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Nils Petter Molvær - Er

Nils Petter Molvær- Er

Emarcy / Universal
VÖ: 28.10.2005

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ergerlich

Es sind schier unüberbrückbare Gegensätze: Von der Muse geküßte Musikusse auf der einen Seite, mit dem Laptop turtelnde Technikfans auf der anderen Seite. Hohe Hürden, kaum kompatible Charaktere. Die Kluft scheint unüberbrückbar, gäbe es nicht Menschen wie den norwegischen Trompeter Nils Petter Molvær, der das Genre Jazz seit nunmehr vier Alben vom hohen Roß der Caféhausbeschallung auf den Tanzboden der Tatsachen hievt. Mit seinem neuen Album "Er", nach drei Jahren Studiopause mit einigen Laptopliebhabern eingespielt, versucht er einmal mehr, das Genre Trip-Hop-Jazz zu bereichern.

Molvær trompetet wieder wehmütig, was das Blech hergibt. Noch immer bläst er Sounds aus dem Blasinstrument, nach denen man sich die Ohren leckt. Noch immer sprudeln ganze Pusteblumen aus der Trompete, wenn er seine Moll-Melodien intoniert. Wie ein paar sorgsam gesetzte Pinselstriche auf einer weißen Leinwand. Doch es muß hier einen Abzug in der technischen Note geben. Denn der elektronische Sound aus Dub, Break, Ambient und House, mit dem die Blechflächen hier unterlegt werden, scheint beizeiten nur wenig kompatibel. Mutete der waghalsige Spagat von Beats und Trompeten bei den frühen Alben des nunmehr 45-jährigen Norwegers noch avantgardistisch an, so scheint das Schema gegenwärtig überholt. "Er" ist also beizeiten wenig spannend, manchmal eher ermattend und oft schier überflüssig.

Schwierig wird es immer dann, wenn die Klangcollagen zu sehr ins Dramatische überspannt werden. Im ersten Track "Hover" etwa, der wie ein Staubsauger auf Koks in alle Ecken wirbelt, aber so richtig nicht anzieht. Molvær wollte bei diesem Album die zurückgelehnten Momente der ersten beiden Erfolgsalben mit den flachen Breakbeats von "NP3" mischen und legte dieses Unterfangen in die Hände von vier Programmierern. Eine Idee, die er vielleicht so besser nicht realisiert hätte. Denn die Rechner klauen hier manchmal der Trompete den Effekt. Wie bei "Darker" und "Feeder" etwa, wo die wohligen Trompetenklänge stets leicht dezenten Industrial-Sounds zum Opfer fallen.

Gelungener erscheinen da schon die entspannt zurückgelehnten Songs. "Softer" - wie der Titel bereits verrät - liefert nur Ideen von Melodien und dazu beschwörend monotone Pauken. "Sober" kommt mit einem monotonen Hintergrundgeräusch daher, über das breite Trompetenschichten gelagert werden. Highlight ist das famose "Only these things count" (ausgerechnet jener Song der "Er"-Sammlung, der nicht mit der Endsilbe "er" endet). Hier ist es konsequent auch nicht die Trompete, die den Glanzpunkt setzt, sondern die Stimme von Sidsel Endresen, die den Song zu einem der besten Air-Songs machen, die von den Franzosen nie geschrieben wurde. Dazu steuert A-Ha-Tastenmann Magne Furuholmen sein Piano bei. Ein kleines Albumsternchen in einer Reihe von eher durchschnittlichen Songs. Alles in allem gerät diesmal also Molværs Musik leider weniger super.

(Sebastian Peters)

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Highlights

  • Softer
  • Only these things count

Tracklist

  1. Hover
  2. Softer
  3. Water
  4. Only these things count
  5. Sober
  6. Darker
  7. Feeder
  8. Dancer

Gesamtspielzeit: 47:04 min.

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