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Courtney Love - America's sweetheart

Courtney Love- America's sweetheart

Virgin / EMI
VÖ: 09.02.2004

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Lady in pink

Die Schöne und das Biest. So war das damals doch bei Hole. Während Melissa Auf Der Maur bloß mit ihrer sommerbesproßten Schulter zuckte und den belockten Kopf schüttelte, stand Courtney Love daneben und rotzte und rülpste ins Mikro. Inzwischen gehen sie getrennte Wege, und auch wenn Courtney Love in der Zwischenzeit auf allen möglichen Celebrity-Hochzeiten tanzte, kommen sie in gewisser Weise doch wieder zusammen. Mit nur einer Woche Unterschied veröffentlichen die gute Melissa und die böse Courtney ihre Solodebüts. "Zickenduell" nennt sowas die Boulevardpresse wohl.

Und während Melissa weiter das Spiel der unnahbaren Rock-Elfe spielt, läßt Courtney standesgemäß die Schlampe heraushängen. Einer Un-Dame, die einem einiges entgegenbringen würde, wenn man sie auf der Straße treffen würde. "Verpiß Dich, Du Dreckswichser!" vielleicht. Und diverses mehr, das wir hier aus Jugendschutzgründen nicht weiter ausführen möchten. Kein Wunder, daß "America's sweetheart" bereits im Vorfeld hohe Wellen schlug. Wobei Courtney eigentlich nur das übliche tat: Leute beschimpfen, von ihren eigenen Anwälten (!) verklagt werden, mal wieder die Veröffentlichung von gebrauchtem Klopapier aus Kurt Cobains Nachlaß androhen und sich vor einem Gerichtsprozeß standesgemäß die Birne wegdröhnen. Und die Spötter? Die unkten kurzerhand, Courtneys immer wieder angekündigtes und verschobenes Solodebüt würde gar nicht existieren. Tut es nun aber doch.

Was sagt Ihr? An dieser Stelle wurde noch kein einziges Wort über das neue Album verloren? Sondern nur unverschämtes Rezensions-Recycling (erst die Henne dort, dann dieses Ei hier) betrieben? Nun, da könntet Ihr recht haben. Laßt uns loslegen. Das Album also. Courtneys erstes eigenes. Natürlich waren wieder einige Helferlein wie Linda Perry (Four Non Blondes), Samatha Maloney (Hole / Mötley Crüe) und - oha! - Bernie Taupin (Elton John / Alice Cooper) sowie diverse Nummer-sicher-Produzenten wie Matt Serletic (Matchbox Twenty / Stacie Orrico), Josh Abraham (Limp Bizkit / Staind) und James Barber (Klammern sind leider aufgebraucht) mit dabei. Aber Billy Corgan diesmal nicht, der mit seinem unüberhörbaren Anteil die letzte reguläre Hole-Platte "Celebrity skin" zu einem kleinen Meisterwerk machte. Aber jetzt, so unter eigenem Namen, scheint sich Courtney erst recht wohl zu fühlen. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's gänzlich ungeniert.

Den Auftakt macht die aus Funk, Fernsehen und Forabstream bekannte Single "Mono". Ein respektables Donnerwetter, ein Schlag ins Gesicht aller Kritiker. "Did you miss me?" lautet die rhetorische Frage, bevor Courtney mit Highspeed durch einen Refrain hetzt, als ob sie uns noch sehr, sehr viel zu sagen hätte. Das hier zum Beispiel: "Hey God, you owe me one more song / So that I can prove to them that I'm so much better than him / Hm... hmmm... / Eminem? / No God, listen fast / Here comes the crash." Oder auch das hier: "I've gotta rise above / I've got no penis to blame and also love / S-S-S-Smash it up / You can't abandon us again." Astrein in die Suppe gespuckt, Guteste!

Auch in den restlichen Songs dürften sich alle wohl fühlen, die schon zu Hole-Zeiten große Freude dabei empfanden, sich von Courtney harsch anbrüllen zu lassen. Wenn auch nicht mehr ganz so sehr wie früher. "I'll do anything", "All the drugs" und "Zeplin song" sind straighte, aber eher öde Rocker. "But Julian, I'm a little bit older than you" erweist dem Herrn Strokes-Sänger eine zweifelhafte Ehre. Und mit "Hold on to me", "Sunset Strip", "Uncool", "Almost golden" oder dem tollen Finale "Never gonna be the same" zeigt Courtney erstaunlich oft, wenn auch nicht immer überzeugend, den weichen Kern unter der harten Schale. Daß Courtneys erstes Soloalbum aufgrund vieler halbgarer Songs bei weitem nicht an die Klasse des "Celebrity skin"-Vorgängers, der "Mono"-Single und vor allem dem Solodebüt ihrer alten Kollegin Melissa Auf Der Maur heranreicht, wird ihr mächtig stinken. Uns soll es aber egal sein. Oder, um es mit Tocotronic zu sagen: Wir sind hier in Seattle, Courtney. Schätzchen, laß es krachen!

(Armin Linder)

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Highlights

  • Mono
  • Uncool
  • Never gonna be the same

Tracklist

  1. Mono
  2. But Julian, I'm a little bit older than you
  3. Hold on to me
  4. Sunset Strip
  5. All the drugs
  6. Almost golden
  7. I'll do anything
  8. Uncool
  9. Life despite God
  10. Hello
  11. Zeppelin song
  12. Never gonna be the same

Gesamtspielzeit: 47:01 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Schmortney
2019-04-04 17:41:44 Uhr
Habe wohl noch nie ein musikbezogenes Interview gelesen, wo jemand so hasserfüllt über eine Person redet wie Buzz Osborne über Courtney Love im letzten Visions Magazin. Sweetheart, pff!
Greylight
2007-05-04 19:54:27 Uhr
Von mir leider (oder doch nicht leider?) nichts bezüglich eines neuen Albums, dafür aber eine uralte Parodie aus den 90ern, die wohl treffender ist, als einem lieb sein kann. ;-) Darüber bin ich vorhin bei youtube gestoltert.
???
2006-11-28 15:34:01 Uhr
Wie lange arbeitet die Courtney noch an dem neuen Album? Müsste das nicht mal langsam fertig sein? Interessiert mich echt was sie da zusammengeschustert hat.
panda
2006-08-13 17:32:17 Uhr
schlimmer als America's Sweetheart kann's ja eigentlich nicht werden...
lara
2006-05-31 17:23:34 Uhr
Hole haben doch drei Studioalben rausgebracht und nicht zwei.
Ich habe gehört das Cortney Love an neuen Songs arbeiten soll. Also bringt sie ja höchstwahrscheinlich wieder ein neues Album raus. Bin ja mal gespannt wie das dann sein wird, wenn es denn wirklich zustande kommen sollte.
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