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Karin Clercq - Après l'amour

Karin Clercq- Après l'amour

PIAS / Rough Trade
VÖ: 15.08.2005

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Nachspiel

"Do you believe in life after love?", nervte Indianerbraut Cher vor einigen Jahren. Der Beweis dafür, daß es nicht nur ein Leben nach der Liebe gibt, sondern daß man sogar eine Platte darüber machen kann, kommt aus Brüssel, von Karin Clercq. Wohlwollende Presse verglich sie bereits mit Beth Gibbons, was man durchaus als Übertreibung bezeichnen darf. Abgesehen davon, daß gehauchtes Französisch nun mal immer äußerst charmant klingt und völlig legitim zur Kritiker-Manipulation führen kann, haben wir es hier eher mit einer guten belgischen Natalie Imbruglia zu tun. Und, na so ein Zufall, Clercq ist auch noch ausgebildete Schauspielerin. Vor drei Jahren veröffentlichte sie ihr Debüt "Femme X" - die Songtexte stammten von ihr, ein gewisser Guillaume Jouan kümmerte sich um die musikalische Umsetzung. Und weil das so gut funktionierte, wurde diese Arbeitsweise für "Après l'amour" beibehalten.

Clercq tanzt auf einem nicht allzu hoch über dem Boden gespannten Seil durch den niedlich poppigen Opener "Sur le fil". Vom Hocker reißt das nicht, also bleibt man geduldig sitzen und wartet auf das, was da noch so kommen mag. Und das ist zunächst die Ansage einer Aufrichtigen ("La sincère"), untermalt von einer Akustikgitarre und ein paar schlanken Beats: Herz zu verkaufen. Dafür muß man aber sein eigenes hergeben. So funktioniert der komplette Longplayer. Man kann ihn durchschnittlich nett finden, aber eben auch ein ganz bißchen mehr als das - wenn man ihn sich nur lange genug schönhört. Und man muß ja auch nicht gleich kaufen, mieten ist ja auch eine Option. Die Protagonistin von "A louer" ("Zu vermieten") ist nämlich ein Haus, das schon zwei Sommer lang leersteht. Jetzt sucht sie einen Mieter mit Charakter. Und Clercq weiß sehr gut, was es so für Kerle gibt. Im düsteren "Le lover" versetzt sie sich sogar in die Lage eines Gigolos. Und bleibt trotzdem weitgehend harmlos.

Die Coverversion von Georges Moustakis "Dire qu'il faudra mourir un jour" enttäuscht, was gar nicht so sehr an Clercqs etwas spröder Interpretation, sondern vielmehr an dem Versuch Jouans liegt, eine musikalisch modernisierte Variante zu kreieren. Die Kuhglöckchen aus dem Computer waren keine gute Idee. Die gezupfte Violine aus dem Computer im nächsten Lied auch nicht. Wenigstens säuselt Madame "Je suis à toi" und setzt noch mal nach, daß sie auch wirklich und tatsächlich für nichts anderes als zum Vergnügen da ist. Wenn Clercq auch insgesamt nur mit großer Mühe begeistern kann, der Titeltrack ist schon eine äußerst hübsche Gitarrenballade, ein klarer Hit. Der einzige. Auf "Chacun son tour" wird es sachte rockig, auf dem leiernden "Ne pense à rien" meldet sich ein Glockenspiel zu Wort (vermutlich aus dem Computer). Und ansonsten: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Neues Album, neues Glück.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Après l'amour

Tracklist

  1. Sur le fil
  2. La sincère
  3. A louer
  4. Franchise
  5. Le lover
  6. Dire qu'il faudra mourir un jour
  7. Je suis à toi
  8. Après l'amour
  9. A fleur de peau
  10. Chacun son tour
  11. Ne pense à rien
  12. J'ai attendu
  13. L'homme qui pleure

Gesamtspielzeit: 47:40 min.

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