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Bantam Lyons - Melatonin spree

Bantam Lyons- Melatonin spree

Kshantu / Broken Silence
VÖ: 08.07.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Aus der Zwirbeldrüse

Morgenstund hat Gold im Mund? Mag sein, manchmal kann der Tag jedoch auch weitaus unerfreulicher anfangen. Zum Beispiel, wenn man nach einer mehr feuchten als fröhlichen Nacht aus der Kneipe fliegt, weil man sich gewaltig danebenbenommen hat und die Leidtragenden diverser Pöbel- und Grapsch-Attacken im ersten Licht schon warten, um einem verdientermaßen die Fresse zu polieren. Wie im jüngsten Video von Bantam Lyons aus Frankreich, wo sich der Protagonist im wahrsten Sinne des Wortes eine blutige Nase holt. "Smack my bitch up" von The Prodigy in gerecht sozusagen. Gut, dass zu dem Fratzengeballer wenigstens die richtige Musik läuft: "Away from the bar" enthält neben Ratschlägen für angehende Abstinenzler auch trocken-akzentuierten Post-Punk mit Schlagzeug-Rollkommando, ehe sich die Gitarren am Ende in dynamischem Frontalaufprall so strubbelig machen, dass man das "Post" vor dem Punk auch kurz vergessen darf. We Were Promised Jetpacks' "Quiet little voices" flüstern schon Beifall.

Und es passt ins Bild, dass Bantam Lyons – obwohl allesamt Fans des heimischen Zweitligisten Stade Brest – auf ihrer ersten Single "I want to be Peter Crouch" ihre Bewunderung für den britischen Stoßstürmer ausdrückten: Auch auf "Melatonin spree" geht es häufig stürmisch zu, wenn das Quartett um Frontmann Loïc Le Cam seine Songs mit Wucht und Präzision vorantreibt und im finsteren Wald auf dem Cover sowohl an düster-melancholischen Sumpfblumen als auch verwunschen duftendem Kraut schnüffelt. Und sogar alte Bekannte trifft: "Something familiar" war bereits auf der 5-Track-EP aus dem Jahr 2014 vertreten und bekommt nun einen Wurmfortsatz samt Drum-Break und finaler Explosion spendiert, und auch "Beds" gibt sich anfangs allenfalls gesanglich schläfrig und kickt einen forschen Neo-Motorik-Beat in Appliance-Manier vor sich her. Doch natürlich kann auch dieses Stück irgendwann nicht mehr an sich halten, und die befreiende Eruption folgt auf dem Fuße. Gitarrenfeuer und vokales Durchdrehen inklusive.

Bantam Lyons treiben auf "Melatonin spree" also ein planvolles Spiel mit Gegensätzen wie heiß und kalt, laut und leise – was auch das Zirbeldrüsen-Hormon im Albumtitel erklärt, das beim Menschen für den Tag-Nacht-Rhythmus zuständig ist. Bevorzugt zirbeln, pardon zwirbeln sich die Bretonen allerdings durch die Dunkelheit: Le Cams Stimme erinnert oft an den belegten Bariton von Editors-Sänger Tom Smith, das erotisiert brodelnde "Deft hands" addiert einen Hauch Dark-Wave-Verzweiflung, wobei die Pfoten auf dem Luxuskörper der Geliebten bleiben. Hoffen wir, dass der Shoegaze-Erdwurm "Leopard print wife-beater" in dieser Hinsicht kein böses Omen ist – einen opulenten Abschluss für dieses prächtige, wenn auch etwas kurz geratene Debüt gibt er aber allemal ab. Und künftig darf die Band in Interviews dann auch auf Englisch erzählen, dass sie sich nach einem Rennbahn-Glücksritter aus James Joyces "Ulysses" benannt hat. Französisch geht nämlich schnell etwas auf die Augen. Und es ist ja noch früh am Morgen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Away from the bar
  • Beds
  • Something familiar

Tracklist

  1. Away from the bar
  2. Slowly sliding (Tranx)
  3. Beds
  4. Michel
  5. Something familiar
  6. Deft hands
  7. Leopard print wife-beater

Gesamtspielzeit: 38:15 min.

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User Beitrag

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2016-07-13 22:42:19 Uhr
Ich hab eine. Und zwar geht die so ganz spontan nach dem ersten Kennenlernen des Albums so: Album ist ziemlich gut, Anfang (Away from the Bar! Beds!) und Ende sind sogar grandios.
Könnte sich ähnlich gut entwickeln wie seinerzeit das Debüt von We Were Promised Jetpacks.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2016-07-13 20:43:56 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?
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