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Happyness - Write in

Happyness- Write in

Bar None / Moshi Moshi / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 07.04.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Gram mit Charme

Warum 3.000 Zeichen verschwenden, wenn man es einfach auf den Punkt bringen kann: Wer sich schon immer gewünscht hat, es gäbe ein Wilco-Album, das klingt wie eine Neuauflage von "Abbey Road", produziert von Leonard Cohen und Willie Nelson, der sollte sich einfach die neue Platte von Happyness zulegen. Die Dreimannkapelle aus London macht auf "Write in" weiter, wo sie 2015 mit "Weird little birthday" begonnen hatte: Alternative-Pop-Rock-Americana-Folk. Na gut, auf den Punkt gebracht wird hier vorerst gar nichts.

Auf "Write in" gibt die Slide-Gitarre der Hammond-Orgel die Klinke in die Hand, um dann wieder klassischen Soundaufbauten mit Rhythmus- und Lead-Gitarre zu weichen, plötzlich ein Waschbrett und brechende Effekte auf der Gesangsspur. Die Platte könnte auch einfach der legitime Nachfolger von Wilcos "Star wars" sein, aber dafür lässt es zu wenig aus. Jeff Tweedy und Co. sahen das deutlich unkomplizierter, die alten Slacker. Wenn Happyness in "Trough windows" plötzlich dann auch noch klingen wie die Fab Four höchstpersönlich, ist das durchaus unheimlich, aber auch unheimlich gut ins 21. Jahrhundert übersetzt. Noch so ein Stück mit Beatles-Referenz ist "The C is A B A G", das wie eine Zeitlupenaufnahme vergangener Tage erscheint, ist das Tempo doch stark gedrosselt.

Die Diversität geht weiter: "Bigger glass less full" kommt mit wild verzerrten Saiten in den Bildausschnitt gehechtet, in "Victor Lazzaro's heart" wechselt der hauptberufliche Gitarrist Benji Compston an die Keys, "Anna, Lisa calls" ist ein 1A-Popsong, dreieinhalb softig-sanfte Minuten untermalt von schmusigen "Bah-bah-bah"-Chören. Manchmal, wie etwa in "The real start again" erinnert die Stimme von Jon EE Allan an Elliott Smith, schüchtern und fast schon gebrochen. Bevor sie aber zerbirst, springt Compston mit einem Gitarrensolo ein. Völlig aus dem Raster fällt "Anytime", dessen Verzerrer den Sound des Trios fast zur Unkenntlichkeit verfremdet, dabei aber immer noch auf klare Melodieführung setzt. "Uptrend / Style raids" ist eine moderne Country-Reproduktion, das abschließende "Tunnel vision on your part" ein unsäglicher Schmachtfetzen mit Glockenspiel und gehauchten Lyrics. Liebevoll beschließt er "Write in".

Genau an dieser Stelle findet sich auch der rote Faden im Schaffen von Happyness: In ihrer Verliebtheit in das eigene Tun, ihrer schier unendlichen Faszination für das Medium Musik. Das allerdings gestaltet sich als Belastungsprobe, denn so ganz werden sie ihre große Liebe naturgemäß niemals begreifen können. Und so ist letzlich doch die Traurigkeit das treibende Element des Trios. Wie Liebeskummer-Geplagte mit Hang zum naiven Optimismus begegnen die Briten ihren Hörern. Dieser Alternative-Pop-Rock-Americana-Folk könnte mit diesem Ansatz auch Dreampop-Schranz-Metal-Minimal-Funk-Klassik sein, er würde genauso ans Herz gehen.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • The real start again
  • Trough windows
  • The C is A B A G

Tracklist

  1. Falling down
  2. The real start again
  3. Anytime
  4. Through windows
  5. Uptrend / Style raids
  6. Bigger glass less full
  7. Victor Lazzaro's heart
  8. Anna, Lisa calls
  9. The C is A B A G
  10. Tunnel vision on your part

Gesamtspielzeit: 45:16 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

schiffsaffe

Postings: 15

Registriert seit 02.06.2016

2017-04-20 11:30:13 Uhr
Irgendwie erinnert mich die Stimme ein bisschen an Elliott Smith. Die Platte wird sicherlich noch ein paar Mal laufen, der Opener und der fünfte Song sind toll.
Johnny Utah
2017-04-19 22:51:04 Uhr
Seite A: Ok bis belanglos, war im Vergleich zur letzten Platte etwas enttäuscht. 6/10

Seite B: Ein tolles Stück nach dem anderen, schön verspielt jammig, fast besser als Weird Little Birthday. 9/10

Gesamtwertung 7,5 mit einem drohend erhobenen Zeigefinger aufgrund der flachen ersten Hälfte.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26283

Registriert seit 08.01.2012

2017-04-12 20:44:15 Uhr
Ja, ist inzwischen getauscht, danke für den Hinweis.
soniclife
2017-04-12 20:04:38 Uhr
Die erste Platte fand ich fast noch spannender und zudem ist es etwas schade, dass die Stücke der letzten EP inklusive Schlusstrack übernommen wurden. Allerdings ist das Eröffnungsstück grandios. Was ich mich frage: habt ihr euch bei dem Coverbild vertan? Das sieht eigentlich komplett anders aus.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26283

Registriert seit 08.01.2012

2017-04-12 17:42:44 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. "Album der Woche"!



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