Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


The Radio Dept. - Running out of love

The Radio Dept.- Running out of love

Labrador / Broken Silence
VÖ: 21.10.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Haltet die Presse

Es ist ein Satz, der wohl niemandem so weh tun wird wie derjenigen, die ihn schreiben muss: The Radio Dept. sind bisher einfach nicht gut weggekommen auf Plattentests.de. Dabei ist diese Mischung aus Dream- und Indie-Pop doch eigentlich gern gesehen und gehört, lädt sie nicht nur aufgrund der Genre-Bezeichnung meist zum gemütlichen Träumen ein. Bei den Schweden wusste man bisher eben auch einfach, was man zu erwarten hatte. Mit ihrem neuen Werk "Running out of love" ändert sich das gewaltig: Da muss der halbwegs vorgefertigte Artikel für die Lokalzeitung glatt in den Papierkorb verschoben werden. Haltet die Presse! The Radio Dept. haben eine Dance-Platte produziert!

Und nicht nur das: "Running out of love" ist eine vertonte Kriegserklärung, das erkennt man schon am Cover. Die Band legt sich aber nicht nur mit einer Gruppierung an, sondern eröffnet das Feuer glatt an mehreren Fronten. Rassisten, Faschisten, die schwedische Regierung, die Waffenlobby und sogar ihr eigenes Label bekommen ihr Fett weg – es ist ohnehin das letzte Album, das bei Labrador erscheint. The Radio Dept. erkämpfen sich ihre Freiheit und nennen das Eröffnungsstück ihrer musikalischen Allzweckwaffe passenderweise "Sloboda narodu" – Freiheit fürs Volk. Das Motto jugoslawischer Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg wird untermalt von melancholisch angehauchten Synthies und tropischen Percussions. Hier und da scheint es kleinere Explosionen zu geben und dennoch wirkt dieser Einstieg äußerst hoffnungsvoll.

Deutlich angriffslustiger kommt "Swedish guns" daher, das mit Hitchcock-Streichern im Rücken ein düsteres Bild zeichnet: "Who can be to blame for Swedish guns? / A clue, it's in the name / A diabolic shame", pinkeln sie den hohen Amtsträgern bissig ans Bein, während die anfangs nur oberflächlich entspannte Melodie mehr und mehr unter die Haut geht. Dass es beim nächsten Unglück jeden treffen könnte, zieht sich wie ein allgegenwärtiges Thema durch das Album – auch durch den TripHop-getränkten Funk von "Committed to the cause" oder den Neunzigerjahre-Clubtrack "Occupied". Der überzeugt nicht nur dank seines "Twin Peaks"-Samples, sondern auch aufgrund seines zum Nachdenken anregenden Textes: "He poked some holes in the lid so you could breathe / Always so unselfish / And to this day he still feels that way / No sign of remorse / You get the hose / If you oppose."

All das bedeutet aber nicht, dass The Radio Dept. ihre malerischen Klanglandschaften vollkommen über Bord geworfen haben: Das zynische Schulterzucken von "This thing was bound to happen" lädt zum sehnsüchtigen Ausblick und Sternezählen aus dem nächsten Fenster ein, nur um sich anschließend mit dem Unschulds-Pop von "Can't be guilty" ins frisch überzogene Bett zu legen. "If I'm innocent when I dream / Then I'll be dreaming", heißt es in diesem wohl zahmsten Stück des Albums, der das ob der vielen weltlichen Qualen längst gebrochene Herz dennoch nur langsam zu trösten weiß. Aber auch die Schweden wissen: Stillstand bedeutet Rückschritt. Und so begibt sich der Abschlusstrack "Teach me to forget" zurück auf den rabenschwarzen Dancefloor, der nur von immer wieder aufblitzenden Lichtstrahlen erhellt wird. Der Rhythmus wummert tief im Untergrund und setzt sich doch – kaum spürbar, aber kontinuierlich – im Gehörgang fest. So entstehen beizeiten die besten Ideen, und The Radio Dept. haben offensichtlich so einige davon.

(Jennifer Depner)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Swedish guns
  • Occupied
  • Can't be guilty
  • Teach me to forget

Tracklist

  1. Sloboda narodu
  2. Swedish guns
  3. We got game
  4. Thieves of state
  5. Occupied
  6. This thing was bound to happen
  7. Can't be guilty
  8. Committed to the cause
  9. Running out of love
  10. Teach me to forget

Gesamtspielzeit: 45:05 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

neutral

Postings: 61

Registriert seit 08.01.2014

2017-02-04 22:14:23 Uhr
War in der 20 Uhr Vorstellung. Hat Spass gemacht. Natürlich viele neue Songs gespielt. Kommen gut Live. So richtig über voll war es trotz ausverkauften Hauses nicht. Hätten meiner Meinung noch locker 30 Leute reingepasst.

Gordon Fraser

Postings: 2543

Registriert seit 14.06.2013

2017-01-30 10:31:42 Uhr
Jepp, eines um 20:00 Uhr und eines um 23:30 Uhr. Jeweils in der Kantine Berghain.
hä?
2017-01-30 09:42:00 Uhr
zwei Konzerte an einem Tag??

Gordon Fraser

Postings: 2543

Registriert seit 14.06.2013

2017-01-30 08:33:52 Uhr
Nahezu die komplette kleine Tour jetzt ist ausverkauft. Am Freitag in Berlin sogar ein zusätzliches zweites Konzert am gleichen Abend - natürlich auch ausverkauft. Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass die so gefragt sind und jetzt echte Probleme, noch eine Karte zu bekommen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2016-11-16 21:23:30 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify