Paul Kalkbrenner - Parts of life
Columbia / Sony
VÖ: 18.05.2018
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
In der Summe liegt die Kraft
Eine beträchtliche Zahl der alljährlichen Bergunfälle passiert beim Abstieg. Nach dem erfolgreichen Gipfelsturm ist der Bergsteiger euphorisch, aber eben auch erschöpft und dadurch anfälliger für Fehltritte. Der Leipziger DJ und Produzent Paul Kalkbrenner weiß, wie es sich ganz oben anfühlt. Sein letztes Album "7" verbrachte einige Wochen an der Spitze der deutschen Charts. Auf dem Scheitel der EDM-Welle reitend bot Kalkbrenner jedoch durchaus mehr als solides Handwerk. Nach dem Überraschungserfolg von "Sky and sand" hatte sich der Musiker Schritt für Schritt an die höchsten Höhen herangetastet. Bei aller berechtigten Kritik an teils generischer Soundwahl blieb sein Stil jedoch stets unverwechselbar und war von großer Abgeklärtheit geprägt. Ein weiteres Kennzeichen waren stets krude Tracktitel wie "Das Gezabel", die man als Spinnerei abtun, oder aber als augenzwinkernden Kommentar bezüglich pseudotiefsinniger Betitelungen im Genre sehen kann.
Nach einer dreijährigen Auszeit meldet sich Kalkbrenner nun mit "Parts of life" zurück. Vieles macht er wie immer, an entscheidenden Stellen hält jedoch die Veränderung Einzug. Dies fällt schon beim Blick auf die Tracklist auf: Die Wortklaubereien waren schon auf "7" Vergangenheit, nun regiert die Nüchternheit der Nummerierung. Dass "Part one" an elfter und "Part eleven" an erster Stelle kommt, ist der Tatsache geschuldet, dass bei der Nummernvergabe das Entstehungsdatum ausschlaggebend war. Des Weiteren ist "Parts of life" deutlich ruhiger und tranciger geraten als die zurückliegenden Alben. Zwar macht der ältere der Kalkbrenner-Brüder weiterhin einen Bogen um den Minimalismus seiner Frühwerke, so reduziert wie im Jahr 2018 war seine Musik jedoch schon lange nicht.
Die stilistische Bandbreite ist trotz einer einenden melancholisch-verträumten Grundstimmung hoch. So steht "Part three" mit einem Tanzbein im Tech-House, während "Part seven" mit seinen Resonanz-Spielereien eher in Richtung Chill-Out-Area lugt. Auffällig ist, wie fokussiert Kalkbrenner Leadsounds einsetzt. Nur selten ertränkt er seine Tracks in Vielspurerei, stattdessen liegt der Fokus ganz klar auf der Set-Tauglichkeit. Das recht altmodisch klingende "Part two" wird sicherlich seinen Weg in die ausufernden Live-Performances des DJs finden. Auch "Part thirteen" verlangt aufgrund seiner fulminant schiebenden Bässe nach einer adäquaten PA.
Das, was "Parts of life" fehlt, sind die wirklichen Highlights. Alles ist im Fluss, aber plätschert eben auch ein wenig vor sich hin. Nostalgiker dürften dennoch an mancher Stelle hellhörig werden, so erinnert "Part four" beispielsweise an die Mayday-Themes vergangener Tage. Auch das gleichermaßen unaufdringliche wie elegante "Part five" weiß zu gefallen. Für den Popstar Paul Kalkbrenner mag "Parts of life" der erste Schritt in Richtung Tal sein, für den Musiker ist es jedoch genau der richtige. Die Gefahr sich bei der Jagd nach dem Erfolg in immer nichtssagenderem Gedudel zu verzetteln, ist gerade im Bereich der elektronischen Tanzmusik hoch. Daher stellt ein unscheinbares Album, das ein bisschen mehr als die Summe seiner Teile ist, die Weichen in Richtung Langlebigkeit.
Highlights
- Part thirteen
- Part four
Tracklist
- Part eleven
- Part three
- Part fourteen
- Part seven
- Part four
- Part twelve
- Part two
- Part ten
- Part five
- Part fifteen
- Part one
- Part nine
- Part thirteen
- Part six
- Part eight
Gesamtspielzeit: 57:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3757 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-11-08 16:15:53 Uhr
Zwei grossartige Konzerte in Tschechien am Weekend erlebt.. :-) Er ist wirklich eine Legende. Extrem faszinierend, wie jeder Abend unterschiedlich ist vom Vibe her und komplett unterschiedliche Setlist jeweils. |
derp Postings: 222 Registriert seit 18.04.2014 |
2018-06-20 15:34:23 Uhr
Überraschend gut, die beiden Alben davor waren ja größtenteils für die Tonne. Stimme musie zu, ein sehr homogenes Album, zwar nichts weltbewegendes, aber es muss ja nicht alles weltbewegend sein. Ich würde auch eine 7 zücken. |
marmeladenkoch |
2018-06-20 14:56:21 Uhr
Sehe ich ähnlich wie der Vorposter. Mir gefällts gut. |
musie Postings: 3757 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-06-14 21:09:17 Uhr
ich mag das album. sehr homogen. nichts fällt ab. das ist für mich mind. eine 7/10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26286 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-06-14 20:53:32 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Fritz Kalkbrenner; Sascha Funke; Extrawelt; Lexy & K-Paul; Heiko Voss; Marek Hemman; Steffi; Stephan Bodzin; Oliver Koletzki; Kollektiv Turmstrasse; Popof; Oliver Huntemann; Oliver Schories; Solomun; Joris Delacroix; Ellen Allen; Super Flu; Booka Shade; Gregor Tresher; Gabriel Ananda; Einmusik; Oxia; Laurent Garnier; Westbam; Dr. Motte; Marusha; Four Tet; Caribou; DJ Koze; Trentemøller; Röyksopp; Moonbootica; Sven Väth; Tiefschwarz; Shit Robot; Apparat; Modeselektor; Moby; VCMG; Thom Yorke; Klangkarussell; Hell; Robert Miles
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