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Relaxed Muscle - A heavy night with

Relaxed Muscle- A heavy night with

Rough Trade / Sanctuary / Zomba
VÖ: 03.11.2003

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Muskelspiel

Jarvis Cocker nennt sich jetzt Darren Spooner. Und nicht nur das: Er trägt ein Skelettkostüm, das in punkto Körperbetontheit sogar bei Darkness-Kastrat Justin Hawkins mithalten könnte. Seine Gesichtszüge verdeckt eine liebevolle Kriegsbemalung, welche die Frage aufwirft, ob er möglicherweise auch noch in einem Kohlebergwerk arbeitet. Da bräuchte sich selbst ein Marilyn Manson nicht mehr auf blaß zu schminken.

Irony is over? Wenn man Relaxed Muscle hört, könnten beinahe Zweifel am finalen Pulp-Statement aufkommen. Aber eben nur beinahe. Denn "A heavy night with" ist kein Kunstwerk feingesponnener Ironie, sondern solides, zuweilen leicht alkoholisiert wirkendes Amüsement. Und daß Alkohol im Spiel ist, gibt Cocker, pardon, die Stimme des erschlafften Muskels offen zu: "The drink I drink is sexualized / The thoughts I think are sexualized." Immerhin ist der Herr Vokalist noch nüchtern genug, um erneut in die Faschingskiste zu greifen und in Cowboy-Montur eine Saloon-Disco-Nummer zum Besten zu geben. "My name is Billy Jack / Get back or I will attack." Das ist John Wayne auf LSD. Jarvis Cocker beteuert jedenfalls eifrig, daß Relaxed Muscle ein reines Spaß-Projekt sei. So spaßig, daß er nur zu telefonischen Interviews bereit ist, weil er sonst vermutlich Probleme hätte, seine Rolle zu wahren und etlichen Journalisten ihre Diktiergeräte vollkichern würde.

Wie sein Alter Ego flüstert Darren Spooner mit Vorliebe hypnotisch, kreischt gelegentlich auch dämonenhaft und hat einen Sinn für das Abstruse: Auf "Let it ride" läutet stoisch ein Telefon zu galoppierendem Baß und daftpunkig verfremdeter Stimme, "Beastmaster" scheucht eine erstklassige Marilyn-Manson-Imitation mit Tierlauten quer über den Bauernhof. Da sind die von Polizeisirenen umrahmten Beats der gitarrenrockenden "Muscle music" fast schon gewöhnlich. "Rod of iron" treibt währenddessen mit Minimal-Keyboard-Rhythmus davon, und "Tuff it out" ist 70s-Glamrock at its best mit stilecht chorgegröltem Refrain. LoFi-Electro-Indie-Punk-Trash-Pop-Rap-Rock'n'Roll. Und mittendrin fordert Spooner augenzwinkernd modern in "B-real" mehr Authentizität. Rappend!

Das große Finale schaut dann sogar beinahe ein wenig zurück auf Pulpsche Zeiten. Die nörgelnde Ballade "Mary", eingeleitet mit den Worten "Mary, I just called to tell you that both our children are on drugs", entpuppt sich als bester Albtraum seit langem. So gerät "A heavy night with" trotz allen Trashappeals äußerst amüsant und unterhaltsam, auch noch nach dreimal hören. Eine Platte nicht nur für eine "heavy night", sondern für die Heavy Rotation im Kuriositäten-Kabinett.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Let it ride
  • Tuff it out
  • Sexualized
  • Mary

Tracklist

  1. The heavy
  2. Let it ride
  3. Beastmaster
  4. Billy Jack
  5. Rod of iron
  6. Tuff it out
  7. Sexualized
  8. Muscle music
  9. B-real
  10. Previous
  11. Battered
  12. Mary

Gesamtspielzeit: 45:42 min.

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