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Deep Purple - Infinite

Deep Purple- Infinite

Earmusic / Edel
VÖ: 07.04.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

In Rock

Altrocker. Es gibt wenige Begriffe im Wortschatz des gemeinen Kritikers, die so überzeugend ambivalent sein können wie dieser. "Alt" und "Rocker" in einem Wort. Heißt also entweder, je nach Boshaftigkeit, altgedienter Veteran der Rockmusik oder aber auch heruntergekommenes Fossil, das irgendwann den Zeitpunkt eines würdigen Abgangs verpasst hat. Natürlich werden auch Deep Purple nicht jünger. Auf den aktuellen Bandfotos erkennt man eine Riege netter älterer Herren, die so gar nichts gemein haben mag mit den Hippies, die vor tatsächlich schon knapp 50 Jahren die Band gegründet hatten. Die sich aber auch im Jahr 2013 lediglich hinter Rammstein auf dem Billing des Wacken Open Air einreihen mussten und neben der örtlichen Feuerwehrkapelle wohl die ältesten Künstler sind, die die schlammverkrusteten Bretter des größten Metal-Festivals der Welt betraten.

Aber Altrocker? Das trifft dann wohl doch eher auf die Bands zu, die auf den einschlägigen Veranstaltungen vom Alter gebeugt ihre juvenilen Hits zu Vollplayback eher pantomimisch darstellen als tatsächlich zu performen. Vor allem darf diese Begrifflichkeit nach den ersten Minuten von "Infinite" mal locker beiseite gelegt werden. Denn "Time for bedlam" legt dermaßen los, als wären die Herren nicht bereits mitunter jenseits der Siebzig, sondern ein Haufen Jungspunde, die mal richtig Gas geben wollen. Klar, ein Tempo wie weiland zu "Speed king" stehen die Briten vermutlich nicht mehr durch, aber die Riffs des 62 Jahre alten Bandküken Steve Morse galoppieren trotzdem sehr ordentlich, bis Keyboarder Don Airey von der Kette gelassen wird und sich mit dem Gitarristen auf eine derart fabulöse Weise duelliert, als gelte es, den ewigen Hahnenkampf der Bandlegenden Jon Lord und Ritchie Blackmore fortzusetzen.

Gut, sind wir fair. Ein solches Feuerwerk über die komplette Albumdistanz zu verlangen, wäre, nun ja, zu viel verlangt. Aber nach dem schwermütigen, weil durch den Tod von Lord geprägten "Now what?!" haben Deep Purple ohrenscheinlich den Spaß an der Musik zurück gewonnen. Und das lassen sie zu jeder Sekunde deutlich werden. Da wird "All I got is you" durch ein kerniges "I don't give a fuck" garniert, da überzeugt "Get me outta here" durch erneut feine Soloduelle, und "The surprising" ist durch die bockstarken Spannungsbögen und den beherzten Hammond-Einsatz, die den vermeintlich zart-balladesken Einstieg rüde zerreißen, eben genau dies. Und wenn sich die Airey und Morse nicht ins Nirvana solieren, nehmen gewichtige Groover wie "On top of the world " den frei gewordenen Platz ein. Selbst der abschließenden Blues-Jam-Session "Roadhouse blues" nimmt man solch klischeetriefende Lyrics wie "I woke up this morning / I got myself a beer" nicht etwa übel, sondern swingt fröhlich augenzwinkernd mit.

Im kommenden Jahr feiern Deep Purple das 50. Jubiläum ihrer ersten Platten "Shades of Deep Purple" und "The book of Taliesyn". Die Band hätte sich längst zur Ruhe setzen können, und vielleicht hätten es die meisten nach dem Tod eines so visionären Vordenkers wie Jon Lord 2012 auch getan. Der Vorteil einer derart langen Karriere jedoch ist, dass man nichts und niemandem mehr etwas beweisen muss. Vermutlich ist genau dies der Grund, warum "Infinite" auf der einen Seite mit dem dann doch irgendwann bevorstehenden Ruhestand kokettiert, aber vor Selbstbewusstsein und überschäumender Spielfreude nur so strotzt. Natürlich muss Frontmann Ian Gillan seinem angeschlagenen Stimmvolumen in manchen Teilen Tribut zollen. Aber statt seinen Altersgenossen aufs Sofa zu folgen, tobt der 71-Jährige nach wie vor wie ein junger Gott über die Bühnen dieser Welt. 2016 wurden Deep Purple endlich in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen. Sollte "Infinite" tatsächlich die letzte Platte der Briten sein, wäre das ein Abschied voller Würde.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Time for bedlam
  • All I got is you
  • The surprising

