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Toy - Clear shot

Toy- Clear shot

Heavenly / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 28.10.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Aus dem Sumpf

Eine Gefahr, der gerade psychedelische oder krautrockige Bands anheimfallen: Sie verlieren sich im Klangsumpf. Das leicht Wirre, oft Wiederholende, sich lieber in alle Richtungen Ausbreitende, also die Form, bestimmt dann die Songs. Diese dauern lange, weil sie lange dauern wollen, anstatt es zu können oder gewinnbringend zu sein. Das Improvisation schlägt das Songwriting. Auch die Briten von Toy neigen dazu, sich in diesen Sumpf zu begeben, was die letzten beiden, in kurzer Zeit auf den Markt gezupften Alben "Toy" und "Join the dots" auf merkwürdige Weise verschleierte. "Clear shot" ist schon des Titels wegen ein Versprechen. Und beginnt mit einem Getöse, als würde man Flugzeugturbinen anschmeißen, um mit ein wenig Anlauf endlich abheben zu können.

Sonst ist es wieder die tiefe Verbeugung, die wie bei Tame Impala, Temples oder The Horrors den Zeitsprung in die späten 1960er vollzieht. Lässige E-Gitarrenlicks klappern durch "Another dimension", ein vertrackter Harmoniegesang zieht sich durch "Clouds that cover the sun", bis einige Kraftakkorde für die neugefundene Klarheit sorgen. Sexwitch hieß das Projekt, bei dem Toy noch mit Natasha Khan von Bat For Lashes in eine cinematographische Weltmusikweite aufgebrochen sind. Die dort vertiefte Begeisterung für wirbelnde Synthesizer prägt nun auch "Clear shot", wie im Dreampop von "Jungle games". Obendrein fand die Band in den Eve Studios in Stockport nahe Manchester einige verstaubte Tasteninstrumente und ergänzte die lange Liste der stilprägenden Künstler um Filmkomponisten wie Ennio Morricone oder John Barry.

Chris Coady übernahm die Produktion, der schon den Sound für Beach House, TV On The Radio oder Yeah Yeah Yeahs ausgestaltet hat. "Cinema" erhält dadurch eine große Palette an verschmelzenden Klangfarben. Auf den Vorgängern waren hierfür noch die Gitarren zuständig, die deshalb auf "Clear shot" die zielführende, melodientragende Rolle übernehmen. Und wie befreit wirken. Das temporeiche, eingängige "I'm still believing" darf hingegen weiterhin die Indie-Discos erfreuen. Trotzdem verlässt den Hörer nicht dieses undeutliche Vorgefühl, diese Ahnung, dass Toy soeben erst dabei sind, sich endgültig vom Sumpf zu verabschieden.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Clear shot
  • Another dimension
  • Clouds that cover the sun

Tracklist

  1. Clear shot
  2. Another dimension
  3. Fast silver
  4. I'm still believing
  5. Clouds that cover the sun
  6. Jungle games
  7. Dream orchestrator
  8. We will disperse
  9. Spirits don't lie
  10. Cinema

Gesamtspielzeit: 50:21 min.

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