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Oh Pep! - Stadium cake

Oh Pep!- Stadium cake

Star House Collective
VÖ: 16.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Bauchgefühl

Immer diese Konflikte zwischen Bauch und Kopf: Man braucht eigentlich nur Milch und Suppenwürfel, doch auf wundersame Weise landen Pizza und Eis im Einkaufswagen. Oder man entscheidet sich für die Familie oder den sicheren Job, obwohl man eigentlich viel lieber noch eine Weile ohne Verpflichtungen durch die Welt tanzen will.

Olivia Hally und Pepita Emmerich vom australischen Folkpop-Duo Oh Pep! haben ihren eigenen Weg gefunden, sich diesem nervigen Dilemma zu entziehen: indem sie ganz einfach nur noch das machen, was sie wollen, und sei es auch weniger massentauglich. Ihre Vorliebe für das Verschrobene entdeckten sie als junge Mädchen in ihrer gemeinsamen Highschool-Zeit beim Sezieren und Neu-Zusammensetzen von Coversongs. Auf ihrem Debütalbum verarbeiten die inzwischen 24-Jährigen nun vor allem die ätzenden Seiten des Erwachsenwerdens: Entscheidungen fällen, Kompromisse eingehen, Grübeln und Irrtümer eingestehen. Musikalisch gesehen folgen die beiden jedoch unbeirrbar ihrem Instinkt.

Der Opener "Bushwick" zum Beispiel beginnt mit einer gedämpften Stimmung und eigenwilliger Mandolinenbegleitung, um dann nahtlos in eine eingängige Melodie überzugehen. Doch wenn der Hörer gerade seinen Mitwipprhythmus gefunden hat, nehmen Oh Pep! plötzlich das Tempo raus und lassen ihn eine Weile lang zappeln, bevor der treibende Beat wieder einsetzt. So kitzeln die beiden ein Maximum an Vielfalt aus jeder Nummer, bauen gerade so viele überraschende Wendungen ein, wie der Song verkraftet, ohne auseinanderzufallen. Hally trägt die Songs mit ihrem sanften, nie zu dick auftragenden Gesang; Emmerich steuert neben ihrer Stimme ihr multiinstrumentales Talent bei. Sie hat unter anderem die Gitarren-Schrammel-Technik auf der Geige perfektioniert, zu bewundern in dem bezaubernden Auftritt, den das Duo für das npr-Format Tiny Desk Concerts beisteuerte. Hier wird auch der Beweis erbracht, dass die Songs akustisch gleichermaßen fesseln: "The race" berichtet trotz des mitreißenden Rhythmus von der heilsamen Wirkung der Enschleunigung und funktioniert in reduzierter Fassung mit Gesang, Schlagzeug und Geigenpizzicato wunderbar.

Die Vorabsingle "Doctor Doctor" bildet ein dramaturgisches sowie musikalisches Highlight der Platte: Eine etwas ziellose Gesangslinie, die nur von einem repetitiven Geigenmotiv zusammengehalten wird, mündet ebenso plötzlich wie passend in einen unglaublich poppigen und mitsing-tauglichen Refrain. Der Song erzählt von einer ungewollten Schwangerschaft. Die gut gemeinten Ratschläge von Therapeut, Doktor und der eigenen Mutter lassen die Protagonistin nur umso deutlicher erkennen, dass sie im Grunde mit ihrer Entscheidung auf sich selbst zurückgeworfen ist. "I know what I want and it’s not what I need", lautet ihr Fazit. Ein Bonmot, mit dem es sich gut identifizieren lässt, auch in Bezug auf diese Platte: Vielleicht braucht man die Musik von Oh Pep! nicht zwingend. Aber man kriegt davon genauso wenig genug wie von Pizza und Eiscreme.

(Eva-Maria Walther)

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Highlights

  • Bushwick
  • Doctor doctor
  • Tea, milk & honey

Tracklist

  1. Bushwick
  2. Wanting
  3. Crazy feels
  4. Doctor doctor
  5. Tea, milk & honey
  6. Crazy now
  7. Only everyone
  8. The situation
  9. Happenstance
  10. The race
  11. Seven babies
  12. Afterwards

Gesamtspielzeit: 43:54 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-09-07 21:20:41 Uhr
Frisch rezensiert.

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