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Babyfather - BBF hosted by DJ Escrow

Babyfather- BBF hosted by DJ Escrow

Hyperdub / Cargo
VÖ: 01.04.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Hurra die Welt geht unter

This makes me proud to be British.

This makes me proud to be British.

This makes me proud to be British.

So startet das neue Album von Babyfather, auch bekannt als Dean Blunt.

So startet das neue Album von Babyfather, auch bekannt als Dean Blunt.

So startet das neue Album von Babyfather, auch bekannt als Dean Blunt.

This makes me proud to be British. Eine Zeile, die sich satte 100 Mal wiederholt, bis sie sich wie ein Parasit in jeder Hirnwindung eingenistet hat und sogar noch nachhallt, wenn sie längst verstummt ist. Dazu eine sinnlich anmutende Melodie, irgendwas Akustisches, ein Piano im Hintergrund dazu, Meeresrauschen, am Ende kommt eine störende Sirene dazu. This makes me proud to be British. Blunt, eine Hälfte des wundersamen Elektro-Duos Hype Williams, lädt zum Weltuntergangs-Dinner ein, sein neues Album "BBF hosted by DJ Escrow" ist ein Mysterium wie die Menschheit selbst, die sich lieber selbst zerstört als einander zu helfen. Wer ist DJ Escrow? Weiß man nicht. Verrät Blunt auch nicht. Es könnte ein Freund von ihm sein, wahrscheinlich ist er es aber selbst. So wie Babyfather eigentlich ein Kollektiv an Musikern sein soll statt einer Einzelperson. This makes me proud to be British. Das verkündete Craig David im Jahr 2000, als ihm der MOBO-Award überreicht wurde. Blunt selbst sagte in einem Interview: "I'm not British. I'm not British at all. The British told me that." Zum Kopfschütteln. Und zum Kopfnicken.

"BBF hosted by DJ Escrow" ist im Grunde Satire at its best. Das fängt beim Artwork an: ein Hoverboard mit Union-Jack-Muster, in dessen Hintergrund die Sonne über dem auswechselbaren Großstadt-Dschungel Londons untergeht. Das geht weiter beim Opener "Stealth intro", natürlich dem längsten der insgesamt 23 Stücke, der über die eine, bereits genannte Zeile nicht hinauskommt und sich dann auch noch zwei Mal wiederholt, mit den simpel "Stealth" und "Stealth outro" benannten Songs in der Mitte und kurz vor Ende des Albums, beide leicht verändert, beide dekoriert mit den von Craig David durchaus ehrlich gemeinten und von Blunt absichtlich zynisch geklauten Worten. Dann gibt es da noch diese hohe, für viele gar nicht wahrnehmbare Frequenz, "The mosquito" genannt, 2005 im UK entwickelt, die normalerweise nur junge Leute unter 25 hören können und die durch die hohen Schallwellen bei Bedarf vertrieben werden – McDonald's gefällt das. Ein Störgeräusch für herumlungernde Teenies also. This makes me proud to be British. Dazwischen finden sich oftmals nur Songfragmente denn richtige Songs, die die Apokalypse von der britischen Insel aus beobachten – oder gar von dort aus starten?

Blunt versteckt sich jedenfalls nicht hinter dem Drang zur Gefälligkeit. "Prolific deamons" und "Flames" bieten zusammen fünf Minuten an Distortion-Power, verzerrten Noise, in die der ominöse DJ Escrow immer wieder irgendwelche unverständliche Parolen hineinplappert, ein Handy klingelt und am Ende ein Eisentor auf- oder zugeht. This makes me proud to be British. Hin und wieder finden sich fast schon echte Songs, oftmals vom HipHop geküsst, so etwa das eklektische "Hells angles", in dem sich die vollkommen unverzerrte Stimme Blunts bei seiner keifenden Freundin entschuldigt. Oder auch "Motivation" mit einem fast klassischen Beatmuster und den intimen Zeilen "Everybody's here when I get it / But ain't nobody here when I hit it / Forget it." Satte 20 Sekunden wartet Blunt anschließend, um mit "You're never gonna get it, boy" den letzten, jeden Kampf beendenden Treffer zu landen. Zu einem weiteren Highlight des Albums gehört einer der drei Songs, in denen der Ausnahme-Produzent Arca ausgeholfen hat: "Meditation", in dem sich die Person oder das Kollektiv Babyfather tatsächlich an die Babymother wendet und sich dabei in einem dichten Grime-Teppich verfängt. In einem anderen Arca-Beitrag, dem gerade mal 40-sekündigen "Snm", fühlt man sich mit dumpfer Melodie und ständigem Handygeklingel so allein und gesichtslos wie in der vollen U-Bahn zur Feierabend-Zeit.

