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Soundtrack - Bright

Soundtrack- Bright

Atlantic / Warner
VÖ: 15.12.2017

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 1/10

Kraft der Vorstellung

Kein Trailer, keine Inhaltsangabe, keine anderweitige Recherche – der Rezensent dieses Soundtracks kennt genau zwei harte Fakten: Albumcover und Tracklist. Dazu gesellt sich nun die Musik, die anhand der Künstlerauswahl bereits eine Ahnung zulässt, was da aus den Boxen kommen mag. Außerdem lassen die Titel darauf schließen, es mit exklusiven Songs zu tun zu haben. Das einigermaßen ausgeprägte Vorwissen lässt sich schwierig ausblenden, und so sorgen die Kombinationen und die dazugehörigen Lieder für Verwunderung und Vorfreude. A$AP Rocky und Tom Morello? Wartet nach der kleinen Enttäuschung mit "Relaxer" ein neues Alt-J-Highlight? Und warum überhaupt diese Vorrede? Nun ja, diese frei gewählte Naivität soll bitte nicht mit Ignoranz oder Schlampigkeit verwechselt werden. Folgende Passagen enthalten vollkommen subjektive Assoziationen, die durch einzelne Songs oder die dramaturgische Ordnung der Platte erzeugt wurden. Wahrscheinlich könnten die angedeuteten Handlungsschnipsel falscher kaum sein – dennoch und genau deswegen hilft diese Unbedarftheit, dem Kern der Sache eventuell auf die Schliche zu kommen. Was der Film letztendlich wirklich leistet? Keine Ahnung, erscheint ja eh erst am 22. Dezember. Aber hier ist, was seine Musik und ein einzelnes Bild hervorruft:

Großproduktionen – und bei "Bright" deutet die Kombination von Will Smith und Netflix auf eine solche hin – müssen direkt funktionieren. Ab Sekunde eins sollte es scheppern, bevor der übermündige Zuschauer das Weite sucht. Also liegt die Vermutung nahe, dass mit der markanten Stimme von Rag'n'Bone Man ein Konflikt eingeführt wird, der eine Katastrophe, einen zerrissenen Will Smith oder eine übergangsweise Erklärung für die Blaufärbung des Knarren-Buddys ins Schaufenster stellt. Die prägnanten Rap-Parts von Logic versehen dabei den Auftakt mit einem zusätzlichen Zuschauer-Bindemittel. Bastille vertiefen den Eindruck einer Not mit "World gone mad". Dinge sind wohl aus den Fugen geraten. Derlei anschmiegsame Hooks lassen die bereitgelegten Snacks sicher nicht schlechter schmecken. Doch nach diesem zutraulichen Auftakt-Doppel kippt es erst ganz leicht und driftet dann vollkommen ab. Mit "Home" mischt sich bereits weniger Darlinghaftigkeit in den Sound. Allein der Auftritt von Machine Gun Kelly verdeutlicht, dass es zukünftig rauer wird, obwohl er noch am Schmusefaden hängt. Die Mutation macht das Leben für Will Smiths Sidekick nicht einfach. Seine Vorgesetzten drangsalieren ihn, und die Zuschauer können bis hierhin auch melodisch mitleiden. Viel Bass, es kracht, es scheppert – jemand giert nach Macht, die "Crown" muss her. Das Böse fabuliert von Herrschaftsansprüchen. Nun dreht sich der Wind. Durch "Darkside" nimmt dann eine persönliche Krise Fahrt auf, die nebenher zu bewältigen ist oder am Ende für das tragische Flair sorgt. Musikalisch geht die massenhafte Reizsetzung direkt weiter. Ty Dolla Sign, die Multifunktionshook des US-Rap, wird seinem Kerngeschäft entmächtigt und darf nur eine Strophe beisteuern. Da seit Jahren wenig ohne die Beteiligung von Future geht, rappt auch der Südstaaten-Krösus einen gar nicht so vernuschelten Part.

Klarheit und Opulenz ist die stetige Devise, und so kulminieren in der folgenden halben Stunde Screentime Sex, Stunts und Schnittkamikaze zu einem Unterhaltungstsunami. Die dazugehörigen vier Songs funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip – angesagter Rapper plus genre-fremde Ergänzung. Will Smith kämpft sich wohl eine längere Zeit durch die Gegend. Migos, der kürzlich eingesperrte Meek Mill, A$AP Rocky, Lil Uzi Vert, Snoop Dogg – prominenter hätten es die Soundtracktüftler kaum konstruieren können. Was mit "Purple Lamborghini" für "Suicide Squad" so gut funktionierte, birgt scheinbar die Möglichkeiten ewiger Wiederholung. Musikalisch gerät es einigermaßen vielfältig, was auf einen mal mehr und mal weniger strapazierten Hauptdarsteller hindeutet. Zwischen ordinärem Trap, einer Neo-Version von "Still D.R.E.", dem wilden Dubstep-Beat bei "Smoke my dope" und der plötzlichen Beteiligung von Tom Morello liegen ziemliche Klüfte. Dann schließt sich die Klammer, und der Rap tritt den Rückzug an. Kurios, dass Will Smith nicht selbst zum Mikrofon gegriffen hat. Vielleicht weiß auch er, dass die Fresh-Prince-Flows heutzutage nicht mehr so zünden. Der Indierock ist zurück und stellt die Klagen des Beginns vorerst hinten an. Hier wähnt sich jemand als sicherer Sieger. Die Invasion wurde gestoppt, der Antagonist ausgebremst, die Scheidung verhindert – "Cheer up"! Das war natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss, und so kündigt sich ein finales Drama an. Der düsterste und gleichzeitig atmosphärischste Song stammt von Alt-J. Etwas ist erwacht und muss final gebannt werden. Die abschließenden Takte verkünden Einstellungen voller Happy Ends: der blaue Himmel, die vereinte Nation und eine Geste der Freundschaft rufen Frieden auf Lebenszeit aus. Die vormals verfeindeten Parteien schauen sich in die Augen und sagen: "This land is your land". Polizisten-Charakter Smith und sein wieder genesener Avatar-Kumpel fallen sich in die Arme und danken Amerika. Abspann.

(Michael Rubach)

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Highlights

  • Broken people (Logic & Rag'n' Bone Man)
  • Hares on the mountain (Alt-J)

Tracklist

  1. Broken people (Logic & Rag'n' Bone Man)
  2. World gone mad (Bastille)
  3. Home (Machine Gun Kelly, X Ambassadors & Bebe Rexha)
  4. Crown (Camila Cabello & Grey)
  5. Darkside (Ty Dolla Sign & Future ft. Kiiara)
  6. Danger (Migos & Marshmello)
  7. That's my nigga (Meek Mill, YG & Snoop Dogg)
  8. Smoke my dope (Steve Aoki & Lil Uzi Vert)
  9. FTW (Fuck the world) (A$AP Rocky & Tom Morello)
  10. Cheer up (Portugal. The Man)
  11. Hares on the mountain (Alt-J)
  12. Campfire (DRAM & Neil Young)
  13. This land is your land (Sam Hunt)

Gesamtspielzeit: 42:50 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-11-30 22:38:49 Uhr - Newsbeitrag
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