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St. Paul & The Broken Bones - Sea of noise

St. Paul & The Broken Bones- Sea of noise

Sony
VÖ: 09.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Pimp up the jam

"Ich kann es kaum erwarten, unsere Karrieren zu zerstören." Paul Janeway, Sänger der inzwischen auf acht Köpfe angewachsenen St. Paul & The Broken Bones, sagte das sicher nicht ohne Augenzwinkern. Ein Stück Protektionismus mag auch reinspielen. Denn was seine Band seit der Veröffentlichung ihres Debüts "Half the city" erlebte, war ein sich selbst befeuernder Konzertmarathon: Wo die Band auftrat, hinterließ sie staunende Gesichter; die Hörerschaft wuchs, Auftritte und mediale Präsenz mehrten sich. Zwischen dem Club-Gig vor circa 250 Leuten in Köln im August 2014 (samt umwerfender Version von "Try a little tenderness") und dem Opening-Slot für die Rolling Stones vor Zehntausenden Anhängern lag nicht mal ein Jahr. Janeways Aussage drückt also schon mal rechtzeitig auf die Tempobremse, insbesondere weil "Sea of noise" seine Retro-Schlangenhaut abgestreift hat.

"Flow with it"? Überhaupt kein Problem bei dem Groove, den zarten Gitarrenlicks und dem ungeschliffenen Bassknurren. Stellvertretend für die Addition von Funk steht "Midnight on Earth", bei dem sich auch Isaac Hayes noch einmal auf die Tanzfläche gewagt hätte. Immer enger spannt sich das Netz des Stücks, übertrumpfen sich die kanonischen Bläserfanfaren, verschwimmen das Keyboard und Janeways Gesang. Man könnte auch sagen: St. Paul & The Broken Bones bauen ihre eigene Wall of Sound auf 60s-Fundamenten. Gerade im letzten Drittel der Songs nutzen sie das gestalterische Element, sprechen in "Sanctify" Trompeten heilig, ehe Janeway im fiktiven Brief an Gott, "Burning Rome", der sakral-empathischen Manie verfällt. "Angels fall / But hold me when I'm afraid."

Die Herren aus Alabama zehren weiter vom Southern Soul und R&B der Sechzigerjahre, vitalisieren ihn aber durch eine deutlich modernere Produktion und satteren Sound. Ein Stück wie "I'll be your woman" hätte es ohne die Schule Marvin Gayes nicht gegeben, einen Standard wie "Tears in the diamonds" aber auch nicht zwingend gebraucht. Das filetierte Arrangement von "Brain matter" spielt ein wenig mit dem unbeschwerten Girl-Group-Sound vergangener Tage und Orgel- sowie Bläserklänge sind mindestens mittelbare Ehrerweisungen an die Sixties. Nicht zuletzt arrangierte Lester Snell die Streicher, was er zu den Hochzeiten des Soul in den Stax-Studios auch für Isaac Hayes oder The Staple Singers tat – und offensichtlich über die Jahre nicht verlernt hat. Streicher sind neu im St.-Paul-Universum, auf "Sea of noise" mindestens ebenbürtig mit der Blechblas-Sektion und im Refrain der Single "All I ever wonder" sogar dynamischer Antrieb. "I can't tell which side I'm on / I can't tell what's right or wrong."

St. Paul & The Broken Bones exzellenter Ruf als Retro-Soul-Gruppe hängt unmittelbar mit Janeways Entertainer-Qualitäten und seiner schweißgetränkten Predigerperformance im Geiste Otis Reddings zusammen. Sein Vater war wirklich Pastor, da verwundert der stimmgewaltige, aber dezent agierende Tennessee-Mass-Chor im Gospel-Intro "Crumbling light post, part 1" nicht. Angelehnt an ein Zitat Winston Churchills repetiert Janeway: "Crumbling light post in a sea of noise." Damit wäre auch der Albumtitel platziert und der Lärm mit Leben gefüllt, zeigt sich doch der Background des anderthalbminütigen Intros als harmonisches Dröhnen, das an der Grenze der Übersteuerung im Raum noch lange nachhallt. Das "Crumbling light post"-Motiv kehrt noch zwei weitere Mal auf "Sea of noise" zurück. Ein Album, das weniger Herzschmerz denn Erlösung in sich trägt, und keine Karrieren zerstören wird. Verzeihung, Mr. Janeway.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Midnight on Earth
  • All I ever wonder
  • Sanctify
  • Brain matter

Tracklist

  1. Crumbling light post, part 1
  2. Flow with it
  3. Midnight on Earth
  4. I'll be your woman
  5. All I ever wonder
  6. Sanctify
  7. Crumbling light post, part 2
  8. Waves
  9. Brain matter
  10. Burning Rome
  11. Tears in the diamond
  12. Is it me
  13. Crumbling light post, part 3

Gesamtspielzeit: 41:14 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-03-07 19:56:09 Uhr - Newsbeitrag
St. Paul & The Broken Bones im Juli in Deutschland
Im Juli kommen St. Paul & The Broken Bones wie bereits angekündigt nach Darmstadt, um die Songs ihres jüngsten und zweiten Albums „Sea Of Noise“ live zu präsentieren. Jetzt haben Paul Janeway und seine Jungs bestätigt, dass sie noch drei weitere Auftritte spielen werden. Die neue Platte bedeutet einen Quantensprung für die Band aus Alabama - erweitert und vertieft der Nachfolger von „Half The City“ das musikalische und textliche Spektrum doch erheblich. Das liegt nicht zuletzt daran, dass jetzt drei Bläser, statt nur einem, Teil der Broken Bones sind und dass der Einsatz von Streichern die klanglichen Möglichkeiten erheblich erweitert hat. Das erste Album wurde live im Studio eingespielt, mit einer Band, die erst fünf Monate zusammen war, und einem Sänger, der noch nie professionell aufgenommen hatte. „Das war nicht falsch“, sagt Janeway heute, „aber das war erst der Anfang.“ Jetzt sind St. Paul & The Broken Bones die Soulband, auf die wir alle lange Jahre gewartet haben - und live reißen sie wirklich alle von den Hockern. Schön, dass sie im Sommer erneut zu uns auf Tour kommen.

15.07.2017 Darmstadt – Centralstation (@Sommerperlen)
16.07.2017 Lörrach - Stimmen Festival (Burghof)
17.07.2017 Erlangen - E-Werk
20.07.2017 Dresden - Beatpol

Mehr Infos und Musik unter stpaulandthebrokenbones.com/, facebook.com/St.PaulandTheBrokenBones, twitter.com/StP_BrokenBones, instagram.com/stpaulandthebrokenbones, stpaulandthebrokenbones.bandcamp.com/ und soundcloud.com/spbb-1.

Tickets für die beiden Clubshows in Erlangen und Dresden gibt es ab sofort für 25,00 Euro zzgl. Gebühren an allen bekannten CTS–VVK-Stellen sowie unter der Hotline
01806 – 853653 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf), auf fkpscorpio.com und eventim.de.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-08-31 21:08:25 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

gawain

Postings: 109

Registriert seit 13.06.2013

2016-05-23 21:26:02 Uhr
Oh, da freue ich mich aber mal mit. "Half The City" war grandios.

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2016-05-23 21:14:51 Uhr
Neues Album.
Erscheint am 9. September 2016

https://www.facebook.com/St.PaulandTheBrokenBones/videos/1015229815192407/

Große Vorfreude meinerseits.
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