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Hannes Orange - Komm mit

Hannes Orange- Komm mit

Ariola / BMG
VÖ: 27.01.2002

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schatten werfen keine Schatten

Alles anschnallen: Hannes Orange entführt uns in den Streichelzoo des Pop. Hier werden die Tracks noch ohne Antibiotika-Gitarren gefüttert, hören auf possierliche Namen wie "Frühstück für zwei" oder "Verzeih mir" und verlassen niemals das 08/15-Melodie-Gatter. Was macht man in so einem Streichelzoo am besten? Dem großen Ziegenbock kurz die Hörner streicheln, die Kinder spielen lassen und sich selbst schnellstmöglich in die nächste Bar mit ordentlicher Musik entfernen.

"Komm mit" ist eine Platte, die reibungslos ins Ohr geht und mindestens ebenso reibungslos wieder hinaus. Zwölf handzahme Widerkäuer: Zehn mal das Thema Liebe, einmal das Wetter und ein "Lola rennt"-Sample. Fertig ist die idyllische Langeweile für Anhänger eindimensionaler Klischeewelten. Hannes Orange schippert gemächlich über die Sandbänke der Unterhaltungsindustrie, den Schlager immer drohend in Sichtweite. Schiffbruch erleiden kann man angesichts der Konkurrenz nicht, Seemannsabzeichen gibt es aber auch nicht zu holen.

Wenn die Musik niemandem weh tut, kann man dies positiv als Konsensorientierung deuten. Bei den Texten hingegen sollte man nachfragen, ob solche Banalitäten nicht doch von einer Lageweile-Zensurbehörde verboten gehören. Herr Orange muß ja nicht gleich zur bewaffneten Revolution aufrufen und den schönen schwarzen Sticker mit Grüßen an die Eltern einsacken, aber gesungene Tagebucheinträge über Damen wie Lena oder Tordis üben auf den nichteingeweihten Hörer ungefähr so viel Reiz aus wie dem Sängerknaben beim Zähneputzen über die Schulter zu schauen.

"Komm mit mir in meinen kleinen Bambusbungalow / Ich frag da sicher nicht jede / Doch Du hast mich so angetan mit deiner außergewöhnlichen Art / Du bist wunderschön und dazu noch ziemlich smart." Ähnliche Teenager-Poesie wie in "Positiv" findet sich zuhauf auf einer Platte, die voller Selbstbewußtsein jede Geschmacksnorm unterläuft. Die platten Verse werden hauptsächlich benötigt, um von der Monotonie der "Keyboard meets Gitarre"-Arrangements abzulenken. Gelingt es Hannes Orange dann wie bei "1994" doch mal, eine feine Melodielinie in den Gehörgang einzuspeisen, ist der Ärger über die restlichen vierzig Albenminuten umso größer. Alles in allem eine ärgerliche Bestätigung vieler Ressentiments gegenüber deutscher Popmusik, obwohl diese es wirklich nicht verdient hat.

(Thorsten Thiel)

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Highlights

  • 1994

Tracklist

  1. Verzeih mir
  2. Ozean
  3. Erinnerung
  4. 1994
  5. Wien
  6. Positiv
  7. Tordis
  8. Frühstück für zwei
  9. Wenn Lena weint
  10. Heiter bis wolkig
  11. Komm mit
  12. Fragen in rot

Gesamtspielzeit: 45:19 min.

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