Tracklist

  1. Time for bedlam
  2. Hip boots
  3. All I got is you
  4. One night in Vegas
  5. Get me outta here
  6. The surprising
  7. Johnny's band
  8. On top of the world
  9. Birds of prey
  10. Roadhouse blues

Gesamtspielzeit: 45:43 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Kallewirsch

Postings: 10

Registriert seit 28.03.2020

2020-08-01 09:13:10 Uhr
Wäre das Album auf einem anderem Schreibtisch gelandet, hätte man eventuell die Zeilen "Mal ehrlich. Wer braucht denn heutzutage noch neue Musik von Bands wie Deep Purple?" gelesen und ne 5 als Wertung :D
Aber passt schon so

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2017-06-01 19:57:36 Uhr - Newsbeitrag
DER SONG “JOHNNY’S BAND” – AUS DEM AKTUELLEN ALBUM “INFINITE” – WIRD ZU EINEM VIDEO-CLIP.

NEUE EP / SINGLE FÜR JULI 2017 ANGEKÜNDIGT.

Heute feiert das brandneue Video für den Song „Johnny’s Band” der Rocklegenden DEEP PURPLE Premiere.

Der Track stammt aus Deep Purples aktuellem Chartalbum „inFinite“, welches am 7. April 2017 veröffentlicht wurde und in sage und schreibe 18 Ländern die Top 10 der Albumcharts stürmte. Einmal mehr konnten die Hard Rock-Legenden gleich mehrere in ihrer magischen 50-jährigen Bandgeschichte aufgestellte Chartrekorde brechen.

„Johnny’s Band” ist ein liebevolles Porträt einer fiktiven Band, die zu schnell zu viel Erfolg erreichte – und dabei jede einzelne Sekunde intensiv genoss. Und – wie sollte es anders sein – löst sich Johnny’s Band auf, nur um einige Jahrzehnte später festzustellen, dass der magische Moment auf der Bühne zu stehen das einzig Wahre ist – selbst wenn der Hype, der Erfolg und der Ruhm längst vergangen sind.

In ihrer Vorstellung spielen sie weiterhin vor jubelndem Publikum in großen Hallen.

Roger Glover erklärt: "Johnny is Everyman, Johnny’s Band is Everyband. It seems that many bands follow the same path… small beginnings, lucky breaks, success, good times, too much fun, problems, split ups, reunions, then it’s the good old days. I’ve seen it so often, it’s the stereotypical history.

Any resemblance to any band, alive or not, is mere coincidence. No animal was hurt in the making of this video."

Das Video wurde von Craig Hooper und Collin Games ausgearbeitet und gedreht, die sich beide bereits für den Deep Purple-Musikfilm „From Here To inFinite“ verantwortlich zeichneten.

Das Video zu „Johnny’s Band“ kann ab sofort auf earMUSICs offiziellem youtube-Kanal angesehen werden:



Der Song ist Teil des aktuellen Studioalbums „inFinite“.

Im Juli erscheint bei earMUSIC eine Collector’s Edition-Single mit bisher unveröffentlichten Liveaufnahmen. Die Single wird ebenso digital erhältlich sein.

Zurzeit befinden sich Deep Purple auf ihrer Welttour und spielen Abend für Abend vor tausenden von begeisterten Fans. Im Rahmen ihrer „inFinite – The Long Goodbye Tour“ spielt die Band erstmals Songs aus ihrem bahnbrechenden Album „inFinite“, unter diesen natürlich auch „Johnny’s Band“.

Harry
2017-03-30 15:09:04 Uhr
Danke toller Bericht und ich kann nur voll zustimmen, die Herren habens einfach drauf. Freu mich schon auf die Live-Konzerte

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2017-03-29 21:37:24 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2017-03-07 20:26:00 Uhr - Newsbeitrag
Hallo Armin,

um die Wartezeit bis zum neuen Deep Purple Album "InFinite" zu überbrücken, gibt es ab heute zusätzlich zum bereits angekündigten Kino-Film "From Here To InFinite" (UCI/Cinestar 16.März, 20 Uhr) ein brandneues Musikvideo zur neuen Single "All I Got Is You" (VÖ: 10.03.2017). Ein echter Hingucker!


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