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The Magic Numbers - The Magic Numbers

The Magic Numbers- The Magic Numbers

Heavenly / Capitol / EMI
VÖ: 29.08.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

The brothers & the sisters

Die englische Fachpresse schwärmt mal wieder, als steige mit jedem Superlativ die Chance auf den Gewinn der kommenden Fußballweltmeisterschaft. "The record that 2005 is destined to be remembered for", urteilte der Mojo begeistert und beauftragte sogleich John Cale, den Magic Numbers in feierlichem Rahmen den Award des Magazins für die "beste neue Band" zu überreichen. Schon ihre Ende 2004 erschienene Debüt-Single "Hymn for her" sorgte für euphorisiertes Aufhorchen in den Next-big-thing-Büros. Die Chemical Brothers luden ihre Londoner Kollegen als Gastsänger auf ihr "Push the button"-Album ein. Sogar Noel Gallagher, dem Lob sonst höchstens im Gefolge eines bierseeligen Bäuerchens rausrutscht, ließ sich neulich - vollkommen nüchtern - zu der wohlwollenden Äußerung hinreißen, daß "Love is a game" schon jetzt ein Motown-Klassiker sei. "Maybe I'm a fool for walking in line / Maybe I should try to lead this time", heißt es in besagtem Goldstückchen - das verrät schon das IKEA-philosophische Destillat des Quartetts: Entdecke die Möglichkeiten.

Während die restliche Musikwelt eichhörncheneifrig in den 80s wildert, flechten die Geschwisterpaare Stodart und Gannon den beiden vorhergehenden Jahrzehnten Blumenkränze und finden in Harmony-Groups wie den Mamas und Papas reichlich Inspiration. Michele, ihres Zeichens Bassistin, Backgroundsängerin und Schwester von Sänger und Gitarrist Romeo, sieht passenderweise auch noch aus wie Mama Cass. Als sich ein "Top of the pops"-Moderator vor kurzem den kleinen Scherz erlaubte, die mit stattlichen Resonanzkörpern gesegneten Magic Numbers mit den Worten "This band has been put in a fat melting pot of talent!" anzukündigen, verließ die Band angesäuert das Studio. Ohne auch nur einen Ton zu spielen. Das hätte Noel Gallagher sicher auch gefallen. Allerdings bleibt rätselhaft, warum man durchgehen ließ, daß der scrabblegeschulte Betrachter auf dem Cover-Artwork, direkt unter dem Foto der wohlgenährten Stodart-Geschwister, das Wort "Ham" liest.

Das golddekorierte Debüt, vollkommen zurecht für den diesjährigen Mercury Prize nominiert, kitzelt die Geschmacksnerven in 13 Gängen. Als besondere Zutat erweist sich ein regelmäßig wiederkehrendes, herzhaft rhythmisches Pulsieren von Gitarre, Baß und Schlagzeug. Erich Kästner schrieb einmal über den Frühlingsbeginn die schöne Zeile "Und in den Adern rollt's wie süße Sahne" - die Magic Numbers scheinen sie vertont zu haben. Der Opener, "Mornings eleven", begrüßt Travis-sympathisch, wechselt das Tempo von leidenschaftlich schnell zu anschmiegsam langsam und wieder zurück, unterstreicht seine Liebenswürdigkeit mit einem Banjo und sanftem Chorgesang. "Forever lost" ist auf der Insel ein Riesenhit - hochverdient. Maßgeschneidert, das alles, und mit unzähligen liebevollen Applikationen verziert. Dreistimmige Chorsätze, Handclaps, Melodica und wenn es paßt, auch mal eine klagende Violine wie in "This love".

"The mule" beginnt fast anzüglich bluesig, schreitet übernächtigt von Selbsterkenntnis über Selbstmitleid zu Selbstheilung und endet mit einem Jimi-Hendrix-Gitarrensolo. Die Magic Numbers geben sich trotz hohen Nachfühlfaktors nie simplen Songstrukturen hin. Irgendwo wird immer überraschend eine Cocktailkirsche platziert. "Love me like you" legt im "Wir steigern das Bruttosozialprodukt"-Rhythmus los und landet auf der melodischen Reise auch mal kurz bei "Grease".

Ab "Which way to happy" wird es nachdenklicher, dunkler, noch emotionaler. An Gram Parsons und Emmylou Harris erinnert das schmachtende, mit Glockenspieltupfern versehene Duett "I see you, you see me". Bei "Wheels on fire" kann man sich bestens vorstellen, daß Brian Wilson frohlockte - er lud die Magic Numbers als Special Guests seiner UK-Tournee ein. Kein bißchen zieht man die Stirn in Falten, wenn man hört, wie Romeo Stodart selbstbewußt berichtet, daß er von Anfang an nicht weniger als einen Klassiker aufnehmen wollte. Auch mit dem Wissen um die Tatsache, daß die Lobhudelei-Halbwertszeit der englischen Fachpresse oft kürzer ist als ein Fußballspiel: Die Magic Numbers könnten wirklich eine der Pop-Platte des Jahres vollbracht haben. Das ist Kitsch, ja doch. Aber es sind auch Melodien, so natürlich schön, daß man fast weinen möchte.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Mornings eleven
  • Forever lost
  • The mule
  • I see you, you see me

Tracklist

  1. Mornings eleven
  2. Forever lost
  3. The mule
  4. Long legs
  5. Love me like you
  6. Which way to happy
  7. I see you, you see me
  8. Don't give up the fight
  9. This love
  10. Wheels on fire
  11. Love's a game
  12. Try
  13. Hymn for her

Gesamtspielzeit: 62:12 min.

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iwbmbcnkln
2007-11-11 09:10:55 Uhr
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iwbmbcnkln
2007-11-11 09:10:40 Uhr
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2007-11-11 09:10:37 Uhr
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2007-11-11 09:10:21 Uhr
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Agent Cooper
2006-06-02 18:31:48 Uhr
Vielleicht etwas verspätet aber ich habe sie erst jetzt bekommen. Das Album ist echt der Hammer. So würden die Mammas&Pappas klingen, wenn sie heute Musik machen würden.
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