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Gruff Rhys - Babelsberg

Gruff Rhys- Babelsberg

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 08.06.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Star treatment

Manche Musiker dürfen einfach mehr als andere. Wer in den Jahren der Jungspundhaftigkeit als Lieferant von zackigen Hits für die Indierock-Disco bekannt geworden ist, eckt eben bei der eigenen Anhängerschaft an, wenn er plötzlich anfängt, spinnerte SciFi-Stories in Lounge-Instrumentierung zu kleiden, siehe Arctic Monkeys. Gruff Rhys, seines Zeichens Frontmann der derzeit nicht allzu aktiven Super Furry Animals, hat in dieser Hinsicht längst Narrenfreiheit, weil er sich weder mit Band noch solo so richtig auf einen Sound festlegen wollte. Und ohnehin nie den großen Hype erlebt hatte. Dass sein fünftes Album "Babelsberg" nach den Potsdamer Filmstudios benannt ist und nach geschlagenen 18 Monaten Herumlungern auf Tapes im Demo-Zustand mal eben durch das 72-köpfige BBC National Orchestra of Wales veredelt wurde, ist längst keine Schlagzeile mehr wert. In seinem reichhaltigen, leicht altmodischen Sound und der auf dem Cover und in den Texten verhandelten Sehnsucht nach Weite und Weltall ist "Babelsberg" dem zuvor angesprochenen "Tranquility Base Hotel & Casino" von Arctic Monkeys sogar auch noch in gewisser Weise ähnlich. Als wäre es eine Art Antwort darauf, was schon aufgrund des Entstehungszeitraums natürlich unmöglich ist.

Rhys agiert im Vergleich deutlich songorientierter und weicht selten vom klassischen Strophe-Refrain-Schema ab. Ein schmissiger Hit wie "Oh dear!" schielt ganz deutlich auf die blankpolierte Tanzfläche, kleine theatralische Gesten inklusive: "Sabotaged by arrogance and fear / Oh dear!" Auch "The club" vermeidet erfolgreich, sich bei der rhythmischen Bewegung in seinem träumerischen Schleier zu verheddern. Und das, obwohl er wie fast alle anderen Songs dank der Streicher, Bläser und was das Orchester sonst noch hergab mehr als ein paar Gramm Fett zu viel am Leibe haben. Das schlägt über die Spielzeit hinweg durchaus mal auf den Magen. "Negative vibes" enthält mit seiner süßlichen Melodie sicher mehr Kalorien als eine Schwarzwälder Kirschtorte, doch durch reine Willenskraft steigert sich der Song in sein Mantra hinein. "We shall keep the fears at bay / You and I can conquer all the negative vibes."

Ein etwas abgedunkelter, reduzierter Einschub wie "Drones in the city" kommt da zwischendurch gerade recht. Rhys lungert abwesend im Hintergrund, während Legato-Streicher die titelgebenden Flugroboter vertonen. Man kann sich ja nicht immer die Ohren zukleistern lassen. Hier und da schwächelt unterdessen auch das Songwriting, wenn vor dem imposant marschierenden "Architecture of amnesia" das vollkommen vergessbare "Same old song" seine Hook offenbar beim Trudeln im Weltraum verloren hat. Wer einen Closer "Selfies in the sunset" nennt und darin tiefenentspannt im Duett mit dem Model Lily Cole die "apocalyptic mushroom cloud towering above us" besingt, der verbleibt jedoch natürlich auf der sympathischen Seite. Der Waliser nimmt die in seiner Karriere immer wieder durchschlagende Liebe zum Pomp und macht sie zum gemeinsamen Grundpfeiler dieser zehn Songs, zwischen Reichhaltigkeit und Overkill. Dass ihm das jemand übelnehmen wird, ist äußerst unwahrscheinlich.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • The club
  • Oh dear!
  • Architecture of amnesia

Tracklist

  1. Frontier man
  2. The club
  3. Oh dear!
  4. Limited edition heart
  5. Take that call
  6. Drones in the city
  7. Negative vibes
  8. Same old song
  9. Architecture of amnesia
  10. Selfies in the sunset

Gesamtspielzeit: 41:05 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gordon Fraser

Postings: 2536

Registriert seit 14.06.2013

2018-07-17 18:24:09 Uhr
Wow, tolles Album. Schon wieder.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-06-14 20:55:22 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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