Nots - Cosmetic
Heavenly / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 09.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Zusammenhängend
Plattentests.de-Lehrstunde! Was ist eigentlich ein sogenannter Rattenkönig? Es seien jedenfalls vorab alle gewarnt – eine Bildersuche zum Thema empfiehlt sich nicht. Denn: Als Rattenkönig bezeichnet man einen Haufen Ratten, die an den Schwänzen miteinander verknotet und/oder durch Dreck und diverse Körperflüssigkeiten verklebt sind, was zur Folge hat, dass sich die Tiere nicht mehr voneinander lösen können und im schlimmsten Fall daran verenden. Die Band Nots aus Memphis widmet diesem Albtraum jedes Hausmeisters glatt einen ganzen Song.
"Rat king", das zweite Stück auf "Cosmetic", ist dabei nicht mal ansatzweise so eklig, wie sein Titel vermuten lässt. Im Gegenteil: Das Frauenquartett hat in den gut anderthalb Jahren seit Erscheinen seines Debüts "We are Nots" nur an Stärke gewonnen und kostet diese nun in vollen Zügen aus. Nots sind noch selbstbewusster, noch bestimmter und noch leidenschaftlicher – klebrig wird es hier allerdings auch. Wenn Sängerin Natalie Hoffman im besagten "Rat king" etwa über brachialem Schlagzeugspiel und zu rasiermesserscharfer Gitarre dem neuen Herrscher den Marsch bläst, klingt das eher aufmüpfig denn gehorsam. Und sorgt alsbald für die ersten Schweißperlen auf der Stirn.
Das körperliche Nass breitet sich aus: In der rasanten Lo-Fi-Punknummer "No novelty" zeigen Nots eindrucksvoll, dass auch sie für so einige feuchte Shirts sorgen können und sie sich keine Sekunde lang hinter anderen rotzigen Memphis-Musikgrößen verstecken müssen. Der leider viel zu früh verstorbene Jay Reatard etwa lässt immer wieder grüßen: Sei es im melodisch-schrammeligen Garage-Rock von "Inherently low", der an das 2009er-Werk "Watch me fall" erinnert oder im Titeltrack, in dessen Schwermut und Trotz mindestens zwei der vielen verschiedenen Facetten Reatards durchblitzen.
Mit dem psychedelisch-dröhnenden "Fluorescent sunset" hätten sie derweil locker auch in der Riot-Grrrl-Bewegung Anfang der Neunzigerjahre mitspielen können. "Cosmetic" wirkt dabei trotz der vielen Referenzen wie aus einem Guss: Keiner der Songs tanzt aus der Reihe, sondern fügt sich nahtlos ins Gesamte ein. Und im grandiosen siebenminütigen Abschlusstrack "Entertain me" – dem mit Abstand längsten Stück der ohnehin nur etwas mehr als halbstündigen Platte – halten sie auch noch ihre eigene Flagge hoch. Frei nach der 19-jährigen Olympia-Turnerin Simone Biles: Nots sind nicht die zweiten Reatards, die dritten Bikini Kill, die vierten Vivian Girls – sondern die ersten Nots. Lang leben diese Königinnen.
Highlights
- Rat king
- Inherently low
- Entertain me
Tracklist
- Blank reflection
- Rat king
- Cold line
- New structures
- Cosmetic
- No novelty
- Inherently low
- Fluorescent sunset
- Entertain me
Gesamtspielzeit: 34:46 min.
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Referenzen
The Coathangers; No Joy; Bleached; Vivian Girls; 2:54; Sleater-Kinney; Menace Beach; Perfect Pussy; Ex Hex; Girlpool; Dum Dum Girls; Breeders; Bikini Kill; Heavens To Betsy; Bratmobile; Excuse 17; Wild Flag; Blouse; Savages; Eternal Summers; Siouxsie And The Banshees; The Organ; La Luz; Skinned Teen; Veronica Falls; Joanna Gruesome; Huggy Bear; Patti Smith; Kim Gordon; Sonic Youth; X-Ray Spex; The B-52's; Pussycat Trash; Japandroids; Jay Reatard; The Reatards; Ty Segall; Ty Segall Band; Ty Segall & White Fence; Ty Segall & Mikal Cronin; Thee Oh Sees; Epsilons; Sic Alps; The Traditional Fools; The Perverts; Japanther; Metz; Fuzz; King Khan & BBQ Show; Party Fowl; The Dirtbombs; No Age; Women; Girls Names; Male Bonding; Pissed Jeans