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Plus49 - All the beautiful things

Plus49- All the beautiful things

Plusvierneun / KJU / Intergroove
VÖ: 29.08.2005

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Leisesprecher

Wie oft ist eine Melodie im Kopf geblieben, der Verfasser aber auf Anhieb entfallen? Oder gleich gänzlich unbekannt? Das gilt auch abseits der Hitschreiber, der Ralph Siegels, Diane Warrens, Guy Chambers und Max Martins. Auch außerhalb dessen, was sich Populärmusik nennt. Jeden Sonntag um zwanzig fünfzehn schließlich dudeln Millionen Fernsehzuschauer die "Tatort"-Titelmelodie mit, nur ein Bruchteil von ihnen jedoch hat den Namen Klaus Doldinger je gehört. "Stille Nacht" kennt zwar jeder in der Version von Helmut Lotti, aber wer war noch gleich der Autor? Sicher ein One-Hit-Wonder. Und dieser Komponist da, der die deutsche Nationalhymne geschrieben hat, wie hieß der nochmal? Also nicht der Hoffmann von Dings, der auf einer Südseeinsel - oder doch Nordseeinsel? - den Text geschrieben hat, sondern der andere? Melodien bleiben im Kopf hängen, der Rest kommt ins Kurzzeitgedächtnis. Oder am besten gleich zum anderen Ohr wieder aus.

So weit ist es bei Martin Lange und Simon Hof alias Plus49 gleich gar nicht gekommen. Ihre Namen kennt keiner. Und doch haben sie einen echten Dauerbrenner komponiert. Einen, der in zwei Jahren sage und schreibe 15 Millionen Mal gehört wurde. Nur zum Vergleich: Das meistverkaufte Album aller Zeiten ("Thriller" von Michael Jackson) ging in den letzten Jahrzehnten auch nur 56 Millionen Mal über die Ladentische. Worum es sich handelt bei diesem Hit aus der Feder von Plus49? Festhalten: Sie haben den fünfsekündigen Flughafengong am Flughafen Köln/Bonn komponiert. Wie, hat da etwa jemand gelacht?

Auch wenn Plus49 so noch nicht ganz auf einer Stufe mit Michael Jackson stehen und sich damit nicht wirklich viel Respekt verschaffen können: Immerhin haben sie eine Geschichte zum Neugierigmachen in petto. Dabei sind Plus49 alles andere als Lautsprecher. Sondern vielmehr Künstler. Mit Videoinstallationen und DJ-Sets tingelten sie bislang durchs Rheinland, nahmen reihenweise Musikvideos auf, die keiner sehen wollte und drei Konzeptalben zu kruden Themen. Mit "All the beautiful things" scheinen sie endlich angekommen. Und strahlen eine unendliche Ruhe aus.

Es ist ein unglaublich homogenes Album, das eigentlich für sich selbst spricht, diese Worte hier gar nicht bräuchte. Lange und Hof rollen einen kuscheligen Elektronik-Teppich aus, der nie aufdringlich ist. Darauf bettet sich die weiche, aber bestimmte Stimme von Patricia Eypper. Oft kriegt die Dame auch Pause verschrieben. Dann reicht eine Hookline aus dem Computer wie beim ätherischen Opener "One man doing yoga", der um ein gängiges Sample aufgebaut ist. "All the beautiful things" ist so etwas wie TripHop ohne Widerhaken, Lamb um drei Uhr nachts, ist Air mit geglätteten Gehirnwindungen, Easy Listening für Anspruchsvolle. Hintergrundmusik mit Zug. Und so wunderbar zurückhaltend, daß es sich fast schon wieder aufdrängt. Ein Traum im Wachzustand. Anwendung ausdrücklich empfohlen.

(Armin Linder)

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Highlights

  • One man doing yoga
  • You are my keeper
  • Music is to blame

Tracklist

  1. One man doing yoga
  2. You are my keeper
  3. Music is to blame
  4. Symbols and gateways
  5. 2005.1
  6. In motion
  7. E.Y.B.
  8. Towards break of day
  9. Here
  10. One, two

Gesamtspielzeit: 41:26 min.

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