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Shindy - Dreams

Shindy- Dreams

Ersguterjunge / Sony
VÖ: 11.11.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Nichts war das Gleiche

Eigentlich war ja geplant, die Finger davon zu lassen. Spätestens seit der Nicht-Bewertung von Bushidos "Sonny Black" galt bei Plattentests.de die Prämisse, einen weiten Bogen um den Berliner Rapper und sein Label "Ersguterjunge" zu machen. Weil Bushidos Kunst die Demagogie ist, weil er es musikalisch eh nicht wert ist. Dass sein Buddy Shindy nun aber nun ein solch okayes Album ablieferte, welches zudem hierzulande wie in Österreich und der Schweiz direkt auf Eins schoss, gereichte zur Ausnahme von der somit bestätigten Regel. Okay ist nicht gut, jawoll, denn was der Platte lyrisch fehlt ist über weite Strecken der Belang. Hätte man wohl auch nicht anders erwartet. Immerhin verherrlicht sie dafür keine Mafiaverstrickungen. So oder so, musikalisch schlägt sich das Ding sich ziemlich stark.

Aber von vorne: "Dreams" heißt das vierte Studioalbum des Rappers aus Bietigheim-Bissingen. Ein Blick aufs Artwork erscheint dabei konsistent. Der kleine Michael Schindler steht da in der Scherenschnitt-Kollage zwischen Palmen, Ferrari, Rolex, Stratocaster, ein paar heißen Girls – inklusive Clara Schumann auf dem 100-DM-Schein – und einer Schatztruhe. Andere Kids wollten Feuerwehrmann werden, klein Michi halt Playa. Drumherum weites Blau, unten eine kleine weiße Unterschrift. Den Bub, den Himmel, die Signatur, das kennt man irgendwoher: Ein Blick auf das Titelbild von Drakes "Nothing was the same" zeigt deutliche Zusammenhänge. Sicher kein Zufall, denn kein Deutsch-Rap-Album zuvor klang so sehr nach dem Kanadier wie eben "Dreams".

Innovativ ist das zwar nicht, aber kurzweilig. "Roli", die erste Single vom Juli 2016, erinnert stark an "Started from the bottom". Interessant zu sehen, dass dieses Machschema auch auf deutsch funktioniert. "Dreams" spielt mit Eingängigkeiten und ist dabei erfolgreich. In "Family first" zum Beispiel macht das Violinen-Sample wirklich Spaß und obgleich der Deutsch-Grieche Dr. Dre zu seinem persönlichen Vorbild erklärt, ist der Track deutlich happier, als es ebenjener es wohl jemals zugelassen hätte. Die Trompete in "Statements" hat einen ähnlichen Charakter wie zuvor die Geigen. Herr Schindler hebt sich verbal auf das "Savas-Level". Die Skills dazu fehlen ihm zwar, mit der Zeile "Ego größer als Shaquille O'Neal" trifft er den Nagel aber schließlich auf den Kopf, ohne dabei großartig Sympathien zu verspielen. Bushido featured den Song und fügt sich ziemlich sang- und klanglos ein. Genauso auch in "Art of war", welches diesmal ein Pianothema und erneut einen Drake-Bezug anführt.

Der Titeltrack lässt es ganz langsam angehen: Erneut bilden Streicher das Rückgrat des Stücks, die gesungene Hook ist theatralisch, fügt sich aber dezent ins Gesamtgeschehen. In "Heartbreak hotel" gibts Autotune nebst Glockenspiel, Battle-Rap in "Zahlen", Selbstreflexion in "31. Dezember" – schön auf den Punkt gebracht in der Zeile: "Was ist das Leben ohne Rolex wert?" Genau an dieser Stelle lässt der Rapper durchblicken, wie groß die Sinnlosigkeit des ganzes Games am Ende doch auch ihm erscheint. Man merkt: Seit "Panamera Flow"-Zeiten hat sich Shindy letztlich doch auch textlich weiterentwickelt. Viel mehr gibt es zwar nicht zu lernen auf "Dreams", dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, kann man sich die Platte völlig frei von Gewissensbissen reinziehen.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Roli
  • Family first
  • Heartbreak hotel

Tracklist

  1. Kudamm X Knesebeck
  2. Family first
  3. Roli
  4. Hallelujah (feat. Rin)
  5. Dreams
  6. Heartbreak hotel
  7. Art of war (feat. Bushido)
  8. Me, myself & I
  9. Playerhater (feat. Ali Bumaye)
  10. Statements (feat. Bushido)
  11. Monogramm
  12. Zahlen
  13. Laas Abi Skit
  14. 31. Dezember
  15. Eggs Benedict

Gesamtspielzeit: 49:17 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

edegeiler

Postings: 2913

Registriert seit 02.04.2014

2016-12-04 17:27:28 Uhr
Jop ein gut aufgelegter bushido erzählt/pöbelt sich witzig und prägnant über dunkle/minimalistische beats.
chillzill
2016-12-03 23:24:13 Uhr
Bushido legt viel mehr wert auf simple und verständliche raps, und erzählt auch Sachen die er selbst auch erlebt hat in seiner Jugend, das ist für mich Real HipHop. wenn ein Kollegah mehr Wert auf diese verschachtelten Raps legt mag er zwar technisch der bessere sein aber HipHop ist doch kein Zirkus!
Fapper
2016-12-03 16:08:42 Uhr
Die Rezensionen waren auch mal besser und vor allem niveauvoller. Aber die Seite geht ja eh schon lange vor die Hunde.
Schwarz
2016-12-03 14:44:06 Uhr
Die Rapskills von Bushido sind vergleichbar mit denen von DJ Bobo oder Oli P.

Abgesehen davon, dass das natürlich Bullshit ist, hat nie jemand (übrigens auch nicht Bushido selbst) behauptet das er technisch der beste Rapper unter der Sonne ist. Aber wenn das das einzige Kriterium für gute Musik wäre, wäre das auch ziemlich arm, nicht wahr?
@Schwarz
2016-12-03 14:30:19 Uhr
Die Rapskills von Bushido sind vergleichbar mit denen von DJ Bobo oder Oli P.
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