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San Fermin - Belong

San Fermin- Belong

Downtown / Universal
VÖ: 07.04.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Zugang gelegt

Von den Themen, zu denen wahrscheinlich niemals das letzte Wort gesprochen wird, ist die zwischenmenschliche Gefühlswelt wohl das ergiebigste. Dass sich die San-Fermin-Vokalisten Allen Tate und Charlene Kaye auch auf dem dritten Album "Belong" in der gesamten Zeit ein Call-and-Response-Spiel über Liebe und Leid liefern, ist deshalb nicht überraschend. Manchmal in aufeinanderfolgenden Songs, manchmal im selben. "Oh honey, belong to you", schmachtet Tate im Titeltrack, nur um nachzusetzen: "But not all the time." Zwei Songs später giftet Kaye "I'd rather be dead!" zurück. Einfach ist hier nichts zwischen den Figuren, die Bandkopf Ellis Ludwig-Leone auf seine zwei Bandkollegen projiziert. Nicht selten erinnert das an die kleinen Lebensdramen von The xx. Nur dass San Fermins Kammerpop musikalisch deutlich maximalistischer und virtuoser daherkommt.

"Belong" ist das Album, an dem Stimmen laut werden könnten, dass das Kollektiv stromlinienförmig geworden sei. Zu glatt, zu poppig. Das ist natürlich Quatsch. Vielmehr haben sie gelernt, ihre Stärken zu fokussieren. Auf dem selbstbetitelten Debüt und dem Nachfolger "Jackrabbit" fanden sich zwischen echten Perlen auch verwirrende Interludes und querschießende Experimente. Das hatte in seiner Collagenhaftigkeit durchaus einen gewissen Reiz. Aber jetzt, da "Belong" einen Reigen aus grandios durchdachten und auskomponierten Songs auffährt, muss man feststellen: Es geht auch ohne die Nebenschauplätze. Besser sogar.

Die Vorabsingle "Open" ist mit ihrer schönen Blütenentfaltung nur die Spitze des Eisbergs. Wie die Liebe auch, nimmt "Bride" nicht den geraden Weg ins Herz und kann doch nicht verhindern, dass sich Kayes eindringliches "Don't want the perfect life" im Ohr festsetzt. "August" verkündet zu lieblichem Sound Zeilen wie "I watch you die" und "It kills another one". Tate transportiert in "Better company" hingegen die Lakonie der gewünschten Partner-Umsorgung: "Keep me from the shit I eat / Ask me if I'm working out." Und überlässt gegen Ende einer grandios durchdrehenden Bläserfraktion das Feld. Aus genau dieser schält sich auch in "Perfume" ein Oldschool-Saxophonsolo heraus. Und das in einem Song, der in seiner zackigen Rhythmik schon fast an die Plattentests.de-Forumslieblinge Haim erinnert.

San Fermin haben es mit "Belong" geschafft, ihre Vielfältigkeit und reichhaltige Instrumentierung in ein geschlossenes Werk zu gießen. Der Abschluss stellt das elegant tänzelnde "Cairo" vor die aufbrausende Klimax des fantastischen "Palisades/Storm", ohne dass die Platte ihren Fluss verliert. Ganz zu schweigen von Streichern, Elektronik oder theatralischen Vocals hier und da, alles miteinander verwoben, als wäre es schon immer so gewesen. Klar, es ist jetzt fast lupenreiner Pop. Aber so guter, dass sich innerhalb des Genres der kommende Rest dieses Jahr noch stark anstrengen muss, um diese Ausgeburt an Finesse, Eingängigkeit und Dramatik zu toppen.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Bride
  • Better company
  • No promises
  • Perfume
  • Palisades/Storm

Tracklist

  1. Open
  2. Bride
  3. Oceanica
  4. August
  5. Better company
  6. No promises
  7. Belong
  8. Bones
  9. Dead
  10. Perfume
  11. Cairo
  12. Palisades/Storm
  13. Happiness will ruin this place

Gesamtspielzeit: 49:49 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Editor
2018-02-02 10:54:56 Uhr
"Palisades/Storm" ist wirklich fantastisch. Eine richtige schöne Perle.

Dielemma

Postings: 472

Registriert seit 15.06.2013

2017-04-25 13:49:16 Uhr
der Schreiber von Pitchfork hat anscheinend auch keinen Zugang zum Album gefunden

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

2017-04-23 11:03:03 Uhr
Die Jackrabbit hatte ja auch schon nur ne 5. Ich finde diese Verbindung aus durchaus glattem Pop und dieser Art der Instrumentierung aber hochspannend und keineswegs halbgar, weil alles zu natürlich ineinanderfließt. Hab seit Shields von Grizzly Bear nichts mehr gehört, das sich gleichzeitig so sehr in Popseligkeit und instrumentaler Virtuosität suhlt wie diese Band.
Marc Hogan
2017-04-23 08:47:31 Uhr
Einer der besten Schreiber von Pitchfork hat es erkannt: Halbgares Album.
5.8

Dielemma

Postings: 472

Registriert seit 15.06.2013

2017-04-23 08:06:16 Uhr
finde die 3 Alben im 2Jahrestakt auch in ihrer Gesamtheit beeindruckend. Belong landet für mich ein wenig hinter den anderen beiden, da es ein paar durchschnittliche Songs hat.
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