abstrakt nihilistisch wirkten, so ist "Black one" nicht nur seines Titels wegen das bisher klarste Glaubensbekenntnis zur rohen Ideologie des Black Metal. Gerade "It took the night to believe" - kaum mehr als ein schwarzmetallisches Powerchord-Riff und der verzerrte Krächzgesang des amerikanischen Vocalisten Wrest - kommt dieser längst klassischen, leider aber auch verbrauchten Ästhetik bedenklich nahe. Als eindrucksvolle und verstörende Reinterpretation des gleichnamigen Immortal-Klassikers entpuppt sich dank der Unterstützung von Harsh-Noise-Ikone John Wiese hingegen "Cursed realms (of the winterdemons)", das voller Kratzer und Trübungen wie ein lädiertes Schwarz-Weiß-Negativ seines Vorbilds daherkommt.

Die vollendete Auferstehung des dunklen Phoenix soll allerdings noch bevorstehen: Der finale Sechzehnminüter "Bathory Erzébet" ist der wohl abgründigste, aber auch nach außen wie innen geschlossenste Sunn-O)))-Track überhaupt: lähmend dumpfe Glockenklänge, schier endlos nachschwingend. Esoterische Meditation. Dann nach etwa acht Minuten das bombastische, alles hinfort reißende Riff. Im Hintergrund qualvolles, verkümmertes Schnaufen. Es ist der Black-Metal-Vocalist Malefic, der sich – so die Erzählung - eingesperrt in einen Sarg im Leichenwagen, gefangen in der Enge und endlosen Dunkelheit, die Seele aus dem Leib treibt. Ein groteskes Bild, das die Totalität des Klangs – seinen Ursprung, nicht nur sein Wesen – zelebrierend, die Gesamtästhetik der Musik komplettiert und bis ins Äußerste verstärkt.

Mit "Black one" haben O'Malley und Anderson zwar nicht ihr konsequentestes, dafür aber ihr ausgereiftestes Album geschaffen. Eine verschrobene und in sich verschlungene Skulptur aus dem dunkelsten aller Stoffe. Verwegen glänzend und im Innern doch gebrochen. Massiv und filigran zugleich. Hart, starr und doch so voller Facetten, daß man sie am liebsten von allen Seiten gleichzeitig betrachten möchte.

(Stefan Färber)

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Highlights

  • Bathory Erzébet

Tracklist

  1. Sin nanna
  2. It took the night to believe
  3. Cursed realms (of the winterdemons)
  4. Orthodox caveman
  5. Candle goat
  6. Cry for the weeper
  7. Bathory Erzsébet

Gesamtspielzeit: 67:09 min.

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