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Major Parkinson - Blackbox

Major Parkinson- Blackbox

Karisma / Soulfood
VÖ: 27.10.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Nichts als Theater

Wenn Rezensenten die Synonyme ausgehen, sprechen sie bei Musikgruppen auch schon mal von einem Ensemble, was allerdings eine eher unpassende Begrifflichkeit ist, weil sie sich üblicherweise auf die an einem Theater engagierten Künstler bezieht. Major Parkinson können jedoch durchaus zu Recht als Ensemble bezeichnet werden, denn vor allem auf den ersten beiden Alben machte es den Eindruck, als bestünde die Band nicht "nur" aus sieben Mitgliedern, sondern aus 70. Und die Musik glich einem kunterbunten Kuddelmuddel aus theatralischem Theater, morbiden Musical und allerhand schrulligen Skurrilitäten quer durch die Unterhaltungsbranche. Kurz gesagt: Man hatte und hat es hier mit bedingungsloser Kunst zu tun. An dieser Extraportion Extravaganz mag es aber auch gelegen haben, dass Major Parkinson außerhalb ihrer norwegischen Heimat bisher nur wenig, wenn dann allerdings umso größere Aufmerksamkeit erregen konnten. Mit ihrem neusten Werk hat die Band aus Bergen jedoch gute Chancen, ein breiteres Publikum anzusprechen.

Das heißt zum Glück nicht, dass die Norweger zu einer wie auch immer gearteten Normalität gefunden hätten. "Blackbox" ist keineswegs barrierefrei und nicht weniger ein buchstäblich irres Vergnügen, als es das bereits 2010 veröffentlichte "Songs from a solitary home" war. Und doch sind Major Parkinson anno 2017 die entscheidende Idee zugänglicher und moderner. Ein Weg, der allerdings schon auf dem Vorgänger "Twilight cinema" von 2014 eingeschlagen wurde. Und so ist es wohl dieser relativen Niederschwelligkeit zu verdanken, dass "Blackbox" ein vergleichsweise konzentriertes Erlebnis ist, in dessen Verlauf es ein paar der ansprechendsten Melodien der Bandgeschichte zu goutieren gibt und das insgesamt weniger anstrengend geraten ist, als frühere Trips. Von einem deutlichen Plus an (diesmal recht futuristisch anmutender) Atmosphäre ganz zu schweigen.

Dazu passt es, dass Major Parkinson mit "Madeleine crumbles" den eingängigsten Titel des Albums zur Vorabveröffentlichung wählten. So viel Pop war noch nie, was der Band nicht zuletzt dank gänsehautförderndem Frauengesang ausgezeichnet zu Gesicht steht. Insgesamt dominiert aber wie gehabt der knarzige Semi-Sprechgesang von Jon Ivar Kollbotn, der besser denn je zu der grandios grausigen Stimmung passt, die hier verbreitet wird. Stichwort Stimmung: Damit sich diese voll entfalten kann, verlangt "Blackbox" nach einer intensiven Beschäftigung bei passender Gemütslage. Der Rezensent jedenfalls hat die Erfahrung gemacht, dass dieses an Abwechslung und Tiefe ja nicht gerade arme Album beim halbherzigen Hinhören in Teilen auf einmal regelrecht langatmig wirken kann, was in erster Linie für die längeren Stücke wie vor allem "Baseball" gilt. Dieser Effekt mag im progressiven Bereich häufiger vorkommen, tritt hier aber besonders deutlich zu Tage. Apropos: Wie ihrer Facebookseite zu entnehmen ist, firmiert die Band inzwischen auch offiziell unter dem Label "Progressive Rock", was allerdings nur deutlich macht, wie ungenau, kontrastarm und irreführend diese Kategorisierung sein kann. Zumindest wissen Interessierte so aber gleich: Trotz herabgesetzter Einstiegshürden, ist die beste Voraussetzung, um mit den Major Parkinson auf "Blackbox" warm zu werden, nach wie vor ein hohes Maß an Aufgeschlossenheit. Und ein gewisses Faible fürs Theater.