Jene Gesichtslosigkeit ist es auch, die die Welt untergehen lässt. Jeder kämpft für sich, Außenseiter sind nicht erwünscht, bitte keine eigenen Gedanken, das ist nur aufmüpfig und anstrengend, die Regierung regelt das alles schon. This makes me proud to be British. Wie Kaugummi zieht sich das von Streichern unterstützte "God hour", in dem Mica Levi alias Micachu von Good Sad Happy Bad den Gesangspart übernimmt – obgleich sie mehr in sich hineinnuschelt als sich wirklich an andere zu richten. Umso präsenter wirkt Arca in seinem letzten Beitrag, dem hymnenartigen "Deep", einer der spannendsten Tracks von "BBF hosted by DJ Escrow", weil es völlig für sich allein eine gleichermaßen geisterhafte wie vollkommen fassbare und motivierende Stimmung erzeugt. Deutlicher wird es nur noch im düsteren "N.A.Z.", das den Holzhammer daheim lässt und dennoch alles andere als unbewaffnet ist: "What you gonna when they do a drive-by? / What you gonna do, make another mum cry? / What you gonna do? / What you gonna do?" Blunts letzter Output, das 2014 veröffentlichte "Black metal", mag rein musikalisch ein echteres Album zu sein, noch nie aber war Blunt konsequenter in seiner Konzept-Kunst, nie mit voller Absicht noch mehr zwischen Genie und Wahnsinn wandelnd, nie auch nur annähernd so revolutionär wie hier. Der Sehende unter den Blinden? Eher das Gesicht unter den Gesichtslosen. Blunt schreckt nicht vor der Welle zurück, die den Untergang der Welt markiert. Er reitet sie bis zum Schluss. This makes me proud to be British.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Meditation (feat. Arca)
  • Motivation
  • God hour (feat. Micachu)
  • N.A.Z.
  • Deep (feat. Arca)

Tracklist

  1. Stealth intro
  2. Greezebloc
  3. Meditation (feat. Arca)
  4. Escrow
  5. Shook
  6. Motivation
  7. Prolific deamons
  8. Platinum cookies
  9. Esco freestyle
  10. Stealth
  11. God hour (feat. Micachu)
  12. N.A.Z.
  13. Juice
  14. Hells angles
  15. Killuminati
  16. Escrow 2
  17. Deep (feat. Arca)
  18. Escrow 3
  19. The realness
  20. Flames
  21. Snm (feat. Arca)
  22. Stealth outro
  23. Message

Gesamtspielzeit: 50:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
einmischer
2016-05-09 11:11:40 Uhr
naja. das ist schon ziemlicher nonsens, der hier geschrieben steht. trotzdem gute platte
!
2016-05-05 04:51:08 Uhr
Ja genau, zu eng siehst Du das.
?
2016-05-04 12:33:08 Uhr
Also ich entdecke nicht nur Rechtschreibfehler, sondern auch Anschlussfehler, schiefe Metaphern und viel Blabla. Hirnrissige Vergleiche.

Ein Satz wie: Wie Kaugummi zieht sich das von Streichern unterstützte "God hour", in dem Mica Levi alias Micachu von Good Sad Happy Bad den Gesangspart übernimmt – obgleich sie mehr in sich hineinnuschelt als sich wirklich an andere zu richten."

Daran stimmt doch nix. Oder sehe nur ich das so eng?


Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2016-05-03 18:25:56 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

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