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Slash's Snakepit - Ain't life grand

Slash's Snakepit- Ain't life grand

Koch
VÖ: 09.10.2000

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Rockschwein in der Schlangengrube

Der Mann ist ein lebendes Klischee. Seit 15 Jahren steht er, die Gitarre immer lässig am Bauch hängend, schon mit einer Rock 'n' Roll-Attitüde, an der alle gesellschaftlichen Wandlungen der vergangenen Jahre spurlos vorbeigegangen sind auf der Bühne. Auch sein Outfit hat die Modetrends zweier Jahrzehnte überdauert: Den Hut übers Gesicht gezogen, die Haare langmähnig und im Mundwinkel entweder eine Kippe oder eine Jim Beam-Flasche - kein anderer vertritt das Klischee des Rockschweins besser als Slash. Wie der letzte Dinosaurier stemmt er sich gegen den Lauf der Zeit, gegen den Fluch, mal Mitglied einer der größten Bands der Welt gewesen zu sein, und nicht zuletzt gegen das Vergessen. Mit seiner Snakepit-Bande legt er nun den Nachfolger zum '95er Debüt vor. Was zunächst als Sideprojekt zu Guns N' Roses gedacht war, ist mittlerweile zu Slashs Hauptband geworden - eine zweischneidige Klinge. Denn zum einen hat sich Slash nach dem Untertauchen der Gunners mit der Bandgründung aus dem Abseits gerettet - zum anderen interessieren sämtliche Medien die Geschichten rund um seine Ex-Combo natürlich mehr als Slashs eigene musikalische Ergüsse.

Gegen das Damoklesschwert des Zeit- und Guns N' Roses-Fluchs hält Slash auch auf seinem neuen Album mit dem alten Rock 'n' Roll-Prügel dagegen. Das kann er schließlich am Besten. Gleich beim ersten Duchlauf kommen unwillkürlich Zweifel auf, ob diese CD wirklich anno 2000 eingespielt wurde. Slash und seine Rockerbande verweigern sich nach wie vor allen musikalischen Entwicklungen und bleiben ihrem Stil treu. Irgendwie fühlt man sich bei "Ain't life grand" in die achtziger Jahre zurückversetzt - zu Zeiten, als Iron Maiden und Metal-Kutten noch cool und trendy waren. Satte Gitarrenbreitseiten, fette Baßlinien und druckvolles Schlagzeugspiel sind die musikalischen Mittel, um Slashs Message in die Welt hinauszutragen. Sein Bestreben als Solo-Künstler ernst genommen zu werden, dröhnt aus jedem Gitarrenriff und jedem Ton, der von Sänger Rod Jackson kraftvoll herausgebrüllt wird. Und tatsächlich gelingt es dem Guitar-Hero ein um anderes Mal mit deftigen Rockbrettern wie "Been there lately" oder "The alien" zu überzeugen. Als Songwriter macht Slash eine bessere Figur als früher und auch an seinem Instrument erweist er sich mal wieder als einer der besten Gitarrenspieler der heutigen Zeit. Leider reicht das alleine für ein gutes Album nicht aus. Der Zahn der Zeit nagt verbissen am Schlangenhaufen und es ist fraglich, wie lange Slash noch vor dem Zahnarzt names Zeitgeist fliehen kann.

Nur allzuoft versinkt der Altrocker nämlich in den stumpfen Klischees, die er selbst höchst glaubwürdig vertritt. Vielen Songs fehlt die Inspiration und die Abwechslung. Retro-Sound und immer volles Brett ist ja in Ordnung, solange der Spannungsbogen erhalten bleibt. Bei "Ain't life is grand" gelingt das nur teilweise. Man kennt das einfach alles schon zu gut - die selben ausgelutschten Melodien und die selben Mitgröhlrefrains. Auch wenn "Mean bone" mit der Gast-Rapperin Raya Beam ziemlich flott aus den Boxen knallt und im Titeltrack opulente Bläsersätze und stimmgewaltige Background-Sängerinnen aufgefahren werden, bleiben echte Überraschungen Mangelware. Am besten ist Slash immer noch dann, wenn er seiner Liebe zum Blues freien Lauf läßt und der Gitarre zartschmelzende Töne entlockt. Da entsteht schon mal ein richtig schöner Song wie "Back to the moment", den man sich auch anno 2000 anhören kann, ohne gleich an graue Haare zu denken. Slash und seine Mannen sollten sich selbige allerdings bald abschneiden oder gleich ins Altersheim für verbrauchte Rockstars übersiedeln. Mit "Ain't life is grand" kratzen sie jedenfalls gerade noch die Kurve, richtig zubeißen kann die Schlangenbande aber nicht mehr. Immerhin: für Fans des Hardrocks der Achtziger ist diese Platte erste Wahl.

(Christof Nikolai)

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Highlights

  • Been there lately
  • Mean bone
  • Back to the moment

Tracklist

  1. Been there lately
  2. Just like anything
  3. Shine
  4. Mean bone
  5. Back to the moment
  6. Life's sweet drug
  7. Serial drug
  8. The truth
  9. Landslide
  10. Ain't life grand
  11. Speed parade
  12. The alien

Gesamtspielzeit: 58:31 min.

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