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Greg Graffin - Millport

Greg Graffin- Millport

Anti / Epitaph / Indigo
VÖ: 10.03.2017

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der alte Mann und die Musik

Klar klingt das eine Spur zu despektierlich, aber Greg Graffin begleitet viele Menschen wohl nicht nur gefühlt durch ihr gesamtes bisherige Leben. Der Bad-Religion-Sänger war auch nie der verrückte, ruhelose Zausel, von dem man sich stets fragen musste, welche Flausen er denn nun schon wieder im Kopf hat. Keine stilistischen Eskapaden, keine acht Millionen Seitenprojekte und sieben Hauptbands. Einfach nur Doctor Greg Graffin, wie er sich in seinen Social-Media-Accounts zu nennen pflegt, und eben die Musik. Seine Musik. Zumindest seine Vesion davon, die sich in diesem Leben ganz bestimmt nicht mehr verändern wird. Egal ob nun Bad Religion oder Graffin solo vorne drauf steht.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man auf "Millport" zehn Punkrocker vorfindet, mit dem Unterschied, dass dieses Mal eben Social Distortion an den Instrumenten hantieren durften. Wie schon auf "Cold as the clay" stellt Graffin Akustikgitarre, Piano, Mandoline, Fiddle, Banjo, eine Wagenladung Chöre und was sonst alles in irgendeiner Form nach Folk oder Country klingt in den Vordergrund, und breitet seine Geschichten über dieses zurückgenommene Fundament aus. Und wie schon bei allen anderen Songs, die der Mann bislang geschrieben hat, erkennt man schon beim ersten Hinhören, wer die neun neuen Stücke auf "Millport" ersonnen hat. Und wer sich Norman Blakes "Lincoln's funeral train" angenommen hat. Wie sollte es auch anders sein. Und warum sollte man sich daran auch großartig stoßen? Wer mit dem bisherigen Werk Graffins etwas anfangen kann, wird von "The backroads of my mind" herzlich in Empfang genommen. Das klingt dann heimelig statt altbacken, im besten Sinne entspannt statt langweilig. Wenn man will. Und wenn Graffin und Co. wollen, wird es sogar vergleichsweise laut. Dann stampft das bereits erwähnte, verschleppte "Lincoln's funeral train" vorbei, lässt ein paar verzerrte, kräftige Akkorde und ein Solo von Herzen da und verlangt sachte nach Wiederholung.

Und wenig später schnappt sich "Time of need" die zwar furchtbar ausgenudelte, aber trotzdem gewinnende Melodie des "Amen"-Gospel und legt Worte wie "All your hard work / And all you made known / Will be carved on a 12-inch-stone" und "No religion can help this time of need" darüber. Greg Graffin als Lausbub. Er ist eben doch noch für die ein oder andere Überraschung gut. Ein Eindruck, den das vorab veröffentlichte "Making time" in dicken Lettern an die Wand malt und kräftig unterstreicht. Weil Graffin selten so extrem eingänig klang. Da lässt man das Lamento von der nicht vorhanden Innovationskraft dieser Songs denn auch gerne beiseite. Da lässt man gerne unter den Tisch fallen, dass dieses Album manchmal nach einer weniger verzerrten Version von Bad Religions "The new America" klingt. Und sieht "Millport" als das, was es ist: Ein willkommener Einblick in Graffins musikalische Sozialisation. Ein selbstbewusstes Album eines Mannes, der sich in seiner künstlerischen Haut pudelwohl fühlt.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Lincoln's funeral train
  • Time of need
  • Making time

Tracklist

  1. Backroads of my mind
  2. Too many virtues
  3. Lincoln's funeral train
  4. Millport
  5. Time of need
  6. Making time
  7. Shotgun
  8. Echo on the hill
  9. Sawmill
  10. Wax wings

Gesamtspielzeit: 31:47 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Xurro
2017-03-21 20:31:55 Uhr
Livemitschnitt aus Chicago in sehr guter Audio- und Videoqualität:

https://www.youtube.com/watch?v=JpKOHPH4G9E&feature=youtu.be

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2801

Registriert seit 14.06.2013

2017-03-14 17:51:45 Uhr
"Making time" klingt, als würden Bad Religion Country machen. Den Song könnte man auch schnell spielen. :) Nicht schlecht, brauche ich aber auch nicht so dringend.

Fenogas

Postings: 22

Registriert seit 25.10.2015

2017-03-14 16:19:56 Uhr
Hmm, das meiste was ich von der Platte gehört habe klingt sehr nach leicht verdaulichem Country Gedudel. Irgendwie fehlt mir die Melancholie der Vorgänger, z.B. The Fault Line, Talk about Suffering oder Don't be Afraid to Run
zwiegespalten
2017-03-14 14:49:36 Uhr
irgendwie klingt das nach dem Soundtrack,zu dem man vor 40/50/60 Jahren irgendwo im Tiefen US-Süden mit Pickup, Latzhose und Pumpgun auf Jagd nach schwarzen Mitbürgern oder Langhaarigen aus der Stadt ging.
Es könnte sich hierbei um die letzten Szenen aus Easy Rider handeln, die sich da vor dem geistigen Auge abspielen...nunja, die Mucke konnte/kann ja nix dafür.
Abgesehen davon klingts altbacken. Genau das, was die Herren selbst vor 30/40 Jahren verteufelt haben...
Aber unter dem Einfluss von Schnaps bei schwülen 30 Grad im Abendrot am Baggersee und von Mücken gepiesackt könnte es passen.
Xurro
2017-03-10 19:47:24 Uhr
Schönes Ding. 7/10!
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