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Peter Oren - Anthropocene

Peter Oren- Anthropocene

Western Vinyl / Cargo
VÖ: 10.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Er folgt Flüssen

Alle reden übers Klima, aber wer singt eigentlich mal darüber? Zuletzt wohl gefühlt irgendwelche Folkbarden mit dicken Brillengestellen aus der Umweltbewegung der 1980er. Auch in unserem Jahrzehnt kommt der Soundtrack zur Bewahrung unserer Erde aus der Ecke des Folk. Wenn auch nicht unmittelbar als solcher erkennbar. Peter Orens Stil ist auf seinem zweiten Album "Antropocene" subtil, weich und verschwimmt bisweilen, seine tiefe sonore Stimme klingt unweigerlich so, also würde jemand zärtliche Liebesbotschaften hauchen. Dabei gilt Orens Zuneigungsbekundung der Mutter Erde – zumindest im Titelsong "Anthropocene". Obgleich die akustische Kulisse ein warmes, vertrautes Gefühl heraufbeschwört, ist die Botschaft eine drastische: "Where do I go if I don't want to be woth idle hands waiting catastrophe / Here in the Anthropocene", so die unmissverständliche Warnung vor dem Chaos, das der Mensch während der vergleichsweise kurzen Zeitspanne, in der er spürbar auf den Planeten Einfluss nahm, heraufbeschworen hat. Orens Ton ist dabei nicht belehrend oder moralisierend, vielmehr geht er ganz offen mit seiner eigenen Sorge und Verunsicherung um.

Ein ambigues, nicht eindeutig festgelegtes Moment findet sich in vielen Songs. In "Burden of proof" schildert Oren eine nächtliche Autofahrt über die Highways in Midwest, mit der dafür typischen Mischung aus Einsamkeit und stiller Gelassenheit. Die Streicher schieben sich diskret dazwischen und wickeln dieses Gefühl der Ruhe und Intimität warm ein. In "Falling waters" wiederrum reflektiert Oren seine zwiespältige Beziehung zu seiner Heimatstadt Columbia. Der umstrittene Namensgeber der Stadt regt ihn zu der Frage an, worauf sich nationale Identität und Traditionspflege eigentlich berufen sollen, wenn doch die Vergangenheit so oft alles andere als glorreich war. Wieder fühlt er sich hier der Natur näher als dem Menschen, sieht sich als Fluss, der rastlos vorwärts drängt auf der Suche nach einem Ort, der ihm Identifikation ermöglicht.

Während sich das Album entwickelt, wird der melancholische Songwriter-Folk etwas schmutziger und bietet in "Throw down" auch mal einem staubigen Bluesgitarren-Solo Platz. Für "New garden" wiederrum greift Oren tief in die Americana-Werkzeugkiste, mit leichtfüßigem Fiddel-Zwischenspiel, elfenhaften Background-Vocals und Metaphern aus der Landwirtschaft wie "Save the fences for the rabbits". In "Welcome/Goodbye" hören wir Oren wieder ganz reduziert mit Gitarre und dem bekannten zurückhaltenden Streichquartett, das ein sanftes Schlaflied anstimmt. Der Sänger unternimmt darin den Versuch eines kurzen und recht ernüchternden Resümees: "Wouldn't mind to be proven wrong / But damn, it's been so long since I've heard about anything hopefull going on." Lösungen und konkrete Appelle sind auf dem ganzen Album trotz explizit politischer Ausrichtung rar. Aber von Orens angenehmen Bariton vermittelt zu bekommen, dass man mit seiner Verunsicherung nicht alleine ist, kann schon tröstend wirken.

(Eva-Maria Walther)

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Highlights

  • Burden of proof
  • Anthropocene
  • Throw down

Tracklist

  1. Burden of proof
  2. Antropocene
  3. Falling waters
  4. Chain of command
  5. Throw down
  6. Canary in a mine
  7. New gardens
  8. Picture from Spain
  9. River and stone
  10. Welcome/Goodbye

Gesamtspielzeit: 31:45 min.

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Armin

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2017-11-23 21:20:16 Uhr - Newsbeitrag
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