(André Schuder)

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Highlights

  • Lover, lower me down!
  • Night hitcher
  • Madeleine crumbles

Tracklist

  1. Lover, lower me down!
  2. Night hitcher
  3. Before the helmets
  4. Isabel: A report to an academy
  5. Scenes from Edison's Black Maria
  6. Madeleine crumbles
  7. Baseball
  8. Strawberry suicide
  9. Blackbox

Gesamtspielzeit: 63:25 min.

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User Beitrag

Watchful_Eye

User

Postings: 2775

Registriert seit 13.06.2013

2017-11-15 19:56:45 Uhr
Ich mag Major Parkinson, hab "Songs of a Solitary Home" als CD hier. Bedanke ich mich auch ausdrücklich über eure Bestätigung, dass die neue CD stark ist. Hab direkt Spotify angeschmissen. :)

Trotzdem - "Hauptsache meckern" hat Recht. Das Album hat eine gelungene und überwiegend wohlwollende Rezension bekommen. Und das hier sind halt nicht die babyblauen Seiten, sondern der Kern der Seite liegt im Indie Rock. Insofern - toll von Plattentests, dass eine nicht übermäßig bekannte Band, die sich tendenziell eher vom Indie-Kosmos entfernt hat, diese Coverage bekommt.

Man liest sogar ganz gut heraus, warum das Album nicht noch besser bewertet wurde. Meinem ersten Eindruck nach kommt die Kritik, dass das Album teilweise auch etwas langatmig werden kann, durchaus hin.

Jetzt kann man sagen, das sei ja nur mein erster Eindruck und das Album verdient mehr Beschäftigung: Will ich gar nicht abstreiten, kann gut sein! Ich will nur sagen, die Rezi ist fair mit dem Album umgegangen und man liest heraus, wie diese Wertung zustande gekommen ist. Mehr kann man nicht erwarten.

Ihr dürft das Album ja gerne noch besser finden, aber zumindest liegt hier kein "Versäumnis" von Plattentests vor. Die Rezension kann man gar nicht anders deuten, als dass Plattentests der Band wohlgesonnen ist.
Marküs
2017-11-15 19:32:21 Uhr
Also 7/10 ist definitiv zu niedrig. Bin eher bei ner lockeren 9/10 und halte Blackbox schlicht für einen der besten Releases des Jahres. Die Atmosphäre und die Songstrukturen sprechen mich persönlich total an. Finde auch sowohl die männlichen als auch die weiblichen Gesangspassagen endgeil. Die Longtracks Isabel und Baseball sind schlicht fantastisch.

Hier ist übrigens noch nen deutschsprachiges Review:
http://www.babyblaue-seiten.de/index.php?albumId=16958&content=review&left=newReviews2&top=Reviews

Sehr zutreffend wie ich finde
Gummilurch
2017-11-15 17:00:48 Uhr
Ne 7 kriegt halt jedes Pupsalbum hier. Das gilt hier leider nicht als "sehr gut". Die gehen in der Masse unter.
Ich meine mich zu erinnern, dass das aktuelle Arcade Fire Album mit einer 7er Wertung nur als CD der Woche gewählt wurde, weil es sinngemäß in dieser Woche leider nichts besseres gab.

Bei dem niedrigen Bekanntheitsgrad von Major Parkinson, ist es klar, dass viele Seiten das Album nicht zur Kenntnis nehmen. Aber ein paar gibt es schon (wenn auch kaum deutschsprachige):

http://www.musikreviews.de/reviews/2017/Major-Parkinson/Blackbox/

https://www.nordicmusicreview.com/single-post/2017/11/04/Major-Parkinson---Blackbox-Album-Review

http://www.profilprog.com/major-parkinson-blackbox-review
Hauptsache meckern
2017-11-15 16:06:55 Uhr
Die meisten deutschsprachigen Musikseiten/medien haben das Album nicht einmal zur Kenntnis genommen. Aber Hauptsache meckern, weil ein Lieblingsalbum mal wieder "zu niedrig" bzw. mit einer sehr guten Bewertung "abgestraft" wird. lol
@Gummilurch
2017-11-15 15:52:40 Uhr
Aha, und welche Musikseiten sollen das sein?
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