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Omar Rodriguez-Lopez - Infinity drips

Omar Rodriguez-Lopez- Infinity drips

Ipecac
VÖ: 21.10.2016

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Um Himmels Willen

Weise Worte sagte er damals, Tom Hanks in der Rolle als naiver Sanftling Forrest Gump. "Das Leben ist wie ein neues Album von Omar Rodriguez-Lopez – man weiß nie, was man kriegt." Oder wie war das noch genau? Nach den 34 Minuten Synapsen-Dauerfeuer von "Infinity drips" ist es schwer, einen klaren Kopf zu behalten. Inspiriert ist das achte Album der Ipecac-Serie von Rodriguez-Lopez durch Einflüsse der Vokalistin Teri Gender Bender, deren Mutter eine starke Vorliebe für indische Musik an den Tag legte. Da der Texaner ohnehin immer für exotische Zutaten offen war, kam es dazu, dass die beiden mit Samples aus Indien sowie eigenen Field Recordings experimentierten und Gender Bender ein paar Zeilen darüber hauchte. Was sich in der Theorie kurios anhört, entwickelt sich praktisch zu einer mittelschweren auditiven Katastrophe.

In der Pralinenschachtel der zwölf 2016er-Alben entpuppt sich "Infinity drips" als das Schokoladenstück, welches mit Senf gefüllt wurde. Dass die Mehrheit der kaum voneinander zu unterscheidenen Stücke nach Sternen und anderen Himmelskörpern benannt ist, hat seinen Zweck. Selbige sieht der Hörer nämlich, wenn er das zusammengestümperte Gebräu das erste Mal in voller Länge überstanden hat. Am angenehmsten sind noch die instrumentalen Ambient-Zwischenpassagen, die meist aus statischem Gewaber oder sphärischen Loops bestehen und zumindest für ein paar Momente den Puls beruhigen. Ein Stück wie "Baten Kaitos" schafft es sogar in seinen knapp zwei Minuten, ein durchaus wohliges Setting zu erzeugen.

Doch die beiden Schnipselkinder durchbrechen die Atmosphäre stets mit Gedängel aus indischem Geschwurbel, elektronischem Gezirpe und Gender Benders Gesang, der möglicherweise einen Trancezustand symbolisieren soll, aber in der Regel nur teilnahmslos und willkürlich klingt. Zudem scheinen alle Tonspuren irgendwie zufällig aufeinander gelandet zu sein, Gespür für Rhythmus, Dynamik und Stimmung wird dringend vermisst – eine einigermaßen stimmige Ausnahme wie "Nihal" bestätigt die Regel. Trauriger Tiefpunkt dieses Spiels ist dagegen der Abschlusstrack "Manir al Shuja", in welchem offenbar noch ein plappernder Straßenprediger hinzugemischt wurde, die Kakophonie durch den Gehörgang dröhnt und die Unhörbarkeit ihr Maximum erreicht. Der helle Drone-Ton am Ende kommt da förmlich erlösend.

Wie das Treiben auf einem überfüllten indischen Markt geht "Infinity drips" schon nach kurzer Zeit tierisch auf den Geist und reiht sich leider in die Riege der entnervenden Ausfälle in der Omar-Diskographie ein – höchstens das Dröhnen von "Despair" oder die Kollaboration mit Jeremy Michael Ward sind noch darunter angesiedelt. Dabei hätte ein Jam mit dem Sitar Hero Omar Rodriguez-Lopez seinen Reiz haben können. Aber der artifizielle Charakter und die verstörende Oberfläche verhindern das Aufkommen jeglicher Stimmung und lassen meist nach ein paar Minuten die Lust am Hören vergehen. Die Britin Anoushka Shankar hat beispielweise in diesem Jahr ein durchaus beachtenswertes Werk mit vorwiegend indischen Einflüssen und Sitar-Klängen geschaffen. "Infinity drips" hingegen ist mit seiner Strukturlosigkeit und Abwechslungsarmut hauptsächlich eines: dilettantisch.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Nihal
  • Baten Kaitos

Tracklist

  1. Na'ir al Saif
  2. Azha
  3. Jabhat al Akrab
  4. Microscopium
  5. Tania Borealis
  6. Lacerta
  7. Zuben el Genubi
  8. El Nath
  9. Nihal
  10. Baten Kaitos
  11. Edasich
  12. Er Rai
  13. Manir al Shuja

Gesamtspielzeit: 34:18 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Infinity
2016-11-19 13:55:37 Uhr
Drip

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9319

Registriert seit 26.02.2016

2016-11-18 23:45:32 Uhr
@Pa:

Zitat von Teri:

My mother loves Indian music, so when I was little I had the fortune of being in an environment of spices and Middle Eastern music. Omar and I worked on an album where it’s just Indian music, samples turned into neatly crafted hymns with some Spanish lyrics, some others are English lyrics.

Dass da noch einiges anderes reingemischt ist, mag gut sein, aber indische Versatzstücke sind für mich da ganz deutlich rauszuhören. Der Aufnahmeort hat nun auch nicht zwingend was mit der enthaltenen Musik zu tun.
Fiep()
2016-11-18 10:52:35 Uhr
Naja, wurde nicht angekündigt, das es prinzipiell noch welche gäbe, die in einer kürzeren serie nächstes jahr veröffentlicht werden? Vl bild ich mir das auch nur ein
Pa
2016-11-18 10:41:18 Uhr
Indisch?

Oh man...

Das sind Aufnahmen aus Jerusalem.
Und eine Star ist nirgends auf diesem Album zu hören.
Das sind eher Baglamas und dergleichen.
.
Omar-Mania
2016-10-30 12:40:56 Uhr
und kein Ende!
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