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Pale Seas - Stargazing for beginners

Pale Seas- Stargazing for beginners

Abbey / Al!ve
VÖ: 24.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Isolationshaft

Wirklich verhext ist das, und dennoch erlebt man es jedes Jahr. Mehr noch: Je älter man wird, desto schneller verfliegen die Monate ab September: Da lechzte man gefühlt gestern noch nach letzten Sonnenstrahlen, genoss die letzten halbwegs warmen Tage im Herbst, und schon wird diese verdammte Uhr auf Winterzeit und Weihnachtsdeko umgestellt. Und mit ihr auch das Wetter: nass, grau, ungemütlich. Und zu allem Übel, ist es gefühlt immer nur dunkel. "Time is never on your side" pflanzen uns Pale Seas aus Southampton die passende wie ernüchternde Zeile ins Ohr, und garnieren sie mit ihrem verträumten, spärlich belichteten Indierock. Klingt dann wieder logisch, oder? Und vor allem: Herzerwärmend gut, wie nicht nur das intensive "Into the night" zeigt, indem es Sänger Jacob Scotts knödelige Stimme mit sphärisch-wohligem Neunziger-Alternative ummantelt.

"Evil is always one step behind" lautet nicht nur der Titel des in Dream- und Noisepop badenden Schlusstracks, sondern spiegelt auch das Schicksal wieder, das "Stargazing for beginners" durchlebte, bevor die Platte das Licht der Welt erblickte. Nachdem Pale Seas Ende 2015 bereits als eine der spannendsten Gitarrenbands im UK gehandelt wurden, ausverkaufte Konzerte spielten, auf BBC 6 rotierten und mit The War On Drugs tourten, verschwand der Vierer kurz vor dem geplanten Album-Release plötzlich von der Bildfläche. Scott, Gitarrist Graham Poole, Basser Matthew Bishop und Drummer Andrew Richardson beamten sich hinaus aus der Öffentlichkeit, vergruben sich für 22 Monate in einem Studio auf der Isle of Wight. Dort, in selbstgewählter Isolation, begann die Arbeit an ihrem Debüt von Neuem, zu der man schlussendlich The-Verve-Produzent Chris Potter einberief. Auch, wenn es bis auf das schmachtende "In a past life" nichts wirklich Britpoppiges zu vernehmen gibt, dürfen beide Umstände in Anbetracht des leicht entrückten Sounds von "Stargazing for beginners" als Gewinn verbucht werden.

Besonders intensiv klingen Pale Seas, wenn sie die Instrumentierung auf das Nötigste reduzieren, wenn Details im Fokus stehen, weil gerade die unauffälligen Momente die besondere Stimmung ausmachen. Der schöne Titelsong setzt nur auf Mehrstimmigkeit, zarte Percussion, Bass und Chöre, während dem fluffigen "Bodies" und vor allem "Blood return" ein luftig-akustisches Folk-Kostüm ausreicht, um 60s-Vibe zu versprühen und dabei schüchtern zu Fleet Foxes hinüberzuwinken. Mit majestätischem Refrain rüttelt "Animal tongue" auf und löst auch so ein wenig den dicken Trauerklos, denn die meisten Themen drehen sich um Trauer und Enttäuschung, suchen noch vergebens nach dem Weg zurück ins Licht. Falls damit auch die anerkennende Öffentlichkeit gemeint ist, sollte "Someday" diesen Weg schon bald finden, vereint die Hitsingle der Briten doch vieles, was euphorischer Indie-Rock braucht. Wäre, ja wäre da nicht der Text: "I've already lost / Everything I could lose / I can't make it stop / If I'm nothing to you". Es bleibt dunkel. Wie das eben so ist, in dieser Jahreszeit.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Into the night
  • Someday
  • In a past life
  • Stargazing for beginners

Tracklist

  1. Into the night
  2. My own mind
  3. Someday
  4. In a past life
  5. Blood return
  6. Bodies
  7. Stargazing for beginners
  8. Animal tongue
  9. Heal slow
  10. Evil is always one step behind

Gesamtspielzeit: 42:16 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

captain kidd

Postings: 3584

Registriert seit 13.06.2013

2018-05-08 07:56:33 Uhr
Doch, ganz okay. Stimme ist irgendwie JJ 72
Frisch rezensiert. Meinungen?
2017-12-02 12:56:09 Uhr
Tolle Entdeckung. Klingt richtig frisch. Interessante Songs, schön quäkige Stimme. Hätte eine 8/10 verdient.

XTRMNTR

Postings: 1261

Registriert seit 08.02.2015

2017-11-30 08:40:19 Uhr
Schließe ich mich an. Die Stimme dürfte nicht jedermanns Sache sein, aber tolles Album.
So tieftraurig wie alle schreiben finde ich das nicht einmal.
deja
2017-11-30 00:25:16 Uhr
Das Album ist eine Offenbarung. Die Texte, die Komposition, alles so stimmig, tieftraurig und wunderschön.

molch5

Postings: 7

Registriert seit 11.09.2017

2017-11-28 19:01:13 Uhr
super album, läuft seit ein paar tagen rauf und runter.
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