Blackout Problems - Kaos
Munich Warehouse / Cargo
VÖ: 15.06.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Der innere Kampf
Blackout Problems stehen vor dem Scheideweg. Nach einer schier überwältigenden Masse an Konzerten, Support-Shows und Festivalauftritten sind die vier Münchener zumindest in Kreisen der jungen deutschen Alternative-Szene ein bekannter Begriff. Mit einem Problem: Trotz unbestritten fantastischer Live-Qualitäten waren die Songs bisher bestenfalls guter Durchschnitt. Das eigentliche Debüt "Life" von 2012 kehren die Blackout Problems heute selbst unter den Tisch, und das 2016 veröffentlichte "Holy" etablierte zwar einen kraftvollen Sound mit Wiedererkennungswert, war in seinem Songwriting aber zu orientierungslos, um sich wirklich festzusetzen. "Kaos" muss nun die Relevanz des Quartetts außerhalb stickiger Kiezclubs beweisen und eine Richtung vorgeben, mit der die Band auch fernab ihrer Nische bestehen kann. Und um das Fazit gleich vorwegzunehmen: Der Platte gelingt diese Mission mit Bravour.
Zu diesem Umstand trägt vor allem bei, dass Blackout Problems auf "Kaos" wesentlich genauer wissen, wohin sie wollen. Konzeptuell ist das neue Werk in allen Belangen gefestigter und stringenter als sein Vorgänger. Allein die Textarbeit zeugt von deutlich mehr Charakter und verabschiedet sich von obskuren Pseudo-Vergleichen wie "Together, we're an army just as strong as black coffee". Die Lyrik von "Kaos" macht eine Kehrtwende, ruft nicht mehr heroisch zum gemeinsamen Widerstand auf, sondern erzählt persönliche Geschichten von innerer Zerrissenheit und dem Kampf mit sich selbst. Besonders deutlich wird Frontmann Mario Radetzky zum Beispiel im von Synthie-Streichern getragenen "Holly", in dem er resignierend seine eigene Verlorenheit preisgibt: "Since you moved all my stuff to the guest room / I'm not prepared for a winter without you." Das Gefühl großer emotionaler Hürden durchzieht "Kaos" wie ein roter Faden und sorgt dafür, dass Blackout Problems ihren jugendlich ungestümen Charme aufgeben, dafür aber eine Platte schaffen, die auf viel ernstzunehmendere Art und Weise mitreißt.
Und dabei haben wir noch gar nicht von der Musik gesprochen, die auf "Kaos" variantenreicher und charakterstärker, vor allem aber zielgerichteter als auf "Holy" ausfällt. Die Band taumelt dramaturgisch zwischen zwei Polen umher, verflucht eingängig tobende Alternative-Brecher wie "Queen" stehen kontrapunktisch zu schwermütig mit weiter Post-Rock-Ästhetik spielenden Songs wie "Sorrow". Der subtile Einsatz von Elektronik und Stimmeffekten steht der Band dabei außerordentlich gut und hilft bei der Prämisse eines flächigeren und ausdifferenzierteren Sounds. Der Titelsong "Kaos" macht davon zum Beispiel hervorragend Gebrauch und isoliert Radetzkys Stimme in hauchenden Synthesizer-Wänden. Der Kampf verschiedener Klangwelten kongruiert sinnbildlich mit den unruhigen Texten und legt so den letzten Grundpfeiler für einen vertonten Konflikt mit den eigenen Gefühlen.
Einen Konflikt, den das lyrische Ich von "Kaos" zumindest oberflächlich gewinnt. Im hymnischen Closer "Charles" beschwört Radetzky hoffnungsvoll das Credo "I'm not scared of the future", das aber eher wie eine Botschaft anmutet, an die der Protagonist selbst noch nicht glauben möchte. Ob das Album letztendlich einen Sieger hervorbringt, bleibt also schmerzhaft offen. Unbestrittene Gewinner dieser Platte sind aber Blackout Problems, die mit ihrem neuen Werk den Beweis anfertigen, dass sie mehr als nur eine Band für zügellose Moshpits sind. Am Höhepunkt angekommen sind die Münchner damit mit Sicherheit noch nicht, aber "Kaos" ist die erste Platte, die sie angemessen repräsentiert.
