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Various Artists - Lazarus (Original cast recording)

Various Artists- Lazarus (Original cast recording)

Jones Tintoretto / Columbia / Sony
VÖ: 21.10.2016

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 10/10

I was meant for the stage

Dass David Bowie als weiteres letztes Vermächtnis neben seinem finalen Album "Blackstar" ein Musical mit seinen Songs hinterließ, ist eigentlich nur passend. Theatralik, Pathos, das Schlüpfen in verschiedene Rollen – all das zieht sich durch Bowies gesamtes Schaffen wie ein roter Faden. Das mit dem irischen Autor Enda Walsh entstandene "Lazarus" ist als Fortsetzung zu Walter Tevis' Roman "Der Mann, der vom Himmel fiel" gedacht, in dessen Leinwandadaption Bowie 1976 seine erste Filmrolle einnahm. Uraufgeführt im Dezember 2015 in New York, markierte die Premiere des Schauspiels gleichzeitig Bowies letzten öffentlichen Auftritt vor seinem Tod einen Monat später. Die ausgewählten Songs fokussieren vorwiegend Bowies Hochphase in den Siebzigerjahren sowie die späten Werke seit 2013. Und als Köder für alle Fans enthält das Musical drei zuvor unveröffentlichte Stücke, welche aus den "Blackstar"-Sessions stammen.

Die vorliegende Doppel-CD fasst einserseits die Studioaufnahmen der Originalbesetzung zusammen und bietet zusätzlich – neben dem titelgebenden Stück – die Bowie-Aufnahmen der drei neuen Songs. Diese sind es durchaus wert, entdeckt zu werden, allen voran das dezent ins Dissonante kippende "Killing a little time", in welchem er mit hektischen Vocals wieder Angesicht zu Angesicht mit dem Tod steht: "Get away from me / I'm falling, man / I'm choking, man." Das dramatische "No plan" ruft melodisch dagegen Parallelen zu dem von Bowie sehr geschätzten "Tilt" von Scott Walker hervor, während "When I met you" einen energischen, krachenden Abschluss bereitet. Zwar ist es nicht so, dass eines der Stücke auf "Blackstar" etwas wirklich hätte ersetzen können oder sollen, aber als Nachklapp zu seinem letzten großen Werk machen sie unterm Strich eine gute Figur.

Die Cast-Aufnahmen bewegen sich weitestgehend im saxophongeschmückten Sound von "Blackstar", weshalb vor allem die jüngeren Stücke äußerst originalgetreu daherkommen. Hauptdarsteller Michael C. Hall, Serienfans aus "Dexter" bekannt, gibt dabei eine beeindruckend ähnliche Bowie-Impression ab und auch den anderen Darstellern kann auf gesanglicher Ebene absolut kein Vorwurf gemacht werden. Dass "Lazarus" zudem auf der Bühne offensichtlich funktioniert, darauf lassen die begeisterten Kritiken zu den Vorstellungen schließen. Doch nun hat man eine Platte ohne visuelle Begleitung vorliegen, in steriler Studioumgebung aufgenommen. Und da offenbart sich schnell ein Dilemma: Man kann die Originalversionen der Songs nicht aus dem Kopf bekommen, wenn man diese Musical-Fassungen hört. Der Vergleich drängt sich ständig auf – und Bowie gewinnt fast immer.

Einzig "This is not America" übertrifft durch ein atmophärisches Arrangement die ohnehin nicht arg brilliante Vorlage. "The man who sold the world" entzieht sich außerdem clever dem Vergleich durch eine radikal reduzierte Elektronisierung und beleuchtet dadurch erfolgreich eine komplett neue Facette des Stücks. Und Bowies besten Song, das von Sophia Anne Caruso eindringlich gesungene "Life on Mars?", hätte man wohl auch mit Triangel und Kinderrassel umsetzen können und es wäre ein Highlight. Doch grundsätzlich wirken die Versionen zu professionell, abgeklärt und zu oft mutlos. Es fehlt etwas – sei es die Seele, die visuelle Komponente oder eben David Bowie selbst. Vielleicht ist es unfair, aber es ist schlichtweg unmöglich, "Lazarus" mit neuen Ohren zu hören. Und an wen soll dieses Album sonst gerichtet sein, außer an diejenigen, die mit Bowies Werk bereits vertraut sind?

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • The man who sold the world (Charlie Pollack)
  • Life on Mars? (Sophia Anne Caruso)
  • Lazarus (David Bowie)
  • Killing a little time (David Bowie)

Tracklist

  • CD 1
    1. Hello Mary Lou (Goodbye heart) (Ricky Nelson)
    2. Lazarus (Michael C. Hall and Original New York Cast of Lazarus)
    3. It's no game (Michael C. Hall, Lynn Craig and Original New York Cast of Lazarus)
    4. This is not America (Sophia Anne Caruso and Original New York Cast of Lazarus)
    5. The man who sold the world (Charlie Pollack)
    6. No plan (Sophia Anne Caruso)
    7. Love is lost (Michael Esper and Original New York Cast of Lazarus)
    8. Changes (Christin Milioti and Original New York Cast of Lazarus)
    9. Where are we now? (Michael C. Hall and Original New York Cast of Lazarus)
    10. Absolute beginners (Michael C. Hall, Cristin Milioti, Michael Esper, Sophia Anne Caruso, Krystina Alabado and Original New York Cast of Lazarus)
    11. Dirty boys (Michael Esper)
    12. Killing a little time (Michael C. Hall)
    13. Life on Mars? (Sophia Anne Caruso)
    14. All the young dudes (Nicholas Christopher, Lynn Craig, Michael Esper, Sophia Anne Caruso and Original New York Cast of Lazarus)
    15. Sound and vision (David Bowie)
    16. Always crashing in the same car (Cristin Milioti)
    17. Valentine's day (Michael Esper and Original New York Cast of Lazarus)
    18. When I met you (Michael C. Hall and Krystina Alabado)
    19. Heroes (Michael C. Hall, Sophia Anne Caruso and Original New York Cast of Lazarus)
  • CD 2
    1. Lazarus (David Bowie)
    2. No plan (David Bowie)
    3. Killing a little time (David Bowie)
    4. When I met you (David Bowie)

Gesamtspielzeit: 82:07 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
hanko
2016-12-22 22:08:49 Uhr
braucht kein mensch, diese platte. 3 bowie-songs als ep und gut ist

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2016-12-22 21:08:17 Uhr
Frisch rezensiert.

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