BNQT - Volume 1
Bella Union / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 28.04.2017
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Kein Midlight
Auf dem Papier klingt das prima: Midlake-Frontmann Eric Pulido gründet eine Indie-Rock-Supergroup, bei welcher die stimmgewaltigen Leadsänger von Band Of Horses, Grandaddy, Franz Ferdinand und Travis beteiligt sind. So weit, so gut. Er hätte es für einen großen Spaß gehalten, ein paar andere Herren ins Studio einzuladen und alle einfach mal machen zu lassen. Geht auch klar, schließlich sorgen natürlich längst nicht immer viele Köche auch gleichzeitig für ungenießbaren Brei. Das "Banquet" war eröffnet, so nannte sich das Projekt anfänglich, stieg dann aber auf das knackigere BNQT um, um Verwechslungen mit einem anderen Kollektiv zu vermeiden. Und was machen die Herren nun so?
Ein bisschen was von allem, kann man wohl sagen. Pulidos Midlake-Anleihen klingen auf dem ersten gemeinsamen Album, das den zugegebenerweise eher uninspirierten Titel "Volume 1" bekam, jedenfalls am meisten durch, und doch – Midlake light ist das auch nicht unbedingt. Mit hochkarätigen Kollegen wie Ben Bridwell oder auch Jason Lytle ist wirkliches Scheitern eh kaum möglich, dennoch wirkt das Album stellenweise etwas unausgegoren. Bridwells Beiträge etwa klingen fast wie Band-Of-Horses-Ausschussware, was im besten Sinne annehmbar, im schlimmsten aber einfallslos wirkt. "Unlikely force" kommt dabei durchaus gefällig daher mitsamt seiner großen Bläsersektion, verschießt aber auch früh sein Pulver. Da ist "Tara" schon risikofreudiger und sorgt mit psychedelisch angehauchter Stimmung sogar für den einen oder anderen bewusstseinserweiternden Moment.
Ist vielleicht auch unfair, weil Pulidos vorangehender Start mit der sorglosen Happy-go-lucky-Single "Restart" so vielversprechend war. Derweil versucht sich auch "Mind of a man" mit einem schlicht unverkennbaren Fran Healy an poppiger Leichtigkeit, die so manchen Spätfrühlings- bis Frühsommer-Abend versüßen dürfte. Und wer nach dieser geselligen Runde am lauen Lüftchen noch Bock auf einen kleinen Tanz im Mondschein hat, darf sich gern Franz Ferdinands Alex Kapranos und seinem zwischen Genie und Wahnsinn balancierenden "Hay banana" in eine düster-schunkelige Ecke verziehen. Überhaupt: Dass in einer solchen Konstellation ausgerechnet Kapranos für die mitunter größte Freude sorgen würde, hätte man anfänglich beim Studieren des Papiers wohl kaum geglaubt. Aber doch, auch dessen anderer Track, der epische Abschlusssong "Fighting the world", spielt sich beinahe mühelos in die Highlights-Zeile.
Auch Jason Lytles Mitwirken an "Failing at feeling" schafft das, was aber in Teilen daran liegt, dass zumindest die ersten paar Töne fast schon identisch mit jenen von "Fighting the world" zu sein scheinen. Sei's drum: Lytles Versagen am Fühlen stimmt ungewöhnlich glücklich, seine wie Kaugummi in die Länge gezogenen Vokale setzen sich hartnäckig im Ohr fest und wenn in der zweiten Hälfte noch ein paar Streicher auftauchen, platzt entweder das Herz oder das Trommelfell. Im üppig instrumentierten und hier und da ziemlich ausbrechenden "Real love" kommen sie dann alle zusammen, diese Köche und Sänger, um über ihr liebstes Thema zu sinnieren. Versalzen ist da glücklicherweise nichts, eher geradezu zuckersüß, und doch lässt es sich mit den kaputten Beißerchen anschließend bestens leben – und das nicht nur auf dem Papier.
Highlights
- Hay banana
- Failing at feeling
- Fighting the world
Tracklist
- Restart
- Unlikely force
- 100 million miles
- Mind of a man
- Hay banana
- Real love
- Failing at feeling
- L.A. on my mind
- Tara
- Fighting the world
Gesamtspielzeit: 42:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Robert G. Blume (ausgeloggt) |
2017-05-04 22:47:42 Uhr
Ich finde das Album ganz wundervoll und die 6/10 deutlich zu niedrig. Hab lange nicht mehr so schönen und entspannten 70s-Pop gehört. Bei den Highlights geh ich allerdings mit. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26286 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-05-04 22:24:57 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Gordon Fraser Postings: 2543 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-01-30 17:48:47 Uhr
VÖ 28.04.BNQT is the new indie super-group conceived and led by Eric Pulido of Midlake and featuring Ben Bridwell of Band of Horses, Alex Kapranos of Franz Ferdinand, Fran Healy of Travis, Jason Lytle of Grandaddy with backing from other Midlake members McKenzie Smith (drums), Joey McClellan (guitar) and Jesse Chandler (keys). 01 Restart 02 Unlikely Force 03 100 Million Miles 04 Mind Of A Man 05 Hey Banana 06 Real Love 07 Failing at Feeling 08 L.A. On My Mind 09 Tara 10 Fighting The World Kuriose Mischung. Kann mir noch nicht so ganz vorstellen, was das wird. |
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Referenzen
Midlake; My Morning Jacket; Band Of Horses; Jason Lytle; The Band; The Shins; Holopaw; Bottom Of The Hudson; Built To Spill; Beulah; Girls In Hawaii; Crosby; Stills; Nash & Young; Grizzly Bear; The Cave Singers; The High Llamas; Great Lake Swimmers; Grand Archives; Iron & Wine; Wilco; Neil Halstead; Vetiver; Grandaddy; Rogue Wave; Fruit Bats; Elf Power; Nada Surf; The Spinto Band; Wolfkin; The Wrens; Someone Still Loves You Boris Yeltsin; Maritime; The Promise Ring; The Weakerthans; The Long Winters; Chad VanGaalen; Oxford Collapse; Carissa's Weird; The Dears; Clap Your Hands Say Yeah; Travis; Franz Ferdinand; Folk Implosion; Clem Snide; Mercury Rev; The Beach Boys