Highlights
- Difference
- Queen
- Sorrow
Tracklist
- How are you doing
- Kaos
- 911
- Difference
- Limit
- Kontrol
- Queen
- Sheep in the dark
- Holly
- Sorrow
- Gutterfriends
- Charles
Gesamtspielzeit: 47:12 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2018-06-22 16:09:37 Uhr
Gestern eingehend gehört, weil das Ding ja überall sehr gut besprochen wird. Im Vergleich zu Holy ein großer Schritt, aber immer noch auf Dauer ein bisschen eintönig. 6/10 |
aeh, soll das musik sein |
2018-06-21 17:40:57 Uhr
das klingt doch irgendwie, ich will es nicht sagen, aber ausser beliebig und lieblos fällt mir da nicht viel zu ein.ganz und gar schröckliche musik und die videos geben mir noch den rest. |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2799 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-06-21 12:54:28 Uhr
Gutes Album, doch doch. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26285 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-06-07 21:04:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26285 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-05-16 22:25:32 Uhr - Newsbeitrag
Blackout Problems werden am 15.06. mit "KAOS" das vielleicht facettenreichste Alternative-Rock Album einer deutschen Band seit langer Zeit vorlegen."Kaos" wird bereits jetzt in den höchsten Tönen gefeiert (u.a. "Album des Monats" in der neuen GUITAR) und spannt einen Bogen von hoffnungsloser Verzweiflung über bipolare Un/Glücksmomente bis zu sphärischer Aufbruchstimmung. Es ist ein Album, dem man die emotionalen Extremsituationen eines Lebens zwischen Dauer-Tour und künstlerischem Befreiungskampf zu jeder Sekunde anhört. Fans aber auch andere Bands haben die Möglichkeit, die Blackout Problems für ein Wohnzimmer/Proberaumkonzert in ihre Stadt zu locken. Am 17.06.2018 (2 Tage nach Albumrelease) wird die Band im Rahmen einer Deutschland-Promo-Tour an einem von Fans gewünschten (möglichst außergewöhnlichen) Ort auftreten. Noch bis zum 01. Juni nimmt die Band Vorschläge für diese spezielle Show entgegen. Alle Teilnahme-Infos zum Aufruf finden sich hier: https://bit.ly/2k1qxxy Das Wie + Wo des geplanten Guerilla-Konzertes erklärt die Band zudem in diesem Youtube Video: 17.05.18 DE - Paderborn - Asta Festival 18.05.18 DE - Köln (ausverkauft) 19.05.18 DE - Hamburg (ausverkauft) 21.05.18 DE - Berlin (ausverkauft) 24.05.18 DE - München (ausverkauft) 25.05.18 CH - Lyss – Moonrock on Tour 01.06.18 DE - Kelheim – Jukuu Festival 02.06.18 DE - Darmstadt - Schlossgartenfest 13.06.18 DE - Görlitz - Vogtshof Festival 21.06.18 DE - Neuhausen ob Eck - Southside 06.07.18 – 07.07.18 DE - Straubenhardt – Happiness Festival 13.07.18 DE - Haunetal – Haune Rock 14.07.18 DE - Witten - Wiesenviertelfest 20.07.18 DE - Düsseldorf – Goldmucke, Unter den Linden 22.07.18 DE - Cuxhaven - Deichbrand Festival 27.07.18 DE - Bausendorf – Riez Open Air 28.07.18 DE - Schrobenhausen – Noisehausen 03.08.18 DE - Elend – Rocken am Brocken 04.08.18 DE - Borkheide – Baum & Borke Open Air 09.08.18 DE - Eschwege – Open Flair Festival 19.08.18 DE - Karben – Karben Open Air 24.08.18 DE - Wirges – Spack Festival 08.09.18 DE - München - BR Startrampe Blackout Problems KAOS Tour 2018: Präsentiert von Visions, Piranha, Fuze, Finestvinyl, Diffus, FritzKola, MoreCore, HeartcoreMag, Initiative Musik 01.11.18 xx –xx 02.11.18 Zürich (CH)–Dynamo 03.11.18 xx –xx 05.11.18 xx –xx 06.11.18 xx –xx 07.11.18 xx –xx 09.11.18 xx –xx 10.11.18 Hannover–Chez Heinz 12.11.18 xx –xx 13.11.18 xx –xx 14.11.18 Leipzig–Naumanns 16.11.18 Wien (AT)–Chelsea 22.11.18 Dresden–Groove Station 23.11.18 Rostock–Peter Weiss Haus 24.11.18 Osnabrück–Bastard Club 26.11.18 Dortmund–FZW 27.11.18 xx –xx 01.12.18 München–Technikum die weiteren Konzerte werden in Kürze bekannt gegeben |
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Referenzen
Boysetsfire; Apologies, I Have None; Hot Water Music; Flash Forward; Kettcar; Dave Hause; Goodbye Fairground; Shoreline; City Light Thief; Paramore; Iron Chic; Cadet Carter; Cold Years; Great Escapes; Ignite; Captain We're Sinking; Carpark North; Nothington; Strike Anywhere; Kasabian; Montreal; Madsen; Beatsteaks; Itchy; Heisskalt; Red City Radio; Idle Class; The Killers; The White Stripes; Rivershores; Donots; Hi! Spencer; Neufundland; The Holy Mess; Razz; Abramowicz; Smile And Burn; Forkupines; EMMA6; Crazy Arm; Bakkushan
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