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Kiefer - Happysad

Kiefer- Happysad

Stones Throw / Rough Trade
VÖ: 08.06.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Sattsame Geheimnisse

Gut gehütete Geheimnisse in der Musikgeschichte sind vor allem: schnell gelüftet. Qualität spricht sich schnell herum. So verwundert es nicht, dass Plattenfirma und Journalisten bei Kiefer Shackelford gerne mit diesem Bild arbeiten, obwohl der Multi-Instrumentalist aus Los Angeles längst bekanntermaßen die Lücke zwischen den viel zu früh verstorbenen Produzenten J Dilla und Nujabes schließt. Shackelford, eher mit Jazz als HipHop sozialisiert, gehört zu jenen Künstlern, deren Beats zwischen LoFi und ChillOut pendeln. Lehn Dich zurück, tauche ab in den Zustand zwischen Meditation und Konzentration. Mit "Happysad" erscheint nun sein zweites Album, dieses Mal beim Label Stones Throw, wo sie ja eine Vorliebe für diese Art von Sound haben. Und eben noch mehr dieser gut gehüteten Geheimnisse der Musikgeschichte ihre Platten veröffentlichen.

"Happysad" prägten in der Entstehung genau die beiden Zustände, aus denen sich der Albumtitel zusammensetzt. Allerdings hat der 26-jährige Shackelford seinen Sound eher introvertiert angelegt. "AAAAA" handelt von Panikattacken und der daraus entstehenden Einsamkeit, was den Track aber nicht in einen hektischen Rhythmus treibt – im Gegenteil. Shackelford liefert eine traumhafte Melodie vom Klavier, legt als nächste Spur einen entspannten Beat darunter, und schon startet der Abstieg in die Entspannung. "Ich kämpfe viel mit meinen Emotionen, bin aber eigentlich die meiste Zeit verdammt glücklich. Dieses Album fokussiert sich auf diese beiden Extremzustände: Freude und Traurigkeit – und das ständige Zwischenspiel dieser Pole", sagte er zur Veröffentlichung der Platte. Allerdings ist es eher eine leichte und produktive Melancholie, die sich durch "Happysad" zieht.

Shackelford spielte bereits als Kleinkind am Klavier, im Alter von fünf Jahren hörte er mit seinem Vater die Alben von Miles Davis und John Coltrane, und vertiefte sich in Instrumente, Rhythmen, Melodien. Seine Erfahrung und sein Können zeigen sich in den Tiefen, die sein Sound erreicht. "Highway 41" entwickelt innerhalb von ein paar Sekunden eine hypnotische Wirkung, "Temper" tingelt zwischen tiefem Bass und kargen Takten hin und her. Und dazwischen immer wieder dieses Klavier, diese Melodien, diese Töne, die sich perfekt in jeden Groove schmiegen, die jeden Track in alle möglichen Dinge formen können. Das hört sich aus den Boxen genau deswegen so breit, warm, sattsam und großartig an.

Dieses Album zerreibt sich nicht zwischen seinen beiden Polen, obwohl Shackelford es als Zwischenspiel betrachten mag. Dafür trägt es zu viel Harmonie und Ruhe in sich. Instrumental HipHop hatte lange kein so ausgeglichenes Album wie "Happysad" mehr, das in seinen Beats so viel Kraft ausstrahlt. Einzelne Themen und Momente tauchen über die knapp vierzig Minuten immer mal wieder auf, es ist ein Spiel, eine Lockerungsübung, so anders als der aktuell vorherrschende und unaufgeräumte Sound im Mainstream-HipHop. Das hier sind introvertiertes Beats für lange Nächte, für einsame Stunden, fürs Alleinsein, für Sonnenuntergänge, für das Wertvolle. Wie Shackelford das macht? Bleibt sein Geheimnis. Dieses Album hat aber weit mehr als diese Zuschreibung verdient.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Dope nerd
  • Highway 41
  • Temper

Tracklist

  1. Dope nerd
  2. What a day
  3. Highway 46
  4. Highway 41
  5. Magnetic
  6. Socially awkward
  7. Memories of U
  8. Thinkin of
  9. Agoraphobia
  10. FOMO
  11. Temper
  12. Upwards
  13. AAAAA

Gesamtspielzeit: 39:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Plattenbeau

Postings: 976

Registriert seit 10.02.2014

2018-07-11 09:52:19 Uhr
Jazz und Hip Hop geht oft gut zusammen. Die Beats treffen meinen Geschmack, sind irgendwie Old School und meilenweit von jeglichem Trap-Trend entfernt. Ich tue mich etwas schwer Instrumental Hip Hop aktiv zu hören, aber als Hintergrund- oder Enspannungsmusik ist das sehr angenehm. Könnte man auch gut in eine Auto-Playlist mit einstreuen, oder in das Tagesprogramm von DLF ;-)

Lugee

Postings: 56

Registriert seit 23.07.2013

2018-07-10 22:58:23 Uhr
Hui… das erste Hören fordert mich gerade etwas ;-)
Fiese Kontraste. Mal sehen, ob es so im Ohr bleibt, dass ich zurückkehre… aber so oder so: aussergewöhnlich. Und das ist gut.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2018-06-20 10:37:06 Uhr
Schön entspannt mit einigen tollen Momenten, die auch beim nebenbei hören die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gefällt mir.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-06-14 20:54:03 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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