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At The Drive-In - In·ter a·li·a

At The Drive-In- In·ter a·li·a

BMG / Warner
VÖ: 05.05.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

In/Karacho/out

"Manchmal kommen sie wieder", hieß es seinerzeit mal bei Stephen King, aber das war natürlich eine maßlose Untertreibung. In der Zwischenzeit hatte man sich eigentlich locker mit dem Gedanken abgefunden, ja, angefreundet, dass "Loveless", "The shape of punk to come" oder eben auch "Relationship of command" einfach keine Nachfolger mehr bekommen werden. Der aktuelle Stand ist bekannt und auch At The Drive-In konnten schon für ein paar Konzerte und jetzt auch neue Studioaufnahmen den inneren Anziehungskräften – welchen Ursprungs auch immer – nicht widerstehen. Ohne Jim Ward allerdings, dessen Fehlen mit einem lapidaren "War auch damals nicht ständig dabei" abgetan wurde. Stattdessen natürlich von der Partie: Omar Rodriguez-Lopez an der Saitenaxt und Frontsirene Cedric Bixler-Zavala. Die hatten zuletzt 2014 als Antemasque auf ähnlichem musikalischen Terrain gemeinsame Sache gemacht. Nun also wieder die alte Hauptband und "In·ter a·li·a", das vierte Album.

Wirft man einen Blick auf die Rateyourmusic.com-Seite von At The Drive-In, wird klar, warum der neue Sprössling nur verlieren kann. Von der Debüt-EP "Hell Paso" in 1994 bis zur finalen Implosion um die Jahrtausendwende steigern sich die aggregierten Wertungen der EPs und Alben stets im Vergleich zum jeweiligen Vorgänger. Aber wozu die Erwartung haben, dass "Relationship of command" getoppt wird? Denn so viel ist klar: "In·ter a·li·a" setzt keine neuen Maßstäbe. Deutlich positioniert sich die Truppe irgendwo im Spannungsfeld der letzten Veröffentlichungen vor der Auflösung und drückt dabei mächtig auf die Tube. Bevor "Ghost-tape no. 9" die Sache ein wenig sanfter und zurückhaltender angeht, wurden bereits neun energiegeladene Kraftpakete durch die Membran geboxt. Als ob sie zeigen müssten, dass sie im gehobeneren Alter nach wie vor die Bude zerlegen können.

Es ist zugleich Schwäche und Stärke von "In·ter a·li·a". Denn At The Drive-In waren immer mehr als nur eine Vollgas-Combo, was sensible Epen wie "Napoleon solo" oder "Invalid litter dept." sowie komplexe Frickeleien der Marke "Rascuache" beweisen. Jetzt beschränken sich Experimente nur noch auf kleine Intros und Outros, der Fokus liegt klar auf den lauten Brettern. Dadurch bekommt die Platte auf der anderen Seite jedoch ein ungeheures Energielevel, der Spaßfaktor ist durchgehend hoch und letzten Endes haben die Texaner einiges an starkem Songmaterial in der Hand. "Tilting at the univendor" sucht die Nähe der Melodien von "In/casino/out", während das folgende "Governed by contagions" eher zur protzigen Soundwand von "Relationship of command" schielt. Und da der erste und letzte Eindruck bekanntlich entscheidend sind, steht am Anfang mit "No wolf like the present" eine rasende Ansage, während der abschließende Tritt in den Hintern des schlagfertigen "Hostage stamps" auch noch Stunden später spürbar ist.

Was "In·ter a·li·a" an Subtilität fehlt, macht es daher mit schierer Willenskraft und wütender Energie mehr als wett. Langeweile wird sowieso verhindert – durch die auf den Punkt gebrachten und einprägsamen Melodiebögen sowie spontanen Einfällen wie die für ein paar Sekunden aus dem Nichts kommende Vintage-Orchester-Einlage im Closer. So dürfte "In·ter a·li·a" zwar unabhängig von der bisherigen, individuellen Präferenz bei niemandem zum Lieblingsalbum der Band werden. Trotzdem gibt es hier letzten Endes nichts zu vermissen. Jim Ward nicht. The Mars Volta oder Sparta nicht. Die Balladen nicht. Und die gute alte Zeit schon mal gar nicht.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • No wolf like the present
  • Pendulum in a peasant dress
  • Torrentially cutshaw
  • Hostage stamps

Tracklist

  1. No wolf like the present
  2. Continuum
  3. Tilting at the univendor
  4. Governed by contagions
  5. Pendulum in a peasant dress
  6. Incurably innocent
  7. Call broken arrow
  8. Holtzclaw
  9. Torrentially cutshaw
  10. Ghost-tape no. 9
  11. Hostage stamps

Gesamtspielzeit: 42:15 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Fiep

Postings: 1203

Registriert seit 29.04.2014

2022-01-10 08:49:55 Uhr
Sorry aber nee. Das sind alles erwachsene. und bei allen acts hast du fans die gerne ihre jugend gefühle nochmals erleben würden. Da muss ein künstler drüber stehen, wen er nicht das gefühl hat wirklich was neues beizusteuern, mit qualität und herzblut.

Nenn mir einen act der sich entweder aufgelöst hat oder verändert hat wo ein gewisser teil der fans nicht schreit "reunion!" oder "back to the roots!!".

GerrysMuchte

Postings: 74

Registriert seit 03.11.2020

2022-01-10 07:25:24 Uhr
Ich finde hier ist klar den Fans die Schuld geben. Gäbe es ihrerseits kein Interesse am Aufwärmen eines längst gestorbenen Projektes aus Nostalgiegründen, hätte es wahrscheinlich keinen finanziellen Anreiz für die Reunion gegeben.

Fiep

Postings: 1203

Registriert seit 29.04.2014

2022-01-10 01:35:31 Uhr
Tja... erinnert mich an ein konzert.
War schon etwas traurig der anblick.

Bin wirklich gespannt was die 2 in zukunft noch aufstellen, aber hoffentlich keine jugendtugenden mehr ausgraben.

Robert G. Blume

Postings: 900

Registriert seit 07.06.2015

2022-01-10 00:42:18 Uhr
Ja, irgendwie fehlen da einfach die großen Songs.

James Bondage

Postings: 58

Registriert seit 09.10.2021

2022-01-10 00:23:54 Uhr
Seit 4 1/2 Jahren kein Eintrag mehr. Da sagt wohl alles über das halbgare und unnötige Comeback. Sie haben es ja versucht, aber mehr als 2-3 gute Songs sind nicht über geblieben. Der Schatten war dann doch zu groß
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